In der Formel 1 hielt sich das Interesse an Mick Schumacher bislang eher in Grenzen - anders sieht es in der WEC aus. Alpine würde den 25-Jährigen nach seinen hervorragenden Leistungen in der Debütsaison gerne weiterbeschäftigen. Noch hat der französische Autobauer sein Fahrer-Lineup für die beiden A424 Prototypen nicht bekanntgegeben. Anders sieht es aus bei Porsche und Ferrari, die ihre Planungen für 2025 größtenteils abgeschlossen haben.
"Wir drücken die Daumen und sind zuversichtlich, dass er mit uns weitermacht", sagte Alpine-Teamchef Philippe Sinault am Rande des Saisonfinales in Bahrain zu Sportscar365. "Aber die Situation und das Gesamtbild sind bekannt. Deshalb müssen wir noch ein wenig warten."
Was Monsieur Sinault meint, ist klar: Schumacher will unbedingt zurück in die Formel 1, alles andere erscheint Nebensache. Das letzte verfügbare Cockpit für 2025 hat das baldige Audi-Werksteam Sauber im Angebot. Die Ingolstädter um den neuen Sportchef Mattia Binotti haben für die Vergabe des zweiten Sitzes neben Nico Hülkenberg bislang aber keine Eile an den Tag gelegt.
Schumachers Herangehensweise ist nicht frei von Risiken, für den früheren Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug aber die richtige. "Wer eine Formel-1-Chance bekommen kann und sich mit der WEC begnügt, macht etwas falsch. Frag mal alle WEC-Fahrer, die das Potenzial dazu haben, ob sie lieber F1 oder WEC fahren würden...", sagt Haug zu Motorsport-Magazin.com. "Wenn Mick, der in Formel-Klassen groß geworden ist, und diese gewonnen hat, nicht in die Formel 1 will, wohin sollte er denn sonst wollen? Die Formel 1 ist bekanntlich die Motorsport-Königsdisziplin."
Alpine drängt: Fahrer-Frage für 2025 so schnell wie möglich klären
Wie lange Alpine sich Zeit lässt, um auf Schumacher zu warten, ist unklar. Die Franzosen wollen frühzeitig mit den Planungen für die kommende Saison beginnen. "Bald naht die Zeit der Entscheidung", kündigte Sinault an. "Wir haben einen Test mit Michelin (in Bahrain nach dem Rookie-Test am kommenden Sonntag; d. Red.), danach testen wir noch mal in Portimao und dann in Le Castellet."
Bei den wenigen per Reglement erlaubten Testtagen hätte Alpine sicherlich gerne alle seine Stammfahrer am Steuer. Sinault ließ durchblicken: "Wir müssen all das Erlernte aus diesem Jahr zusammentragen, um mögliche Verbesserungen fürs 2025er-Auto abzuwägen. Deshalb müssen wir die Fahrer so schnell wie möglich finalisieren."
Wer ersetzt Nicolas Lapierre bei Alpine in der WEC?
Änderungen bei Alpine, das beim Saisonfinale in Bahrain den starken vierten Platz in der Hersteller-Meisterschaft verteidigen will, sind ohnehin notwendig. Nicolas Lapierre hat seine aktive Karriere nach dem Podesterfolg in Fuji an den Nagel gehängt und ist als neuer Sportdirektor an den Kommandostand gewechselt. Mit Jules Gounon steht ein potenzieller Nachfolger in den Startlöchern, wenn sich das WEC-Programm mit seinem Job als Mercedes-AMG-Werksfahrer vereinbaren lässt.
Gounon würde die WEC-Saison 2025 mit einiger Erfahrung in Angriff nehmen. Der Franzose bestreitet in Bahrain bereits sein viertes Rennen für Alpine und startet im #35 Auto zusammen mit Ferdinand Habsburg sowie Paul-Loup Chatin. #35-Stammfahrer Charles Milesi wechselt stattdessen ins Schwesterauto an die Seite von Schumacher sowie Matthieu Vaxiviere und ersetzt dort Lapierre.
Sinault wollte nicht ausschließen, dass auch externe Fahrer für ein Cockpit in Frage kommen. Schließlich sind einige Hochkaräter auf dem Markt, möglicherweise auch der eine oder andere aus der Formel 1. Sinault: "Um das Level zu erreichen, auf dem wir gegen die anderen vor uns kämpfen können, müssen wir andere Optionen in Betracht ziehen. Wir schauen auf jede Sektoren-Bestzeit! Das ist Teil des Jobs."
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