Die Rekordserie in der DTM-Saison 2023 nimmt ihren Lauf: Mit Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari) gewann am Samstag auf dem Lausitzring der neunte unterschiedliche Fahrer ein Rennen. Neun Rennen, neun Sieger in den ersten Rennen des Jahres: Das hatte es in der über 30-jährigen Geschichte der deutschen Traditionsrennserie zuvor noch nie gegeben.
Für den Briten Aitken war es der erste Triumph in der DTM, ebenso für seinen Schweizer Rennstall Emil Frey Racing. Durch den Erfolg des neuen Ferrari 296 GT3 haben nun alle sechs vertretenen Marken im Starterfeld mindestens einen Sieg erzielt.
Lausitzring: Jack Aitken siegt vor Mirko Bortolotti
Italo-Tag in der Lausitz: Hinter Aitken überquerte Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) die Ziellinie als Zweiter nach 44 Runden. Für den Lambo-Star war es nach dem Nürburgring-Sieg vor zwei Wochen der zweite Podestplatz in Folge. Die beiden italienischen Sportwagen hatten das Rennen aus der ersten Startreihe aufgenommen und souverän auf den Plätzen eins und zwei beendet.
Es könnte Aitkens erste und gleichzeitig letzte Saison in der DTM sein. Der Brite und einmalige Formel-1-Starter wurde jüngst von Cadillac zum permanenten Fahrer im IMSA-Programm 2024 befördert. Wegen seines US-Engagements hatte Aitken bereits das DTM-Rennwochenende in Zandvoort verpasst. Beim Saisonauftakt in Oschersleben gelang ihm bereits eine Podestplatzierung.
Kelvin van der Linde komplettiert Podest
Während die Verhältnisse an der Spitze im Rennen, das durch eine Safety-Car-Phase unterbrochen wurde, recht schnell geklärt waren, sorgte dahinter Kelvin van der Linde (Abt-Audi) für Furore. Der von P4 gestartete Audi-Pilot profitierte von einem frühen Pflicht-Boxenstopp, setzte sich in dieser Phase gegen Lucas Auer (Winward-Mercedes, von P3 gestartet) durch und erzielte seine erste Podiumsplatzierung in der laufenden Saison. Aufatmen bei van der Linde, der zuletzt auf dem Nürburgring zweimal schon in der Startphase abgeschossen wurde.
Auer musste sich im Rennen mit einer überschaubaren Anzahl an Überholmanövern mit dem vierten Platz begnügen und verpasste knapp seinen dritten Podestplatz. Der amtierende DTM-Champion Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) machte eine Position gut und landete auf P5, zwei Plätze hinter seinem älteren Bruder Kelvin. Luca Stolz (HRT-Mercedes), Ricardo Feller (Abt-Audi) und der dreifache DTM-Meister Rene Rast (Schubert-BMW) komplettierten die Top-8.
Dreifach-Strafe für Thomas Preining
Einen Rückschlag im Kampf um die Meisterschaft erlebte Thomas Preining (Manthey-Porsche): Der Österreicher hatte sich nach einem schwierigen Qualifying vom 16. Startplatz nach der ersten Rennrunde bis auf die elfte Position nach vorne gekämpft, kassierte dann aber drei Penalty Laps. Die Rennleitung sah den Porsche-Werksfahrer als Verursacher einer Kollision zwischen Franck Perera (SSR-Lamborghini) und Luca Engstler (Engstler-Audi), die beide Autos aus dem Rennen beförderte.
Preining fiel durch die verlorene Zeit wegen der absolvierten Penalty Laps bis auf den letzten Platz zurück und überquerte die Ziellinie als 15. Damit schnappte er sich immerhin einen Punkt, nachdem seit diesem Jahr in der DTM erstmals Punkte für die Top-15 vergeben werden.
Der Manthey-Pilot führt die DTM-Gesamtwertung weiter mit nun 118 Punkten an, während Titelgegner Bortolotti (110 Punkte) mit P2 Boden gutmachen konnte und bis auf 8 Zähler herangerückt ist. Gesamt-Dritter ist Sheldon van der Linde mit 100 Punkten auf dem Konto.
Zahlreiche Ausfälle auf dem Lausitzring
10 der 28 Autos im Starterfeld sahen bei Temperaturen von über 30 Grad nicht die Zielflagge: Luca Engstler (Engstler-Audi) und Franck Perera (SSR-Lamborghini) nach ihrer Startkollision, Tim Heinemann (Toksport-Porsche) wegen eines Bremsenproblems, Markenkollege Laurin Heinrich (Bernhard-Porsche), die beiden Attempto-Audi von Patric Niederhauser und Mattia Drudi sowie David Schumacher, der seinen Winward-Mercedes nach 26 Runden abstellte.
"Wir hatten Probleme mit der Bremse", sagte Schumacher. Arjun Maini (HRT-Mercedes), der genau wie Schumacher seinen Pflicht-Boxenstopp hinausgezögert hatte, parkte seinen Mercedes-AMG GT3 ebenfalls vorzeitig in der Garage. Die beiden Lamborghini-Fahrer Alessio Deledda (SSR) und Nürburgring-Sieger Maximilian Paul (GRT) gaben ebenfalls vorzeitig auf.
DTM Lausitzring: So lief das Rennen am Samstag
Die Startaufstellung: Jack Aitken erzielte seine erste Pole Position in der DTM, die erste für sein Team Emil Frey Racing sowie die erste für den neuen Ferrari 296 GT3. Im Qualifying am Samstagmorgen gelang es nur dem Briten und Lamborghini-Star Mirko Bortolotti, die 1:20er-Marke zu knacken. Hinter dem Ferrari und dem SSR-Lamborghini lauerten Lucas Auer und die beiden Abt-Audi von Kelvin van der Linde sowie Ricardo Feller auf den Startplätzen drei, vier und fünf. Sheldon van der Linde, Thierry Vermeulen und Clemens Schmid komplettierten die Top-8 der Startaufstellung. Der Meisterschaftsführende Thomas Preining (P16) und seine fünf Porsche-Markenkollegen kassierten eine bittere Klatsche und sortierten sich weit hinten im Grid ein.
Der Start:Jack Aitken konnte sich beim Start gegen Nürburgring-Sieger Mirko Bortolotti verteidigen. Lucas Auer erwischte von Position vier einen guten Start und konnte sich gleich gegen Kelvin van der Linde durchsetzen, der auch innen in Kurve eins sein Glück gegen Bortolotti probierte – der SSR-Performance machte aber die Tür rechtzeitig zu. Dahinter bahnte sich ein Drama an, als Thomas Preining, der gut weggekommen war, Franck Perera und Luca Engstler in den ersten Kurven zu nah aneinandergeraten und kollidierten. Perera erwischte den Audi vom Engstler im Heck, der sich daraufhin ins Kiesbett wegdrehte. Für beide war das Rennen in der Folge beendet. Das Safety Car kam auf die Strecke.
Die erste Rennhälfte:Nach einigen Minuten wurde das Rennen wieder freigegeben. Die Stewards entschieden, dass Preining für den Start-Crash verantwortlich war. Der Gesamtführende der Meisterschaft bekam drei Strafrunden aufgebrummt. Von Position 11 fiel er direkt auf den 22. Rang zurück. "Das Rennen ist vorbei", sagte Preining in der Folge am Boxenfunk, nachdem er wenig später schon auf den letzten Platz zurückgefallen war.
Im Mittelfeld konnten sowohl Rene Rast als auch Marco Wittmann ein paar Plätze gutmachen. Wittmann ging so etwa gekonnt an Clemens Schmid im Grasser-Lamborghini vorbei. Schmids Teamkollege und Überraschungs-Sieger vom letzten Lauf der DTM, Maximilian Paul, büßte in der Startphase des Rennens ein paar Positionen ein. Einen starken Lauf legte in der ersten Rennhälfte auch Tim Heinemann hin. Nach dem Porsche-Debakel im Qualifying fuhr der Toksport-Porsche-Pilot von Rang 27 gestartet auf den 18. Rang vor.
Dann aber die große Enttäuschung für Heinemann. Kurz nach Beginn der Boxenstopp-Phase fuhr der Porsche an die Box. Nicht aber, um die Reifen zu wechseln, sondern um seinen Boliden an der Box abzustellen. Unterdessen kamen Kelvin van der Linde, Marco Wittmann und Co. an die Box. Auch Aitken folgte boxte kurz nach dem Öffnen des Fensters. Bortolotti, Sheldon van der Linde, aber auch Ricardo Feller aus der Spitzengruppe reagierten wenig später. Der dritte der Meisterschaft, Mirko Bortolotti, kam zwar vor Aitken wieder aus der Box, konnte aber nur dabei zuschauen, wie Aitken an ihm vorbeiging. Auch Kelvin van der Linde machte ordentlich Druck, Bortolotti konnte sich aber verteidigen – trotz leichten Berührungen. Kelvin van der Linde wurde für die leichten Rempler verwarnt.
Der weitere Rennverlauf:Am längsten ließen sich Patric Niederhauser, David Schumacher und Arjun Maini Zeit für ihren Pflicht-Stopp. Auch zur Hälfte des Rennens waren sie noch nicht drinnen, um sich einen Satz neue Pneus abzuholen. Unterdessen setzte sich Mirko Bortolotti wieder von Kelvin van der Linde im Abt-Audi ab und machte damit Jagd auf Jack Aitken, der weiter seinem ersten DTM-Sieg entgegenfuhr.
Für Patric Niederhauser, der zwischenzeitlich an der Box war, sollte sich der Wechsel nicht lohnen. Bei 26 verbliebenen Minuten auf der Uhr rollte der Tresor-Orange1-Audi mit einem Reifenschaden über den Lausitzring und stellte sein Auto folglich ab. Jack Aitken ließ sich an der Spitze den Druck von Bortolotti nicht anmerken. Der SSR-Lamborghini tat sich schwer, an den Emil-Frey-Ferrari heranzukommen. Wenige Minuten später war das Feld wieder Boxenstopp-bereinigt. Verlierer war unter anderem Winward-Mercedes-Fahrer Lucas Auer, der den dritten Platz wieder an Kelvin van der Linde verlor.
Thomas Preining, der nach seiner Strafe weit zurückgefallen war, konnte sich - auch nach einigen Ausfällen von Schumacher, Niederhauser, Heinrich, Drudi, Heinemann, Perera und Engstler – aber wieder zurückkämpfen und kratzte in der letzten Viertelstunde des Rennens mit Platz 17 wieder an den Punkten. Nach einem rundenlangen Dreikampf mit Marvin Dienst und Maximilian Paul war es dann soweit, Preining war wieder in den Punkteränge vorbeigegangen.
Bei Dienst und Paul eskalierte die Situation etwas, als Dienst ebenfalls versuchte vorbeizugehen und Paul sowohl sich als auch den Toksport-Porsche in das Kiesbett drängte. Beide verloren dadurch Positionen. Bortolotti kam an der Spitze aber nicht mehr nah genug an Jack Aitken heran, der ein Polster zwischen sich und seinem Verfolger halten konnte. Nach Ablauf der Zeit und der Zusatzrunde war es dann der Brite, der seinen ersten Sieg in der DTM feiern konnte. Bortolotti fuhr als Zweiter, Kelvin van der Linde als Dritter über die Ziellinie.
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