"Es war ein unglaubliches Jahr für das Team", sagt Christian Horner. Red Bull baute nicht nur das schnellste Auto, sondern gewann auch die wichtigsten Rennen und sicherte sich vorzeitig den Konstrukteurstitel. "Das bedeutet dem Unternehmen sehr viel. Es ist die Erfüllung eines Traums, den Herr Mateschitz vor über sechs Jahren hatte."

Für das Team bedeutet der Konstrukteurstitel sogar mehr als der Fahrertitel. "Die Fahrer-WM hat Prestige für den Zuschauer, aber für die Teammitglieder haben beide einen ähnlichen Wert", erklärt Horner. "Es wäre das Tüpfelchen auf dem i, wenn wir beide gewinnen würden. Aber der Gewinn der Konstrukteurs-WM gegen solch unglaubliche Gegner wie Ferrari und McLaren war für die Designer, Aerodynamiker und Mechaniker eine tolle Sache."

Fahrer müssen entscheiden

Die Zeit des Feierns ist jedoch bis Sonntag vorbei. Jetzt gilt die Konzentration dem Gewinn des Fahrertitels. "Wir werden beide Fahrer gleich unterstützen", betont Horner mal wieder. "Das Ziel muss es sein, das Rennen zu gewinnen." Die Gegner, sprich Fernando Alonso, könne man nicht kontrollieren. Die Entscheidung über einen Platztausch überlässt Horner komplett den Fahrern.

"Wenn einer unserer Fahrer den Titel nicht mehr gewinnen kann, aber in einer Position ist, um dem anderen Fahrer zu helfen, hoffe ich, dass beide das erkennen. Wir werden aber keinen Befehl geben, das müssen die Fahrer selbst entscheiden." Die nötigen Informationen würden die Fahrer während des Rennens selbst erhalten. "Es ist erstaunlich, wie viel sie auf den Videowänden sehen. "Die Frage ist, würde ein Fahrer den Sieg aufgeben, damit sein Teamkollege die WM gewinnt? Diese Frage kann nur ein Fahrer beantworten. Wenn er das machen möchte, ist das seine Geste, keine Anweisung vom Team."

Anderer Motor für Webber

Mark Webber möchte auch am Sonntagabend noch lachen, Foto: Sutton
Mark Webber möchte auch am Sonntagabend noch lachen, Foto: Sutton

Der Schlüssel dafür sei Fernando Alonso. "Zunächst müssen wir selbst in einer guten Position sein, dann kommt es darauf an, wo Fernando ist. Wenn Sebastian etwas für seinen Teamkollegen unternimmt, dann sicher ganz am Ende des Rennens, denn Alonso könnte immer noch ausfallen." Allerdings gebe es ohnehin keine Garantie dafür, dass beide Fahrer vorne liegen würden. "Wir dürfen unsere Gegner nicht unterschätzen", betont Horner.

Die Technik soll in der WM-Entscheidung keine Rolle spielen. Vettels Motorschaden in Korea lag an einem fehlerhaften Pleuel, Webber hatte in Brasilien Probleme mit der Wassertemperatur. "Wir könnten seinen Motor hier im Rennen einsetzen, aber Mark hat eine gute Motorensituation und deshalb haben wir entschieden, dem Risiko mit diesem Motor aus dem Weg zu gehen und einen anderen Motor mit wenig Kilometern Laufleistung zu fahren."

Dabei ist Horner durchaus bewusst, dass Webber bislang in dieser Saison noch keinen einzigen Defekt hatte, Vettel hingegen sehr viele. "Es wäre schade, wenn die Zuverlässigkeit jetzt eine Rolle spielen würde", so Horner. Dennoch würden sich beide Fahrer jagen, wenn sie gegeneinander um den Titel fahren müssten. "Sollte Fernando ausfallen, werden sie gegeneinander fahren und sich gegenseitig ans Limit treiben."