Jenson Button führte das Rennen in Monza ab der ersten Kurve an. Doch sein Team wusste genau, der Ferrari von Fernando Alonso hinter ihm war schneller - und würde beim Stopp vorbei gehen, so lange die Scuderia keinen Fehler machte.

"Sie haben den Sieg verdient", sagte Teamchef Martin Whitmarsh ohne Umschweife. "Jenson hatte einen tollen Start, hielt dem Druck stand, machte keine Fehler und es war sehr eng." Doch der einzige Boxenstopp entschied das Rennen zugunsten von Alonso.

Drei Optionen

Als Button in Runde 36 zum Boxenstopp hereinkam, entschied sich Ferrari, noch eine Runde länger draußen zu bleiben und den Speedvorteil auszunutzen. "Es wäre schön gewesen, wenn sie mit uns an die Box gekommen wären, aber das wäre für sie falsch gewesen, deswegen haben sie es nicht gemacht", erklärte Whitmarsh, der nicht glaubt, dass McLaren Button zu früh reinholte.

"Wir konnten sehen, dass die neuen Reifen schneller waren", so Whitmarsh. "Der einzige Weg, sie zu schlagen, war auf den neuen Reifen schneller zu sein." Wenn Alonso eine Runde länger draußen geblieben wäre, hätte Button ihn schlagen können. "Wenn wir nicht gestoppt hätten, wären sie reingekommen und noch weiter vorne gewesen. Dann hätte man uns gefragt, warum seid ihr nicht früher reingekommen?"

Whitmarsh erklärt die drei Optionen so: "Sie hätten vor uns stoppen können, den schnelleren Reifen aufziehen können und wären noch weiter vorne gewesen." Variante zwei: "Sie hätten zur gleichen Zeit stoppen können, was sie nicht machen mussten, weil sie den Luxus hatten, zu wissen, wann wir stoppen." Ferrari wählte Variante Nummer 3: "Sie haben kurz nach uns gestoppt, eine Runde, dann ging es bei der Ausfahrt um ein paar Meter. Wenn man gegen ein schnelleres Auto fährt, hat man keine Chance, außer sie machen einen Fehler, sie haben aber leider keinen gemacht."

Zurück im Titelkampf

Fernando Alonso setzte sich gegen Jenson Button durch, Foto: Sutton
Fernando Alonso setzte sich gegen Jenson Button durch, Foto: Sutton

Trotzdem ist Whitmarsh zufrieden. "Jenson hat wichtige Punkte gesichert und ist wieder zurück im Titelkampf." Mit Button, Lewis Hamilton, Sebastian Vettel, Mark Webber und Alonso gebe es jetzt fünf Titelkandidaten. "Das ist toll für die Fans, aber nicht ganz so gut für unser Herz", scherzt Whitmarsh. "Hoffentlich geht es bis Abu Dhabi so weiter."

Den Fehler von Hamilton legte Whitmarsh nicht auf die Goldwaage - obwohl er Vettel in Spa hart für einen Anfängerfehler kritisiert hatte. "Es war ein Rennunfall, er hat hart gepusht, das muss er tun", sagte Whitmarsh. Hamilton sei eben ein aggressiver Rennfahrer. "Wenn er sich die Wiederholung im Sessel anschaut, wünscht er sich sicher, dass er das nicht gemacht hätte."

Aber als Rennfahrer müsse er es versuchen, so sei Hamilton eben. "Ich möchte ihn nicht verändern, er ist ein toller Mensch und ein toller Rennfahrer. Er versucht perfekt zu sein, der beste Rennfahrer der Welt zu sein, wenn man dann so etwas macht, bereut man es", betont Whitmarsh. "Es ging um Millimeter und Zentimeter bei sehr hohen Geschwindigkeiten und sehr hohem Adrenalin. Das macht den Unterschied zwischen Hero und Zero. So ist unser Sport."

"Er ist enttäuscht, wir sind enttäuscht. Aber wir konzentrieren uns auf Singapur. Ein Rennen, das er letztes Jahr gewonnen hat, das werden wir wieder versuchen." Dafür gibt es in Singapur neue Teile. "Man gewinnt keine Rennen oder Titel, ohne alles zu geben", meint Whitmarsh. "Wir pushen hart, um zu sehen, wo wir in Singapur sein können." Die WM ist fünf Rennen vor Saisonende vollkommen offen.