Der 100. Grand Prix von Red Bull Racing brachte den 13. GP-Sieg. Allerdings nicht den von allen erwarteten und vom Team erwünschten Doppelsieg von Sebastian Vettel und Mark Webber. Stattdessen feierte Webber seinen vierten Saisonsieg und den sechsten insgesamt.
Dabei sah es nach dem Start eher nach dem dritten Saisonsieg von Vettel aus, der sich in der ersten Kurve gegen den anstürmenden Fernando Alonso duchsetzte, der sich jedoch vor den von Platz 2 gestarteten Webber schob. Den dritten Platz hielt Webber bis zu einer Safety Car Phase in Runde 14. In dieser hatte er eigentlich zunächst Pech, weil er die Boxeneinfahrt bereits passiert hatte, als das Safety Car herauskam, Vettel und Alonso aber noch abbiegen konnten.
Red Bull versuchte das durch einen Kniff beim Restart auszugleichen: Vettel sollte viel Abstand zum Führenden Webber lassen und so Alonso hinter sich einbremsen. Vettel beklagte sich hingegen hinterher bei Rennleiter Charlie Whiting, dass er dachte, das Safety Car würde erst eine Runde später hereinkommen, deshalb habe er noch seine Reifen aufgewärmt. Das Problem: Vettel überschritt den erlaubten Abstand zum Vordermann und kassierte dafür eine Drive-Through-Strafe von der Rennleitung, die ihn hinter Alonso auf Platz 3 zurückwarf und einen wohl sicheren Sieg kostete. Seiner Verärgerung machte er bei der Durchfahrtsstrafe mit einigen Handgesten deutlich.
"Ich habe die Strafe nicht verstanden", sagte Vettel. "Wir wussten, dass wir das schnellste Auto hatten. Ich hätte heute gewinnen müssen." Doch Vettel wartete vergeblich beim Restart auf eine Anweisung, wann der Start erfolgt. "Ich habe die Licht nicht gesehen. Mark versuchte, die Pace zu diktieren und ich wollte die Reifen warm bekommen, dann sah ich das Safety Car in die Box abbiegen und habe viel verloren. Schade, das wäre heute ein Spaziergang geworden."
Webber dominiert
In der WM-Wertung übernahm Webber mit seinem Sieg die Führung vor Lewis Hamilton, Sebastian Vettel und Jenson Button. Möglich wurde dies durch einen Ausfall von Hamilton, der mit einem Getriebedefekt am Streckenrand ausrollte. "Man will nie Defekte haben", sagte Hamilton. "Wir tun alles, um das zu verhindern. Aber das ist Motorsport. Wenn das Auto am Limit ist, passiert so etwas. Wir müssen den Kopf oben behalten und pushen."
Webber freute sich über seinen Sieg. "Vom Safety Car bis zum Boxenstopp musste ich 20 Sekunden rausfahren", erinnert er sich. "Ich wollte eine sichere Lücke, um ohne Druck zu stoppen. Meine Reifen waren vorne links komplett herunter gefahren. Es war riesiges Pech für Sebastian, aber der Sieg ist toll für das Team. Der Doppelsieg war unser Ziel, das hat nicht gereicht, aber es war dennoch ein guter Tag."
Alonso bejubelte seinen Start an Webber vorbei. "In der ersten Kurve war ich neben Vettel, kam aber nicht vorbei", so Alonso. "Mark war unglaublich schnell, er konnte 40 Runden mit den weichen Reifen fahren." Insgesamt war Alonso mit dem Wochenende zufrieden. "Wir wussten, dass unsere Pace nicht gut genug war. Ich habe Vettel lange hinter mir gehalten, obwohl er eine Sekunde schneller war pro Runde."
Chaos in der Box
In Runde 14 rückte das Safety Car wegen eines Teils auf der Strecke aus. Jenson Button kam kurz vorher an die Box, die Spitze nutzte die Gelegenheit, um ebenfalls sofort zum Reifenwechsel hereinzukommen. Vettel entschied sich sogar so kurzfristig zum Boxenstopp, dass er bei der Boxeneinfahrt über den Kerb hoppelte.
Richtig chaotisch wurde es nach den Boxenstopps der Spitzenfahrer. Nico Rosberg verlor beim Losfahren das rechte Hinterrad, das danach zwischen den Sauber-Mechanikern durch die Box schoss, in die Luft katapultiert wurde und mehrfach auf und ab sprang. Dabei traf es einen Williams-Mechaniker, der ins Medical Centre abtransportiert wrude.
"Der Mechaniker hat glaube ich die Schraube nicht richtig draufbekommen, ich bekam grünes Licht, fuhr los und habe zu spät gemerkt, dass ich das Hinterrad verloren habe", erklärte Rosberg. "Ich bin wie eine Krabbe die Boxengasse runter gefahren. Aber davor lief es schon schlecht. Ich konnte nicht mit Petrov mithalten, hatte ein ganz schlechtes Gefühl und keinen Grip. Wir waren im Qualifying über den Verhältnissen und klar hinter Renault."
Im gleichen Moment wie Rosbergs Rad durch die Luft segelte, ließ Renault Robert Kubica nach seinem Boxenstopp losfahren, allerdings bog gleichzeitig Adrian Sutil zu seinem Stopp vor ihm ein - beide kollidierten. Sutils Vorderradaufhängung knickte ab, Kubica konnte weiter fahren gab nach einer 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe jedoch ebenfalls an der Box auf. "Ich fuhr rein und plötzlich kommt das Auto angeschossen", schilderte Sutil die Situation. "Renault hat mich wohl nicht gesehen. Das war schade, denn ein Punkt wäre drin gewesen."
Schumacher gegen Barrichello
Punkte gab es stattdessen für den Vierten Felipe Massa, Vitaly Petrov, Nico Hülkenberg, Pedro de la Rosa, Jenson Button und Kamui Kobayashi. Damit schafften es beide Sauber-Piloten zum 300. Grand Prix des Teams ausgerechnet am Schweizer Nationalfeiertag in die Punkte. Der letzte Punkt für Platz 10 ging an Rubens Barrichello, der drei Runden vor Schluss Michael Schumacher aus den Punkten kegelte. Der Deutsche gab seinen Platz aber nicht kampflos auf und drückte Barrichello fast in die Boxenmauer. Die Rennkommissare werden die Aktion nach Rennende untersuchen.
"Für meine Begriffe war genügend Platz", sagte Schumacher. "Ich wollte ihm das Leben so schwer wie möglich machen, es ist schon oft passiert, wenn man im Auto sitzt und nur kleine Spiegel hat. Von draußen sieht es vielleicht anders aus, aber wir haben uns nicht berührt und es muss genügend platz gewesen sein - leider Gottes. Ich wollte so zumachen, dass er die Seite wechseln musste, wir alle wissen welche Ansichten er vertritt. Es ist schade, ich kenne ihn schon länger."
Barrichello sah es wie erwartet anders. "Ich mag faire Kämpfe und das war nicht fair, es war ein Gokartmanöver, wenn er vor mir im Himmel sein möchte okay, ich möchte aber nicht der erste da oben sein", klagte Barrichello. "Ich werde auch nicht zurückziehen."
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