Die Strafe für Thomas Preining (Manthey-Porsche) beim Samstagsrennen der DTM auf dem Lausitzring sorgte für erhitzte Gemüter. Der Meisterschaftsführende kassierte für eine Kollision kurz nach dem Rennstart drei sogenannte Penalty Laps, die ihn zwischenzeitlich bis ans Ende des Feldes zurückwarfen. Preining gab nicht auf, kämpfte sich bis auf den 15. Platz zurück und eroberte immerhin einen Meisterschaftspunkt.

Einige Kommentatoren und Beobachter empfanden die Bestrafung für Preining in einer ersten Reaktion als zu hart. "Das ist definitiv zu hart", meinte kurz nach dem Rennende etwa der frühere DTM-Pilot Markus Winkelhock, der für TV-Sender ProSieben erstmals als Experte im Einsatz war. "Gerade im Startgetümmel so eine Strafe auszusprechen, finde ich zu viel. Vielleicht eine Verwarnung, aber niemals drei Penalty Laps. Damit ist das Rennen komplett gelaufen."

DTM-Rennleiter: "Das war kein einfaches Gerangel"

Porsche-Werksfahrer Preining war laut Ansicht der Rennleitung der Verursacher einer frühen Kollision mit Franck Perera (SSR-Lamborghini) und Luca Engstler (Engstler-Audi), die beide Autos aus dem Rennen beförderte. Unterschiedliche Aufnahmen zeigen, wie Preining mit seinem Grello-Porsche in dieser Situation nach links zog und dabei Pereras Lamborghini traf, der wiederum in Engstlers Audi gedrückt wurde.

Renndirektor Sven Stoppe auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com: "Thomas Preining hätte aus meiner Sicht die Kollision mit Franck Perera vermeiden können, wenn er auf seiner Linie geblieben und nicht nach links gezogen wäre. Das zeigt die Inboardkamera sehr deutlich. Dass es kein einfaches Gerangel im Startgetümmel war, sieht man auch daran, dass als Folge der Kollision gleich für zwei Fahrer das Rennen beendet war."

Penalty Laps statt Durchfahrtstrafen in der DTM

Zu früheren Hersteller-Zeiten hätte Preining womöglich eine Durchfahrtstrafe kassiert, die ihn noch deutlich mehr Zeit gekostet hätte als die neu in der DTM eingeführten Penalty Laps. Hierbei muss ein bestrafter Fahrer abseits der Ideallinie (nach Turn 5 am Lausitzring) durch einen 50 Meter langen Korridor mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h fahren. Diese Art der Bestrafung soll zwar schmerzen und kostet pro Durchfahrt rund 5 Sekunden, im Gegensatz zu einer Durchfahrtstrafe das Rennen aber nicht völlig 'zerstören'.

Motorsport-Magazin.com liegt der interne Strafenkatalog der DTM vor, der als Richtlinie gilt und an dem sich die Rennleitung sowie auch die Teams orientieren können. Demnach setzt es bei einer "gefährlichen Kollision" oder eine Wiederholungstat jeweils drei Penalty Laps. Im Falle eines "unbeabsichtigten oder rücksichtslosen Verursachens einer Kollision" kann der Rennleiter zwischen einem Positionstausch oder 1 bis 3 Penalty Laps je nach Einschätzung wählen.

Thomas Preining: "Strafe schon sehr hart"

Preining sprach bei ProSieben kurz nach dem Rennen von einer "unglücklichen Situation", die er mit seinem Manthey-Team erst analysieren müsse, und fügte an: "In Wahrheit ist das ein normaler Startunfall. Die Strafe war schon sehr hart."

Immerhin gelang dem DTM-Spitzenreiter nach der absolvierten Strafe eine Aufholjagd bis auf den 15. Platz. Preining führt die Gesamtwertung weiter mit nun 118 Punkten an, während Titelgegner Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini, 110 Punkte) mit Platz zwei einiges an Boden gutmachen konnte und bis auf 8 Zähler herangerückt ist. Gesamt-Dritter ist der amtierende DTM-Champion Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) mit 100 Punkten auf dem Konto.

Preining, der das Rennen nach einem schwierigen Qualifying für alle Porsche-Vertreter nur als 16. aufgenommen und in der Startphase bis auf P11 vorgeprescht war: "Langweilig war es nicht. Ich hatte Flashbacks zu Oschersleben, da war die Situation ähnlich frustrierend (Penalty Lap wegen Boxenstopp-Vergehen; d. Red.). Es sind viele Punkte, die durch solche Blödsinnigkeiten verloren wurden. Ich bin eines meiner besten Rennen gefahren und konnte immer sauber überholen. Die Pace war ähnlich schwach wie heute Vormittag (im Qualifying), aber dafür können wir relativ wenig."

Porsche auf dem Lausitzring hinten dran

Sicherlich werden die Porsche-Vertreter in der DTM auf eine Änderung der Balance of Performance über Nacht hoffen. Vor dem Nürburgring wurde mit allen Beteiligten beschlossen, die von SRO erstellte BoP auch nach dem dritten Saisonevent während eines Rennwochenendes anpassen zu können. Die Einstufungen sind abhängig von den jeweiligen Rennstrecken und dortigen Bedingungen.

Preining: "Das liegt nicht an mir. Aber ich hoffe es natürlich, weil die Pace nicht gut genug ist. Unsere Ambition ist immer, ganz vorne mitzufahren, und das war heute unmöglich. Deshalb erhoffe ich mir für morgen etwas mehr Performance." Im Qualifying war er mit P16 der bestplatzierte Porsche-Vertreter, im nachfolgenden Rennen war der zwölfte Platz von Manthey-Teamkollege Dennis Olsen das Höchste der Gefühle.