Jetzt muss der "Plan B" her für Mick Schumacher. Der 25-Jährige ist beim Kampf um das Cockpit für die Formel-1-Saison 2025 beim baldigen Audi-Werksteam Sauber nicht berücksichtigt worden. Die Audianer um Mattia Bionotto haben sich stattdessen für den Brasilianer Gabriel Bortoleto entschieden, der nach seinem Formel-3-Titelgewinn 2023 aktuell auch die Formel-2-Meisterschaft anführt.
Mit Nico Hülkenberg im zweiten Sauber-Cockpit, steht nächstes Jahr weiterhin nur ein Fahrer aus Deutschland in der F1-Startaufstellung. Doch wie geht es jetzt für Schumacher weiter, dessen erklärtes und bisher einziges Ziel die angestrebte Rückkehr in die Königsklasse des Motorsports gewesen war?
Jetzt folgt Plan B: Wie geht es für Mick Schumacher weiter?
Die Formel 1, das war laut Schumacher stets der "Plan A", während er in der WEC seine Debütsaison mit dem Alpine-Werksteam bestritt. Nach dem Podesterfolg beim 6-Stunden-Rennen im japanischen Fuji, als Schumacher mit seinen Teamkollegen Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxiviere den bis dato größten Erfolg für Alpine errang, sagte er: "Es gibt im Motorsport immer Möglichkeiten. Es öffnen sich immer Türen, hoffentlich irgendwo für mich, und ich wende mich zu Plan B, wenn ich einmal weiß, wie Plan A aussieht."
Die Aussichten auf Zweiteres sind seit dem heutigen Mittwoch düster. In der Formel 1 sind für 2025 mit Ausnahme des zweiten Racing-Bulls-Platzes sämtliche Cockpits vergeben. Schumacher bleibt wohl im besten Fall weiter ein Platz auf der Ersatzbank. Nach seinem Aus bei Haas Ende 2022, schloss er sich Mercedes als Test- und Ersatzfahrer an, übte diese Funktion ebenso bei den Silberpfeil-Kundenteams McLaren und Williams aus. Während der Saison bestritt Schumacher mehrere Testfahrten in F1-Boliden, für einen Stammplatz wurde der Sohn von Michael Schumacher jedoch nicht berücksichtigt.
Bei Sauber-Audi soll er ebenso auf der Liste gestanden haben wie der vor die Tür gesetzte Valtteri Bottas, Neuverpflichtung Bortoleto, Franco Colapinto, Theo Pourchaire oder Felipe Drugovich. Letztendlich entschieden sich Ingolstadt sowie Hinwil für den 20-jährigen Bortoloto und folgten damit dem aktuellen Trend, gut ausgebildeten Formel-2-Youngstern eine Chance zu geben. Schumacher blieb außen vor, genauso, wie es zuvor bei der Vergabe um das offene Alpine-Cockpit (ging an Jack Doohan) oder den kurzfristig frei gewordenen Platz bei Williams (ging an Colapinto) der Fall war.
Alpine will mit Schumacher in WEC weitermachen
Während in der aktuellen Formel 1 offenbar kein Platz ist für Schumacher, könnte er in der WEC wohl sofort weitermachen. Alpine-Teamchef Philippe Sinault war beim Saisonfinale in Bahrain guter Hoffnung, dass Schumacher auch 2025 zum Aufgebot der Franzosen zählen wird. "Wir drücken die Daumen und sind zuversichtlich, dass er mit uns weitermacht", sagte Sinault letztes Wochenende zu Sportscar365. "Aber die Situation und das Gesamtbild sind bekannt. Deshalb müssen wir noch ein wenig warten."
Alpine erscheint zumindest in der WEC die logische Wahl zu sein für Schumacher. Porsche und Ferrari haben ihre nächstjährigen Fahrer-Lineups bereits verkündet - damit sind bereits einige Top-Cockpits in der Langstrecken-Weltmeisterschaft vergeben. Toyota hält sich grundsätzlich wie bei allem eher bedeckt, ist aber nicht als wechselfreudiger Hersteller bekannt.
Schumacher: Lose Spekulationen um Wechsel zu Ferrari-Team
Eine Weile hielten sich sehr lose Gerüchte, dass Schumacher zum Ferrari-Privatteam AF Corse wechseln könnte. Die Italiener haben nach dem Abgang von Robert Shwartzman in die IndyCar-Series bislang nur den Briten Phil Hanson als neuen Fahrer bestätigt. Hinter Robert Kubicas Zukunft, der die Saison zusammen mit Shwartzman und dem Chinesen Ye Yifei im gelben Ferrari 499 P bestritt, standen zuletzt Fragezeichen.
Schumacher ließ sich während der Saison nie in die Karten blicken, welche Alternative für ihn anstelle der Formel 1 in Betracht kommen könnte. Seine Herangehensweise, bis zum letzten Moment auf das Sauber-Audi-Cockpit zu hoffen, sei laut dem langjährigen Mercedes-Motorsportchef und Schumacher-Kenner Norbert Haug die richtige gewesen.
"Wer eine Formel-1-Chance bekommen kann und sich mit der WEC begnügt, macht etwas falsch. Frag mal alle WEC-Fahrer, die das Potenzial dazu haben, ob sie lieber F1 oder WEC fahren würden...", sagte Haug zu Motorsport-Magazin.com. "Wenn Mick, der in Formel-Klassen groß geworden ist, und diese gewonnen hat, nicht in die Formel 1 will, wohin sollte er denn sonst wollen? Die Formel 1 ist bekanntlich die Motorsport-Königsdisziplin."
Schumacher: Formelsport-Rückkehr stand bisher nicht zur Debatte
Von einem möglichen Wechsel Schumachers zurück in Formel-Cockpits, wie sie die IndyCar-Serie, die Formel E oder die japanische Super Formula bieten würden, war bislang nichts zu hören. Die WEC hat sich in Folge des Hersteller-Booms zur zweitwichtigsten FIA-Weltmeisterschaft gemausert. Das Starterfeld ist gespickt mit früheren Formel-1-Piloten, und wie man hört, soll sich der eine oder andere Noch-F1-Fahrer bereits um einen Platz bemüht haben. Mit Aston Martin (2025) und Hyundai/Genesis (vermutlich 2026) stoßen in Bälde zwei weitere Marken hinzu.
Nach der Formel 1 ist die WEC aktuell der 'Place to Be' für die besten Rennfahrer der Welt. Hier lassen sich nicht nur international beachtete Erfolge feiern, sondern auch gutes Geld verdienen. Ein Verbleib von Schumacher bei Alpine, möglicherweise weiter in Kombination mit einem Testfahrer-Job in der Formel 1, erscheint derzeit die logische Wahl für die Zukunft zu sein. Alpine entpuppte sich überraschend auf Anhieb als vierte Kraft hinter Porsche, Toyota und Ferrari.
Wie kann Alpine Schumacher halten? Famin: "Besser werden"
Die Franzosen haben sich zur WEC bekannt: Alpine hat sich inzwischen mit einem Minderheitsanteil ins Einsatzteam von Signatech eingekauft, was der Truppe um Teamchef Sinault eine langfristige Sicherheit bietet und als klares Bekenntnis zum WEC-Programm interpretiert werden kann. Die Langstrecken-Motoren kommen weiterhin aus Viry-Chatillon, während die Formel-1-Kollegen ihren Dienst einstellen müssen.
Offen bleibt die Frage, ob auch Schumacher für 2025 an Bord bleibt. Die Verantwortlichen würden ihn mit Kusshand nehmen, das steht außer Frage nach den bisher erbrachten Leistungen. In Anbetracht von Micks F1-Sehnsucht brachte Alpine-Motorsportchef Bruno Famin vor einer Weile die hauseigenen Handlungsmöglichkeiten schlicht auf den Punkt: "Besser werden."
Schumacher schloss seine Debütsaison in der WEC auf dem geteilten 22. Platz in der Fahrer-Wertung ab. Nach einem schwierigen Auftakt, platzte der Knoten beim ersten Rennen nach dem technischen Doppelausfall in Le Mans: In Sao Paulo gelang Schumacher/Lapierre/Vaxiviere mit Platz zehn die erste Punkteausbeute. Bei den folgenden Rennen in Austin (P9), Fuji (P3) sowie beim Saisonfinale in Bahrain (P9) erreichte der Alpine mit der Startnummer #36 stets die Top-10. Schumacher zählte neben dem Franzosen Charles Milesi stets zu den schnellsten der sieben Alpine-Fahrer.
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