Loic Duval besticht in seinen letzten Tagen als Audi-Fahrer in der DTM konstant mit erfrischender Offenheit. Dass der Franzose kein Interesse an den GT3-Autos hat, die 2021 auf die Class-1-Boliden folgen, hatte er vor einigen Wochen deutlich zum Ausdruck gebracht. Stattdessen kehrt Duval im Herbst seiner Motorsport-Karriere zurück zum Prototypen- und Langstreckensport.

An diesem Samstag äußerte sich der Rennsport-Veteran über die Formel E, in der er selbst zwischen 2014 und 2017 bei 28 Rennen für das US-Team Dragon-Racing an den Start ging - die Truppe von Besitzer Jay Penske, für die auch Nico Müller vergangene Saison sein Renndebüt gab.

Eigentlich ging es in der kleinen Medienrunde mit Duval und Phoenix-Teamkollege Mike Rockenfeller um die Frage, was sie von der neuen DTM Electric halten, die am Rande des Saisonfinales in Hockenheim vorgestellt wurde.

Rockenfeller: Kein Problem mit Elektro-Autos

Beide waren sich einig: Jedes Rennauto kann Spaß machen, wenn es nur ausreichend Leistung hat. Daran mangelt es dem von Schaeffler aufgebauten Silhouetten-Prototypen mit 1.200 PS aus vier elektrischen Einzelmotoren sicherlich nicht, wie allein schon die qualmenden Reifen bei den Show Runs in Hockenheim bewiesen.

"Es ist nicht so, dass ich kein Fan der Formel E bin, ich finde sie nur nicht so spektakulär", sagte der frühere DTM-Champion Rockenfeller. "Aber mit einem Elektro-Motor habe ich kein Problem. Solche Autos können toll zu fahren sein, müssen aber genug Power haben."

Duval: Formel E mag ich nicht

Duval stimmte Rockenfeller größtenteils zu, wollte aber selbst noch etwas anfügen: "Die DTM Electric kann eine tolle Meisterschaft sein. Die Formel E mag ich aber nicht. Die Autos sind nicht schnell. Ich mag die Austragungsorte, das Format und das Racing. Ich bin ja Formel E gefahren. Hinterm Lenkrad macht es nicht so viel Spaß wie andere Autos mit mehr Grip und Power."

Duval weiter: "Wann auch immer ein Fahrer sagt, dass ein Formel-E-Auto zu fahren toll sei, macht er das, weil er in der Meisterschaft ist und fürs Fahren bezahlt wird. Der kann also natürlich nicht dagegen sein. Es kann aber nicht so viel Spaß machen wie ein LMP, ein DTM- oder Super-GT-Auto. Mit einem Elektro-Auto kannst du Spaß haben, wenn es genug Grip und Power bietet."

Eine offene, aber gleichzeitig heikle Aussage des 38-Jährigen. Schließlich fuhren zuletzt mit Rene Rast (Audi), Nico Müller (Dragon) und Robin Frijns (Audi-Kundenteam Virgin) gleich drei seiner Noch-Audi-Markenkollegen in der Formel E. Die Nachfrage beim Trio in den weiteren Medienrunden folgte natürlich auf dem Fuße.

Rast: Jedes Auto kann Spaß machen

Rast, der 2021 seine erste volle Saison mit Audi in der Elektro-Rennserie bestreiten wird und zusätzliche Einsätze in der GT-DTM nicht ausschloss: "Jedes Auto kann Spaß machen. In den Rennen geht es sehr ums Energie-Management. Dadurch hast du als Fahrer großen Einfluss auf das Rennergebnis. Mir macht das sehr viel Spaß, weil ich gern vieles im Detail analysiere. Das Formel-E-Auto ist langsamer und hat keinen Sound, das heißt aber nicht, dass das Fahren keinen Spaß macht."

Müller, der seine Zukunft im Motorsport noch nicht bestätigen konnte, aber sicherlich auch gerne das Audi-Werkscockpit gehabt hätte: "Unter bestimmten Umständen kann es natürlich Spaß machen. Bei einer Qualifying-Runde mit voller Leistung auf einer kühlen Strecke pumpt das Adrenalin schon. Mir macht das Spaß. Um Loics Aussage vielleicht zu dem zu relativieren, was ich gesagt habe: Er kennt wahrscheinlich nur das Gen1-Auto und mit dem Gen2-Auto gab es einige Verbesserungen."

DTM Electric: So sieht das 1.200-PS-Rennauto aus: (01:03 Min.)

Leicht weil langsam? Frijns: Stimmt nicht

Abt-Teamkollege Frijns: "Das Fahren in der Formel E ist ganz anders als das, was wir gewohnt sind. Unsere Generation ist mit V8-Motoren in der Formel 1 oder DTM aufgewachsen. Formel E ist anders und eine Herausforderung, das Auto zu fahren. Alle sagen, es sei leicht, weil es langsam sei. Das stimmt aber überhaupt nicht."

Es ist fast unmöglich, an einem Wochenende alles richtig hinzubekommen. Wenn man als Fahrer unserer Generation die Chance hat, ein Auto mit viel Downforce und Power zu fahren, dann nimmt man das schnellere Auto. Das bedeutet nicht, dass es mehr oder weniger Spaß macht. Es ist eine komplett andere Herausforderung."