Das zurückliegende DTM-Wochenende auf dem Sachsenring hat ganz klar gezeigt: Im irre engen Titelkampf 2025 werden die harten Bandagen ausgepackt. Das bekam im Sonntagsrennen unterem Jordan Pepper (GRT-Lamborghini) zu spüren. Der Südafrikaner fiel bereits in der 13. Runde aus und kassierte einen herben Dämpfer im Rennen um die Meisterschaft.
Ausgerechnet ein Duell mit Ben Green (Emil-Frey-Ferrari) - bekanntermaßen Teamkollege von Titelanwärter Jack Aitken - sorgte für Peppers vorzeitigen K.o. Der Lambo-Werksfahrer zog sich im Zweikampf um den vierten Platz einen Reifenschaden zu und musste seinen GRT-Huracan mit einer krummen Spurstange in der Garage abstellen.
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GRT-Boss Grasser zur Kollision: Keine Absicht - aber Beigeschmack
DTM-Rookie Green kannte am Sachsenring zwar weder Freund noch Feind - am Samstag kollidierte der Brite sogar unsanft mit Ferrari-Teamkollege Aitken - doch die Pepper-Situation sorgte für Diskussionen im erhitzten Fahrerlager.
"Ich würde mir wünschen, dass klare Ansagen bei den Teams herrschen, dass ein Teamkollege nichts im Titelkampf verloren hat", sagte GRT-Teamchef Gottfried Grasser zu Motorsport-Magazin.com. "Ich würde niemals eine Absicht unterstellen, aber es hat einfach einen Beigeschmack. Ich warte ja auch nicht mit Luca (Engstler, zweiter GRT-Fahrer; d. Red.) auf Aitken."

Emil-Frey-Leiter Flach: "Wir wollen fairen Sport"
Im Lager des Schweizer Rennstalls Emil Frey Racing konnte Technikchef Jürg Flach die Reaktion der Gegenseite in gewisser Weise nachvollziehen. "Das war sicher keine Absicht", antwortete Flach, von Motorsport-Magazin.com auf Grassers Aussagen angesprochen. "Ich verstehe natürlich, wenn er da entsprechend diese Meinung vertritt. Wir versuchen von unserer Seite, solche Dinge von uns fernzuhalten, weil wir so etwas auch nicht mögen. Wir wollen fairen Sport. Jordan (Pepper) ist auch im Kampf um die Meisterschaft unterwegs, und es tut mir leid für ihn."
Eine versöhnliche Reaktion von Emil-Frey-Leiter Flach, dessen Team seit Jahren in der Szene für sauberen Sport bekannt ist. Der Schweizer ärgerte sich hingegen viel mehr über die Kollision zwischen Aitken sowie Manthey-Porsche-Pilot Thomas Preining und fand sehr deutliche Worte, wie ihr in diesem Artikel nachlesen könnt:
Harte Kämpfe "leider an der Tagesordnung in der DTM"
Während Preining beim Kampf um den Sieg drei Penalty Laps aufgebrummt bekam, hatte Peppers Ausfall für Ferrari-Fahrer Green allerdings keine Folgen. Die Rennleitung untersuchte den Vorfall während des Rennens, sah aber zügig von einer Strafe ab.
"Es wurde so beurteilt, dass die Fahrzeuge Seite an Seite waren", erklärte Flach. "Das wurde als normaler Rennunfall taxiert. Es war sicherlich ein harter Kampf. Es ist leider an der Tagesordnung in der DTM, dass entsprechend überholt wird und mit einem gewissen Risiko verbunden ist. Es wäre schöner, wenn alles sauber und ohne Berührungen vonstattengehen würde."
Pepper über Green-Situation: "Ein Selbstmord-Move"
Der Kontakt zwischen Green und Pepper ereignete sich nach den ersten Boxenstopps, als der Lamborghini-Titelaspirant seinen Kontrahenten über die Strategie für Platz vier überholt hatte. Green befand sich eingangs der zweiten Kurve auf der Innenbahn und traf Peppers Lambo am linken Hinterreifen. Während Green die Fahrt fortsetzen konnte und wegen der nachträglichen Disqualifikation von Ben Dörr den dritten Platz auf dem Podium erbte, musste Pepper mit seinem erlittenen Schaden sofort an die Box.
"Jordan hat sich fair verhalten und Platz gelassen", meinte GRT-Boss Grasser. "Dass Green das nicht gemacht hat, fand ich nicht fair." Pepper selbst haderte im ersten Moment mit der Situation, aus der er sich rückblickend lieber rausgehalten hätte, um sicher die wichtigen Punkte für den Titel-Fight mitzunehmen: "Ich bin enttäuscht von mir, dass ich gegen jemand gefahren bin, der nicht im Titelkampf ist. Wahrscheinlich hätte ich ihn ziehen lassen sollen, um zu schauen, wie sich das Rennen entfaltet."
Trotz Ausfall: Pepper verkürzt Rückstand im Titelkampf
Pepper, der am Sachsenring mit einem neuen Renningenieur arbeitete, erklärte weiter: "Green hat mich schon in der ersten Runde rausgedrückt, was Mist war. Ich kam dann an ihm vorbei, aber in der letzten Kurve machte er einen Selbstmord-Move. Er ließ mir die Wahl: Entweder lenke ich ein und werde rausgenommen, oder ich lasse ihn vorbei. Wir kamen Seite an Seite aus der ersten Kurve raus. Ausgangs von Turn 1 bog er vielleicht zu optimistisch in die zweite Kurve ein und fuhr mir einfach hinten links rein. Man setzt sein Vertrauen in gewisse andere Fahrer, aber das war heute leider nichts für ihn."
Glück im Unglück für Pepper und die ambitionierte GRT-Mannschaft: Der 29-Jährige hat den Rückstand zur Spitze dank seines zweiten Platzes im Samstagsrennen sogar verkürzt. Pepper belegt den vierten Platz in der DTM-Tabelle mit nur sechs Zählern Abstand zum Gesamtführenden Lucas Auer (Landgraf-Mercedes). Alle Titelanwärter - mit Ausnahme von Sachsenring-Doppelsieger Ayhancan Güven - ließen im turbulenten Sonntagsrennen mächtig Federn.

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