Gerhard Berger hatte bei seinem Amtsantritt 2017 einen Wunsch für die DTM geäußert. 1.000 PS sollten die Autos haben und die Fahrt der berühmte Ritt auf der Kanonenkugel sein.

Was damals belächelt wurde, könnte schon 2023 Realität werden und lange Reifenspuren im Asphalt hinterlassen. Sogar brachiale 1.200 PS Leistung sollen die Autos der DTM Electric auf die Straße bringen, angetrieben durch Elektro-Motoren.

Klingt verrückt, macht aber Sinn. Mit der Elektro-DTM erarbeitet sich die Serie ein ganz elementares Merkmal zurück, das sie über Jahrzehnte geprägt hat: Rennautos, die es nirgendwo anders auf der Welt zu sehen gibt. Und die nur von den besten Tourenwagen-Piloten der Welt gebändigt werden können.

GT3-Autos können künftig gern im Rahmenprogramm bleiben und waren die passende Schnell-Lösung nach dem Class-1-Aus, aber der künftige Star in der Motorsport-Manege der DTM muss ein Anderer sein. Die DTM Electric liefert 1.200 gute Gründe dafür.

Das imposante Konzeptfahrzeug aus dem Hause Schaeffler liefert gleichzeitig das Potenzial für ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der DTM-Historie: die mögliche Rückkehr der Hersteller.

Der Schaeffler-Prototyp bei seinen ersten Runden in Hockenheim, Foto: DTM
Der Schaeffler-Prototyp bei seinen ersten Runden in Hockenheim, Foto: DTM

Ja, sie sind Fluch und Segen zugleich, prägten faktisch aber über 30 Jahre lang - genau genommen seit 1988 - das Bild der DTM. Wie viele Rennserien auf der Welt können auf eine solche Vergangenheit zurückblicken? Es wäre sträflich, so eine Motorsport-Instanz einfach sterben zu lassen.

Warum die Chancen gut stehen, dass Autobauer Geschmack an der DTM Electric finden und in sie investieren werden? Weil sie sich trotz Formel-E-Hype nach einer prestigeträchtigen und vor allem reichweitenstarken Rennserie mit Silhouetten-Fahrzeugen sehnen, die den Produkten in ihren Schaufenstern gleichen. Dafür bietet die DTM allein dank ihrer großen Geschichte (Berger: "Der Name bleibt für immer!") die perfekte Plattform.

Man muss Rennen mit E-Autos nicht zwingend mögen und einige Motorsport-Traditionalisten werden die Serie schon heute für tot erklären. Berger selbst ist ein Petrol-Head, hat die Formel E aber nur wegen mangelnder Leistung kritisiert. Solange das Auto nur ordentlich nach vorne ging, war ihm die Art des Antriebes seit jeher egal.

Elektromobilität polarisiert und nicht selten sind die Diskussionen von großer Polemik begleitet. Und doch ist sie zumindest ein Teil der automobilen Zukunft, während die Verbrenner - hoffentlich mit Bedacht - langsam in den Ruhestand geschickt werden.

Einst galt der Motorsport als schnellstes Testlabor für die Straße - und genau da muss er auch wieder hin, um nicht in der Versenkung zu verschwinden. Eine sinnvolle Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit ist heute Pflicht. Wenn diese Reise in der DTM mit 1.200 PS und tollem Rennsport vonstatten geht, sollte man ihr eine Chance geben. Und für den Sound findet sich sicherlich auch noch eine Lösung.

DTM Electric: So sieht das 1.200-PS-Rennauto aus: (01:03 Min.)