Viel wurde vor dem Rennwochenende in Sao Paulo über eine mögliche Teamorder bei Red Bull spekuliert. Das Team erteilte diesen Gedankenspielen eine klare Absage - und hielt sich im Rennen daran. Sebastian Vettel und Mark Webber fuhren einen ungefährdeten 1-2-Sieg ein und sicherten dem Rennstall damit die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Gleichzeitig haben beide Fahrer beim WM-Finale in Abu Dhabi noch eine Chance auf den Gewinn des Fahrertitels.

"Wir hatten einen guten Start, Nico hatte zu viel Wheelspin und ich habe mich innen durchgequetscht, das war der Schlüssel zum Erfolg", sagte Vettel. "Danach konnte ich den Abstand kontrollieren, das Auto fühlte sich toll an." Gleichzeitig verneigte er sich vor seinem Team, das den Konstrukteurstitel gewann. In der Fahrer-WM sieht er noch alles als offen an.

"Ich muss 16 Punkte mehr holen als Alonso, aber das ist nicht unmöglich, 26 wäre unmöglich", scherzte er. "Ich wünsche Fernando nichts Schlimmes, aber wir alle pushen am Limit. Ich muss mich auf mich selbst konzentrieren, so gut wie möglich fahren und dann wollen wir das Ergebnis von hier wiederholen - dann sehen wir wo er landet." Gegen Webber reicht Vettel ein Punktegleichstand, weil er bei einem Sieg in Abu Dhabi mehr Rennen gewonnen hätte.

"Sebastian ist ein gutes Rennen gefahren", lobte Webber. "Ich musste im zweiten Teil des Rennens etwas zurückstecken, weil mein Motor heiß lief. Also mussten wir ihn etwas drosseln." In dieser Phase kam Alonso noch einmal näher. "Aber wir verloren am Anfang hinter Hamilton und Hükenberg viel Zeit, die wir nicht mehr aufholen konnten", sagte der Spanier. "Unsere Pace war manchmal schneller und in der Safety-Car-Phase machten wir uns noch mal Hoffnungen, aber es lagen sieben Autos zwischen Mark und mir." Dadurch wuchs der Abstand wieder an.

Red Bull ungebremst

Vettel setzte sich am Start gegen den Überraschungs-Polemann Nico Hülkenberg durch und gab die Führung danach nicht mehr ab. Auch Webber schnappte sich in der ersten Runde Hülkenberg und machte danach Jagd auf seinen Teamkollegen. Teilweise fuhren Webber und Vettel im Qualifyingtempo - nur mit mehr Benzin.

Eine schnellste Runde jagte die andere, der Abstand schwankte je nach Überrundungsvorgängen zwischen einer und drei Sekunden. Webber kam jedoch nie in die Situation, Vettel anzugreifen. Selbst eine späte Safety-Car-Phase wegen eines Unfalls von Tonio Liuzzi im Senna-S änderte nichts daran - die beiden Red-Bull-Fahrer wurden beim Restart von Überrundeten getrennt. Ein Angriff war nicht möglich.

Dafür kam der WM-Spitzenreiter Fernando Alonso Webber in den Schlussrunden noch einmal näher. Zu einem Duell kam es allerdings nicht mehr. Alonso sicherte sich mit Platz 3 sein Zielergebnis und geht als Führender in den WM-Showdown in Abu Dhabi. Alonso hat mit 246 Zählern acht Punkte Vorsprung auf Webber (238) und 15 Punkte Vorsprung auf Vettel (231). Lewis Hamilton hat keine realistische WM-Chance mehr, er liegt 24 Punkte hinter Alonso.

McLaren ohne Titelchance

Die beiden McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button kamen nicht über die Ränge 5 und 6 hinaus. Dahinter sicherten sich Nico Rosberg und Michael Schumacher die Plätze 6 und 7 - obwohl Schumacher lange hinter Adrian Sutil festhing und Rosberg in der Safety-Car-Phase wegen eines Reifenwirrwarrs zwei Stopps einlegen musste. Die Top-10 rundeten Hülkenberg, Robert Kubica und Kamui Kobayashi ab.

Der einzige Ausfall war Tonio Liuzzi. Christian Klien konnte erst mit drei Runden Rückstand ins Rennen gehen, da sein HRT auf dem Weg in die Startaufstellung mit einem technischen Problem liegen blieb. Lucas di Grassi stellte seinen Virgin zwischenzeitlich in der Box ab, nahm das Rennen dann aber wieder auf. Felipe Massa verlor seine Chance auf WM-Punkte, weil er nach einem lockeren Vorderrad noch einmal zum Reifenwechsel hereinkommen musste. Massa, Jaime Alguersuari und Sebastien Buemi hatten zudem einiges an Feindkontakt im Laufe der 71 Runden.