Dass Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari) gemeinsam mit Jordan Pepper (GRT-Lamborghini) die DTM-Tabelle nach dem irren Samstagsrennen am Sachsenring anführt, ist ein kleines Wunder. Bei der irren Regenschlacht wurde der Brite nicht nur minutenlang ausgerechnet von seinem Teamkollegen Ben Green aufgehalten, sondern erhielt später auch noch einen Hecktreffer vom DTM-Rookie.

Trotz aller Widrigkeiten eroberte Aitken dank eines Fehlers von Thomas Preining in der letzten Runde den dritten Platz auf dem Podium. Green hingegen, der das Rennen vom dritten Startplatz aufgenommen hatte, warf in der letzten Runde den sechsten Platz ohne Fremdkontakt weg und drehte sich ins Kiesbett. Ein Rennverlauf, der die Mannschaft von Emil Frey Racing einige Nerven gekostet haben dürfte...

DTM Sachsenring 2025, Rennen 1: Highlights und Zusammenfassung (05:16 Min.)

Aitken führt DTM-Tabelle ohne Teamhilfe an

Los ging es schon nach 26 Minuten, als Aitken hinter Teamkollege Green zwischenzeitlich den vierten Platz belegte und sich gegen die wütenden Angriffe von Luca Engstler sowie Thomas Preining wehren musste. "Drei Autos hinter dir, eines davon ist von Jack", erhielt Green zu diesem Zeitpunkt eine Ansage am Teamfunk, die zumindest den Anschein eines Platztausches erweckte, um Titelanwärter Aitken zu unterstützen.

Doch fünf Minuten lang tat sich nichts. Stattdessen konnte Aitken den schnellen Preining nicht halten und musste sich vor den Boxenstopps geschlagen geben. Es war nicht das erste Mal, dass Aitken hinter einem eigenen Teamkollegen versackte. Zuletzt auf dem Nürburgring lief er auf P16 und ohne Punkte ein, während Thierry Vermeulen im dritten Emil-Frey-Ferrari als 15. zumindest einen Zähler mitnahm. Und davor auf dem Norisring wunderten sich einige Beobachter, dass das Team auf einen Platztausch verzichtete und Aitken nur den fünften Platz hinter Vermeulen holte.

Emil-Frey-Technikchef: Die Fahrer wissen Bescheid...

Teamorder ist in der DTM per Reglement verboten. Verstößt ein Team oder ein Fahrer dagegen, drohen saftige 250.000 Euro Geldstrafe. Was aber erlaubt ist: Ein Fahrer kann seinen Teamkollegen jederzeit freiwillig vorbeilassen, um ihn im Titelkampf zu unterstützen. Und ohnehin können jegliche Absprachen weit vor dem Rennstart hinter verschlossenen Türen getroffen werden, um eine potenzielle Strafe zu umgehen.

Aitken verwehrte sich freilich gegen jegliche Absprachen und verwies auf das Verbot der Stallregie. "Das ist nicht erlaubt, das ist gegen die Regeln", sagte er. "Dafür gibt es eine ziemlich beeindruckende Strafe." Auf den Hinweis von Motorsport-Magazin.com, dass es durchaus Möglichkeiten gebe, trotzdem eine Teamorder zu lancieren, antwortete Aitken: "Ich weiß nicht, worauf du dich beziehst, aber auf der Autobahn halte ich mich ja auch immer an die Geschwindigkeitsbeschränkung..."

Dabei ist vollkommen klar, dass Emil Frey Racing seinem Ausnahmefahrer Aitken jegliche Unterstützung bieten muss, um eine Chance im brutal engen Titelkampf zu haben. Aber wissen seine Teamkollegen das auch? Technikdirektor Jürg Flach verwies im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com zwar ebenfalls auf das Stallorder-Verbot, sagte aber genauso deutlich: "Die Fahrer wissen um die Wichtigkeit sowohl der Fahrer- als auch der Team-Meisterschaft. Das wird auch so kommuniziert. Sie müssen es aber auch umsetzen."

Green trifft Aitken: "Kontakt komplett unvermeidbar"

Dass Green seinem Vordermann Aitken nach den Boxenstopps auch noch unglücklich ins Heck fuhr, half ebenfalls nicht. Aitken befand sich zu diesem Zeitpunkt, kurz vor der einzigen Safety-Car-Phase, einmal mehr im Zweikampf mit Lamborghini-Pilot Engstler um den fünften Platz.

"Der Kontakt war komplett unvermeidbar, aber natürlich keine Absicht", sagte Green, der dafür eine Verwarnung kassierte. "Ich habe sehr hart gebremst, konnte aber nicht noch mehr verzögern. Wenn zwei Autos vor dir kämpfen, können sie leider im letzten Moment die Linie wechseln. Und genau das ist passiert."

Aitken sagte: "Ich habe mit Luca (Engstler) gekämpft, und wir verlangsamten beide, um einen guten Kurvenausgang zu erwischen. Ben kam von hinten an und konnte nicht rechtzeitig vom Gas gehen. Das war keine Absicht, und es gibt auch keine schlechten Gefühle. Zwischen uns drei Fahrern (Aitken, Green, Vermeulen) herrscht eine gute Beziehung. Mit Thierry arbeite ich schon länger zusammen. Mit Ben ist es genauso: Er ist sehr schnell, aber auch sehr vernünftig. Solche Sachen passieren, das ist okay."

Green war mit Blick auf das Gesamtbild und die verlorenen Punkte für den weggeworfenen sechsten Platz komplett bedient. Klartext vom DTM-Neueinsteiger: "Ich habe alles gegeben, und alles, was ich bekommen habe, war, von anderen Fahrern gerammt zu werden. Die Fahrer-Standards sind grauenhaft! Ich bin echt frustriert. Der Start war gut, danach ging es nur noch rückwärts."