Die 24 Stunden von Le Mans halten noch eine späte Wendung parat. Am Montagabend kurz vor Mitternacht wurde bekanntgegeben, dass einer der dominanten Ferraris aus der Hypercar-Klasse aus der Wertung genommen wird. Dabei handelt es sich aber nicht um das Sieger-Auto #83 rund um Robert Kubica (Teamkollegen: Ye Yifei/Phil Hanson), sondern um den Werks-Ferrari mit der #50 (Antonio Fuoco/Miguel Molina/Nicklas Nielsen). Dieser war ursprünglich auf der vierten Position ins Ziel gefahren.

Das Auto der Vorjahres-Sieger fiel bei Heckflügel-Checks durch und wurde anschließend disqualifiziert. Konkret wurde festgestellt, dass die Träger-Halterung des Heckflügels nicht den Regeln entsprach und sich zu stark bog. Ein Verstoß gegen Artikel 3.8.7 des technischen Reglements also. Beim Biegungs-Test, bei dem eine vom technischen Reglement vorgegebene Last auf dem Heckflügel angebracht wird, fiel der Ferrari-Flügel durch – und das nicht zu knapp.

Vier Schrauben verursachen Ferrari-Disqualifikation

Maximal darf sich der Flügel um 15 Millimeter verformen, bei der technischen Kontrolle wurde aber eine Verformung von 52 Millimetern festgestellt. Der Grund dafür wurde schnell festgestellt: An der Heckflügel-Halterung fehlten vier Schrauben. Ferraris Teammanager Batti Pregliasco, der gemeinsam mit dem zuständigen Renningenieur Luca Massé bei der Anhörung zugegen war, bestätigte und akzeptierte den Regelverstoß.

Dabei hätte das Team schon während dem Rennen hellhörig werden müssen. Ein Ferrari-Mechaniker hatte beim letzten Boxenstopp nämlich festgestellt, dass eine Schraube an der Heckflügel-Halterung fehlte, das Team hatte sich im Kampf um das Podium aber dagegen entschieden, Maßnahmen zu ergreifen. Eine Entscheidung, die nach der Sichtung der Fahrzeug-Telemetrie gemacht worden sei, in der keine dadurch ausgelöste Speed-Veränderung festgestellt worden sein soll.

Die Stewards hielten aber fest, dass das Auto in Runde 380 von 387 den höchsten Topspeed erreicht hat - also nach dem letzten Stopp. Doppelt bitter für Ferrari: Das #50-Auto hätte gegen Rennende wohl noch genug Zeit für einen kurzen Reparatur-Boxenstopp gehabt, denn der auf P5 platzierte #12-Cadillac (Lynn/Nato/Stevens) lag fast zwei Minuten zurück und eine Attacke auf den auf P3 liegenden #51-Ferrari (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi) wurde via Teamorder untersagt, da man aufgrund anhaltender technischer Probleme die Platzierungen nicht in einem Zweikampf riskieren wollte.

Spät aber doch: Mick Schumacher holt Punkte in Le Mans

Alle dahinterliegenden Hypercars rücken somit eine Position auf. Der #12-Jota-Cadillac übernimmt P4, während der #7-Toyota (Conway/Kobayashi/De Vries) auf den fünften Rang rückt. Ein Nutznießer dieser Strafe ist auch Mick Schumacher. Der #36-Alpine, den er sich mit Fred Makowiecki und Jules Gounon teilt, war ursprünglich auf P11 gelandet und damit leer ausgegangen. Nun sichern sich Schumacher und Co nachträglich doch noch P10 und damit die letzten beiden Punkte.

Die Disqualifikation hat für die Le-Mans-Sieger von 2024 nachhaltige Auswirkungen in der Langstrecken-WM. Denn dort gibt es für das 24h-Rennen doppelte Punkte. Vor dem Rennen hatte das Auto in der WEC noch den zweiten Platz in Schlagdistanz zum in Führung liegenden Schwesterauto belegt, nun liegt das Ferrari-Werksauto schon 48 Zähler zurück.

24h Le Mans Sensation! Kubica gewinnt für Ferrari (08:54 Min.)

Der illegale Heckflügel am #50-Ferrari war der einzige technische Verstoß, der nach dem 24-Stunden-Rennen festgestellt worden war. Die gesamten Top 4 der Hypercar-Klasse waren genauer unter die Lupe genommen und auf zahlreiche Parameter untersucht worden. Darunter natürlich auch der #83-AF-Corse-Ferrari, der den Sieg davontrug, und der #51-Ferrari.

Bei beiden 499 P war technisch alles im Rahmen des Reglements, genauso wie am Porsche 963 mit der #6 (Campbell/Estre/L. Vanthoor), der die Ziellinie auf P2 überquert hatte. In der LMP2 und der LMGT3-Klasse wurden beim Scrutineering nach dem Rennen jeweils die Top 3 unter die Lupe genommen und für legal befunden.