Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) hat das Sonntagsrennen der DTM auf dem Lausitzring gewonnen und seinen zweiten Sieg in der DTM-Saison 2023 gefeiert. In einem Rennen mit wenigen Überholmanövern überquerte der Lamborghini-Star die Ziellinie mit 0,3 Sekunden Vorsprung auf Ricardo Feller (Abt-Audi), der sein zweites Podest eroberte. Luca Stolz (HRT-Mercedes) komplettierte das Podium als Dritter.
Bortolotti ist nach dem zehnten Rennen des Jahres der erste Fahrer, der seinen zweiten Saisonsieg einfahren konnte. Damit ist die Start-Rekordserie gebrochen. Bortolotti setzte allerdings einen Trend fort, der in der DTM-Saison 2023 bislang kein so prominentes Thema war: Ihm gelang der siebte Pole-Sieg im zehnten Rennen. Am Samstag bescherte Jack Aitken seinem Team Emil Frey Racing sowie dem neuen Ferrari 296 GT3 von Startplatz eins den ersten Erfolg.
Mirko Bortolotti: Verteidigungsminister der DTM
Bortolotti avancierte auf dem 3,478 Kilometer langen Kurs zum Verteidigungsminister der DTM - trotz 10 Kilo Erfolgsballast wegen seines zweiten Platzes am Samstag: Der in Wien lebende Italiener wehrte sich erfolgreich gegen mehrere Überholversuche des Zweitplatzierten Feller, der jedoch keinen entscheidenden Stich setzen konnte. Der Schweizer hatte das Rennen auf dem zweiten Startplatz aufgenommen und verpasste seinen zweiten Saisonsieg.
"Das war ein unglaubliches Rennen", atmete Bortolotti nach der anstrengenden Hatz bei über 30 Grad Außentemperatur auf. "Es herrschte so viel Druck, Ricardo war so schnell! Der war immer zur Stelle und hat auf einen Fehler gewartet. Glückwunsch an ihn, wie er heute gefahren ist und es hier und da auch mit Kontakt versucht hat. Genauso sollte es sein."
Feller: "Mirko ist super gefahren und hat ein Top-Auto. Ich habe alles versucht, aber es hat nicht ganz gereicht. Er hat keinen Fehler gemacht, da hatte ich keine Chance. Unsere Autos sind ziemlich ähnlich auf der Bremse und beim Reifenverschleiß. Wir haben nicht wirklich einen Vorteil irgendwo. Mein größeres Problem war, dass ich einmal nicht atmen konnte, weil ich keine Luft abbekam, es war aber okay."
Für etwas Überhol-Action sorgte unterdessen HRT-Pilot Stolz, der nach Start von P6 von einem frühen Boxenstopp profitierte und in der Phase der Pflicht-Reifenwechsel den Porsche-Piloten Thomas Preining (Manthey) kassierte. "Ich habe ein paar Runden früher gestoppt, deshalb waren meine Reifen wärmer und ich konnte einfach an ihm vorbeifahren", sagte Stolz. "Wir haben schon gestern gesehen, dass die Pace nach den Stopps sehr gut war. Deshalb haben wir uns für einen Undercut entschieden."
Thomas Preining verliert Führung in DTM-Tabelle
Preining erreichte von Startplatz fünf den vierten Platz, hat die Führung in der DTM-Tabelle aber an Bortolotti verloren. Preining erlitt schon am Samstag einen Rückschlag im Titelkampf, als er nach einem schwierigen Qualifying zudem eine diskutable Renn-Strafe erhielt und mit P15 nur einen Punkt abstaubte. Bortolotti überquerte die Ziellinie im Auftaktrennen hingegen als Zweiter.
Preining nach dem Rennen: "Mehr war nicht drin. Ich bin ein bisschen enttäuscht, weil so viel Pace gefehlt hat und auch so viel Beschleunigung beim Start. Deshalb können wir zufrieden sein. Es war kein gutes Wochenende für uns, aber wir konnten nicht viel dagegen machen. Wir waren einfach zu langsam."
Jubilar Rast und Wittmann nachträglich bestraft
Eine starke Aufholjagd gelang dem bisher eher glücklosen Dennis Olsen (Manthey-Porsche), der die Ziellinie hinter Teamkollege Preining als Fünfter passierte. Der Norweger hatte das Rennen auf der Strecke mit wenigen Überholmöglichkeiten vom zwölften Platz aufgenommen. Lucas Auer (Winward-Mercedes), Samstags-Sieger Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari) und Kelvin van der Linde (Abt-Audi, von P13 gestartet) komplettierten die Top-8. Der Südafrikaner wird wegen seiner dritten Verwarnung beim nächsten Rennen mit einer 5-Platz-Gridstrafe belegt.
Zwar 'nur' Neunter, aber mit einem großartigen Sturm nach vorne, wurde Marco Wittmann (Project-1-BMW). Der zweifache DTM-Meister hielt sich aus zahlreichen Kollisionen heraus und erreichte die Punkteränge trotz des Starts von der 22. Position. Bitter für Wittmann: Wegen einer Kollision mit Maro Engel während des Rennens kassierte er nachträglich eine 5-Sekunden-Zeitstrafe und fiel auf den zehnten Rang zurück.
Eine ähnliche Aufholjagd gelang dem dreifachen DTM-Champion Rene Rast (Schubert-BMW) in seinem 100. DTM-Rennen: P9 nach Start von P15 an einem eher schwierigen Rennwochenende für die BMW-Fraktion. Dabei sollte es allerdings nicht bleiben: Wegen einer Kollision mit Alessio Deledda wurde auch Rast nachträglich mit einer 5-Sekunden-Strafe belegt, was im (vorläufigen) Rennergebnis P11 bedeutete. Der amtierende Meister Sheldon van der Linde (Schubert-BMW, von P21 gestartet) musste sich mit dem 13. Platz begnügen.
Lambo-Unfall beim Kampf ums Podium
Ein Drama und die Szene des Rennens ereignete sich in der 17. Runde, kurz nach der Öffnung des Pflichtboxenstopp-Fensters. Franck Perera (SSR-Lamborghini) stand unter Druck des Fünfplatzierten Preining und griff seinerseits Vordermann und Lambo-Markenkollege Clemens Schmid (GRT). Der Österreicher, von P3 gestartet und auf dem Weg zu seinem ersten DTM-Podest, erhielt beim Anbremsen auf die Kurve plötzlich einen harten Schlag ins Heck durch Perera - das vorzeitige Aus für die beiden Lamborghini-Fahrer und eine 5-Platz-Gridstrafe für Perera beim nächsten Rennen.
"Der hat zu früh gebremst, als ich Druck gemacht habe", sagte Perera bei ProSieben. "Ich konnte nichts machen." Schmid sah die Situation gänzlich anders: "Ich habe da gebremst, wo ich auch jede Runde davor gebremst habe. Unter Markenkollegen darf so etwas nicht passieren. Es ist ja auch nicht das erste Mal, dass er sowas macht."
Am Samstag sahen 10 der 28 Autos im Starterfeld nicht die Ziellinie, am Sonntag waren es neun: Laurin Heinrich (Bernhard-Porsche), Mattia Drudi und Teamkollege Patric Niederhauser (Attempto-Audi), Franck Perera (SSR-Lamborghini) und Clemens Schmid (GRT-Lamborghini) nach ihrer Kollision, Maro Engel (Landgraf-Mercedes), David Schumacher (Winward-Mercedes, Ayhancan Güven im zweiten Bernhard-Porsche sowie Lokalmatador Maximilian Paul (GRT-Lamborghini).
DTM-Kalender: Rückkehr an den Sachsenring
Für die DTM geht es in drei Wochen auf dem Sachsenring (08.-10. September 2023) weiter. Auf der aus der MotoGP bekannten Rennstrecke bestreitet die Serie ihr drittletztes Rennwochenende der Saison. Erstmals seit 2002 (damals siegte der spätere Meister Laurent Aiello im Abt-Audi TT) ist die DTM wieder auf dem Sachsenring zu Gast.
DTM Kalender 2023 - Rennen, Startzeit, Strecken
DTM Lausitzring: So lief das Rennen am Sonntag
Die Startaufstellung: Mirko Bortolotti eroberte im hektischen, durch eine Rotphase unterbrochenen Qualifying seine zweite Pole Position 2023. Zuletzt auf dem Nürburgring feierte der Lamborghini-Star seinen ersten DTM-Sieg von Startplatz eins. Ricardo Feller komplettierte die erste Startreihe in der Lausitz. Der Fünftplatzierte Thomas Preining hatte mit Clemens Schmid und Franck Perera zwei Lamborghini Huracan vor der Nase. Das Mercedes-Trio Luca Stolz, David Schumacher und Lucas Auer komplettierte die Top-8 der Startaufstellung. Der bestplatzierte BMW-Fahrer, Rene Rast, kam nicht über P15 hinaus. Sein Teamkollege und amtierender Meister Sheldon van der Linde kassierte mit P21 eine Quali-Klatsche.
Der Start: Gesitteter Auftakt ins Rennen ohne Platzwechsel auf den vorderen Plätzen. Mirko Bortolotti führte die Pole Position souverän durch die ersten Kurven, während sich Verfolger Ricardo Feller gegen Hintermann Clemens Schmid verteidigen musste. David Schumacher fiel vom siebten auf den zehnten Platz zurück, während Jack Aitken von P10 zwei Positionen gutmachen konnte. Größter Gewinner der Startphase war Dennis Olsen, der seinen Manthey-'Greeno' vom zwölften Startplatz bis auf P7 nach vorne führte. Laurin Heinrich (von P18) fiel ans Ende des Feldes zurück. Auch für Mattia Drudi war vorzeitig Feierabend.
Die erste Rennhälfte: Laurin Heinrich kassierte in Runde 4 drei Penalty Laps wegen einer Kollision mit Patric Niederhauser. Marco Wittmann ging gegen Maro Engel hart zu Werke, wodurch der Mercedes-Pilot kurzzeitig die Strecke verlassen musste und seinen AMG-GT3 erst im letzten Moment wieder unter Kontrolle bringen konnte. Der Vorfall wurde erst nach dem Rennen untersucht. Ansonsten tat sich nicht allzu viel in den ersten 10 Runden. Bortolotti führte mit drei Zehntelsekunden Vorsprung vor Feller. Mit 1,6 Sekunden Abstand folgte Schmid auf P3.
Drama in Runde 17! Franck Perera bekam Druck von Thomas Preining und griff seinerseits den Drittplatzierten Clemens Schmid an. Beim Anbremsen auf die Kurve knallte der SSR-Pilot seinem Markenkollegen heftig ins Heck und nahm damit effektiv beide Autos aus dem Rennen. Preining war der lachende Dritte des Lambo-Crashs und übernahm die dritte Position. Auch für David Schumacher war nach einer Kollision mit Jack Aitken vorzeitig Feierabend.
In derselben Runde (17) öffnete sich das Pflicht-Boxenstopp-Fenster: Stolz, Aitken, Auer, Kelvin und Sheldon van der Linde sowie Engstler bogen in die Boxengasse ab. In Runde 18 ließen Olsen, Paul und Wittmann frische Reifen aufziehen.
Der weitere Rennverlauf: In Runde 21 war es dann soweit: Spitzenreiter Bortolotti und seine beiden Verfolger Feller sowie Preining bogen in die Boxengasse ab. Alle Reifenwechsel saßen und so kehrten die Top-3 in gleicher Reihenfolge auf die Strecke zurück. Preining musste sich allerdings gegen Stolz geschlagen geben, der mit seinen bereits warmen Pirelli-Reifen locker überholen konnte. Nur drei Fahrer (Dienst, Heinemann, Güven) waren zu diesem Zeitpunkt noch auf ihren Startreifen unterwegs.
In Runde 30 bei noch 18 zu fahrenden Minuten begann Feller, immer stärkeren Druck auf den Führenden Bortolotti auszuüben. Kelvin van der Linde erhielt eine Verwarnung wegen eines Kontakts mit Jack Aitken. Lokalmatador Maximilian Paul stellte seinen GRT-Lamborghini nach Runde 34 vorzeitig ab und erlebte damit seinen zweiten vorzeitigen Ausfall.
Feller klopfte in Runde 38 erneut deutlich bei Bortolotti an, doch der Lambo-Fahrer konnte sich erfolgreich zur Wehr setzen. Mit einer halben Sekunde Abstand folgte Luca Stolz, dahinter mit 2 Sekunden Rückstand Preining. Dennis Olsen auf P5 hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 6 Sekunden Rückstand. Im vorderen Feld tat sich weiterhin nicht allzu viel auf der Strecke. Feller probierte es weiter, scheiterte aber und fuhr nach 45 Runden hinter Sieger Bortolotti auf den zweiten Platz.
DTM: Alle Rennsieger 2023
Rennstrecke | Fahrer | Team | Pole Position |
---|---|---|---|
Oschersleben I | Franck Perera | SSR-Lamborghini | Franck Perera |
Oschersleben II | Christian Engelhart | Toksport-Porsche | Thomas Preining |
Zandvoort I | Maro Engel | Landgraf-Mercedes | Maro Engel |
Zandvoort II | Ricardo Feller | Abt-Audi | Ricardo Feller |
Norisring I | Sheldon van der Linde | Schubert-BMW | Sheldon van der Linde |
Norisring II | Thomas Preining | Manthey-Porsche | Rene Rast |
Nürburgring I | Mirko Bortolotti | SSR-Lamborghini | Mirko Bortolotti |
Nürburgring II | Maximilian Paul | GRT-Lamborghini | Ricardo Feller |
Lausitzring I | Jack Aitken | Emil-Frey-Ferrari | Jack Aitken |
Lausitzring II | Mirko Bortolotti | SSR-Lamborghini | Mirko Bortolotti |
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