DTM Electric: So sieht das 1.200-PS-Rennauto aus: (01:03 Min.)

Paukenschlag beim Saisonfinale in Hockenheim: Die DTM soll ab dem Jahr 2023 vollelektrisch werden. Die Schaffung der 'DTM Electric' gaben die Verantwortlichen um ITR-Chef Gerhard Berger bei einer Pressekonferenz an diesem Freitag bekannt. Mit an Bord dieses Projekts ist Schaeffler als neuer Technologie- und Innovationspartner.

Der globale Automobil- und Industriezulieferer mit Hauptsitz in Herzogenaurach liefert in Hockenheim einen Vorgeschmack darauf, wie die DTM in Zukunft aussehen kann. Ein eigens aufgebautes Demonstrationsfahrzeug im Tourenwagen-Look mit knapp 1.200 PS dreht an diesem Wochenende seine Runden im Motodrom.

Mit der Einführung dieser Silhouetten-Rennwagen ginge Bergers lange gehegter Traum tatsächlich in Erfüllung: DTM-Autos mit mehr als 1.000 PS Leistung. Damit wären die Boliden doppelt so leistungsstark wie die aktuellen Turbo-Autos mit knapp 600 PS, die im Zuge des feststehenden Class-1-Aus ihre letzten beiden Rennen bestreiten.

Foto: DTM
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Timo Scheider, der das Auto am Donnerstag als Erster fuhr, zu Motorsport-Magazin.com: "Wenn 1.200 PS beschleunigen, dann schiebt das einfach nur wie blöd nach vorne und hört nicht auf! Das gibt so ein richtig geiles Achterbahn-Kribbeln im Bauch. Das wünscht man sich ja als Rennfahrer: Immer dann Leistung zu haben, wenn du es willst - und davon reichlich. Das war schon cool. Natürlich ist das ganze Projekt in der Anfangsphase und muss weiterentwickelt werden. In erster Linie ging es hier darum, die Technik zu zeigen und wohin die Reise gehen soll."

Die DTM Electric soll neben der neu geschaffenen GT Pro DTM mit GT3-Boliden, der GT4-Rennserie DTM Trophy und einer Classics-Serie eine von mehreren Säulen auf der DTM-Plattform darstellen, die nach den Ausstiegen von Audi und BMW durch den alleinigen Verantwortlichen Gerhard Berger fortgeführt wird. Der Plan umfasst Sprintrennen mit einer Dauer von rund 30 Minuten und die Möglichkeit automatisierter Batteriewechsel während des Pflicht-Boxenstopps.

Unter der Silhouette des Demo-Autos auf dem Hockenheimring steckt Technologie, die schon vor einiger Zeit für reichlich Furore sorgte. Angetrieben wird der Prototyp von vier Einzelmotoren mit einer Leistung von jeweils rund 300 PS. Das Gesamtdrehmoment liegt bei 1.280 Newtonmeter.

Der Antrieb basiert auf der Technologie des sogenannten 'Schaeffler 4e Performance', einem Konzeptfahrzeug auf Basis eines Audi A3. Daniel Abt, der auch in Hockenheim am Steuer sitzt, machte das Auto 2018 zum YouTube-Star und stellte mit einem Topspeed von 209,7 km/h einen neuen Weltrekord auf - im Rückwärtsfahren!

Die Motorentechnologie stammt aus der Formel E. In der Elektro-Rennserie entwickelt Schaeffler seit dem Serienbeginn 2014 die elektrischen Antriebsstränge für Audi. Auch im Demo-Fahrzeug kommt ein Einzelradantrieb mit variabler Antriebsmomentverteilung und Schlupfregelung zum Einsatz. Das Vorstellungsauto schafft den Sprint von 0 auf 100 in 2,4 Sekunden, die 200-km/h-Marke ist nach sieben Sekunden erreicht.

Foto: DTM
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Die wesentlichen Antriebskomponenten für die DTM Electric will Schaeffler in Eigenregie entwickeln. Dazu zählt auch das das Steer-by-Wire-System mit dem Namen Space Drive, bei dem eine mechanische Verbindung zwischen Lenkgetriebe und Lenkrad nicht mehr vorhanden ist. Die Übertragung der Lenkbefehle erfolgt stattdessen innerhalb von Millisekunden über Kabel - also 'by-Wire' - durch elektrische Impulse.

Bei den Demo-Läufen in Hockenheim kannt sich neben den Schaeffler-Botschaftern Daniel Abt und Sophia Flörsch auch der zweifache DTM-Champion Timo Scheider mit der Technik vertraut machen. Das seit rund 20 Jahren in Straßenfahrzeugen zum Einsatz kommende Space Drive von Schaeffler Paravan ermöglicht es Menschen mit einer Behinderung, am Straßenverkehr teilnehmen zu können. Auf der Rennstrecke soll das System, das auch in unterschiedlichen GT3- und GT4-Autos erprobt wird, weiterentwickelt werden.

Das Debüt der Elektro-DTM ist für 2023 angepeilt, die Werbetrommel soll aber schon früher gerührt werden. In der kommenden Saison soll der Prototyp im Rahmenprogramm seine Auftritte haben und auf dieser Basis weiterentwickelt werden. Für 2022 sprechen die Macher von Einsätzen mit einer sportlichen Relevanz für die DTM.

Foto: DTM
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Die Idee einer Elektro-DTM mit 1.000 PS starken Autos ist nicht neu. Ein derartiges Konzept präsentierte die DTM bereits im November 2019. Hier waren ab 2025 Rennen mit Autos vorgesehen, die wahlweise von einer Batterie oder Brennstoffzelle angetrieben werden. Mit Gimmicks wie Roboter-Boxenstopps sparte diese Vision nicht an futuristischen Ideen.

Weitaus konkreter verliefen die Planungen für die Einführung eines einheitlichen Hybridsystems und umweltfreundlicher Kraftstoffe. Diese hätten ab 2022 ihren Weg in die Class-1-Autos finden sollen. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com waren Leistungsspitzen von bis zu 800 PS angepeilt. Durch das Ende der Class-1-Ära ist diese Idee allerdings kein Thema mehr. Stattdessen könnte die Elektro-DTM nun zwei Jahre früher als geplant kommen.

DTM Electric: Stimmen zur Zukunft

DTM-Chef Gerhard Berger: "Gemeinsam mit Schaeffler, unserem ersten strategischen Partner, mit dem wir künftig kooperieren, wollen wir die DTM-Plattform in eine erfolgreiche Zukunft führen. Unser Ziel ist es, in der DTM Electric nicht nur den neuesten Stand der Technik zu zeigen, sondern auch zentrale Innovationen auf die Rennstrecke zu bringen, die spektakuläres Racing ermöglichen. So wollen wir auch die klassischen Motosportfans für Zukunftstechnologien gewinnen und sie mit attraktivem Rennsport begeistern."

"Wir freuen uns auf die Partnerschaft", sagt Matthias Zink, Vorstand Automotive Technologies bei Schaeffler. "Unsere innovativen E-Antriebstechnologien sorgen bereits seit 2014 in der Formel E für Siege und kommen mittlerweile auch in Serienfahrzeugen zum Einsatz. Die Partnerschaft mit der DTM und in der vollelektrischen Zukunftsserie belegen, dass Schaeffler als verlässlicher Technologiepartner die E-Mobilität mitgestaltet."