"Wenn's nicht läuft, dann läuft es nicht, und dann kommt noch Pech dazu." Treffender hätte Mirko Bortolotti seine bisherige DTM-Saison und speziell das vergangene Wochenende auf dem Sachsenring kaum zusammenfassen können. Der amtierende DTM-Champion verabschiedete sich am Sonntag sprichwörtlich mit einem großen Knall vorzeitig aus dem Rennen. Reifenstapel statt Punkteränge.

Bortolotti verlor völlig unverschuldet die Kontrolle über seinen Abt-Lamborghini und flog mit mehr als 255 km/h an der schnellsten Ecke der Strecke in Richtung Kiesbett ein. Der Lamborghini-Werksfahrer, als Profi, der er ist, schaffte es immerhin, seinen Huracan seitlich in die Streckenbegrenzung einschlagen zu lassen, um einen noch größeren Schaden zu verhindern.

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Mirko Bortolottis Unfall-Pech: Bremsscheibe explodiert

Den Grund für den Highspeed-Unfall schilderte Bortolotti gegenüber Motorsport-Magazin.com: "Die Bremsscheibe vorne links ist ohne Fremdkontakt explodiert und hat auch noch den Reifen zerstört. Deswegen bin ich am schnellsten Teil der Strecke ohne Bremse und ohne Lenkung nur noch geradeaus. Ich konnte nichts machen."

Bei einer solchen "Explosion" der Bremsscheibe handelt es sich tatsächlich mehr um einen plötzlichen Riss oder Bruch, der durch zu große Hitze, Spannung oder auch einen Materialfehler der Bremse ausgelöst werden kann. Bortolotti spürte schnell, dass etwas an einem Auto nicht in Ordnung war, konnte den Crash aber nicht mehr vermeiden.

Die wirklich einzige gute Nachricht aus Sicht von Bortolotti und seinem neuen Abt-Team: Ihm selbst ist beim Crash nichts passiert. "Das ist eine sichere Stelle mit einer längeren Auslaufzone und viel Kies", beschrieb Bortolotti. "Aber so etwas will man trotzdem nicht erleben." Der Italiener fiel zum dritten Mal im Verlauf der letzten fünf Rennen vorzeitig aus und wartet seit Zandvoort auf sein nächstes Top-10-Ergebnis.

Mirko Bortolotti verunfallt mit seinem Abt-Lamborghini
Pleiten, Pech und Pannen bei DTM-Champion Mirko Bortolotti, Foto: IMAGO/Beautiful Sports

Ein Abt-Ausfall jagt den nächsten

Es passte wieder einmal alles zur Gesamtsituation des Kemptener Rennstalls Abt Sportsline, der seine schwächste DTM-Saison seit 26 Jahren erlebt. Nur zwei Runden vor dem Bortolotti-Unfall hatte sich Teamkollege Nicki Thiim einen Reifenschaden zugezogen und das Rennen ebenfalls vorzeitig beenden müssen. Unter den Augen des wortkargen Lamborghini-Motorsportchefs Maurizio Leschiutta mussten die Äbte ihren zweiten Doppelausfall in der Pleiten-, Pech- und Pannensaison hinnehmen.

Dabei hatte sich am Sonntagmorgen nach dem Qualifying leise Hoffnung breitgemacht, als Bortolotti - ein siebenmaliger DTM-Polesetter - mit Startplatz sechs sein mit Abstand bestes Saisonergebnis erzielt hatte. Nach dem Rennstart ging es aber schnell rückwärts, weil Bortolotti wegen eines 10 Sekunden langsamen Pflicht-Boxenstopps einige Plätze verlor. Wenig später fand sich der arg geschundene DTM-Meister bereits im Reifenstapel wieder.

Nicki Thiim ratlos: "Weiß nicht, womit wir das verdient haben"

Seinem ähnlich malträtierten Teamkollege Nicki Thiim fiel auch nichts mehr ein. "Ich weiß wirklich nicht, womit wir das verdient haben", meinte der Däne und dachte wohl auch an den Samstag, als ein Schlagschrauber während seines Boxenstopps plötzlich den Geist aufgab und damit das Rennen sowohl für ihn als auch Bortolotti praktisch gelaufen war.

Die Anfangs-Euphorie auf dem Sachsenring, als die Äbte in den Trainings am Freitag eine ordentliche Vorstellung abgeliefert hatten, war komplett dahin. "Wirklich schade, das war ein negatives Wochenende", so Bortolotti. "Wir haben nicht das mitgenommen, was wir hätten mitnehmen können. Wir hatten am Freitag einen guten Start. Dann haben im Qualifying wieder Dinge dazu geführt, dass wir nicht da waren, wo wir sein wollten. Am Sonntag haben wir es viel besser gemacht und es maximiert mit dem, was dieses Auto kann."