Aller roten Dinge sind drei: Ferrari hat bei den 24 Stunden von Le Mans 2025 seinen dritten aufeinanderfolgenden Sieg gefeiert. Der Ferrari 499P mit der Startnummer #83 (Ye, Hanson, Kubica) überquerte die Ziellinie nach 387 Runden als Erster. Der frühere Formel-1-Fahrer Robert Kubica führte den gelben Ferrari-Prototypen mit 14 Sekunden Vorsprung vor dem Zweitplatzierten #6 Weltmeister- Porsche (Vanthoor, Estre, Campbell) über den Zielstrich.
Dass der Sieg beim berühmtesten Autorennen der Welt nur über Ferrari führen würde, hatte sich schon früh angedeutet. Die Sieger waren dann aber doch eine Überraschung: Kubica und seine Teamkollegen Yifei Ye und Phil Hanson starten mit AF Corse als Privatteam in der WEC, wenngleich der italienische Erfolgsrennstall auch die beiden roten Werks-Autos einsetzt. Für den F1-Sieger Kubica war es der erste Gesamt-Triumph in Le Mans.
Ferrari feiert 12. Gesamtsieg bei 24h Le Mans
Ferrari feierte den zwölften Sieg beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans. Der italienische Autobauer bleibt nach Porsche (19 Siege) und Audi (13 Siege) der dritterfolgreichste Hersteller in der Geschichte des berühmtesten Autorennens der Welt. In der laufenden WEC-Saison, dessen Highlight die 24h Le Mans bilden, haben die Italiener alle vier Rennen gewonnen. Der neuerliche Triumph in Le Mans kommt einer Vorentscheidung in der Hersteller-Weltmeisterschaft gleich, weil doppelte Punkte vergeben werden.
Hinter dem siegreichen #83 Ferrari und dem #6 Porsche 963 überquerte der #51 Ferrari (Pier Guidi, Calado, Giovinazzi) die Ziellinie als Dritter. Das Trio um den früheren Formel-1-Fahrer Antonio Giovinazzi sammelte zahlreiche Führungskilometer, obwohl die Fahrer 'Strafen-Bingo' spielten: 5-Sekunden-Zeitstrafe wegen einer Kollision mit dem #83 Ferrari, später in der Nacht eine 20-Sekunden-Strafe wegen überhöhter Geschwindigkeit sowie am frühen Sonntagmorgen noch eine Durchfahrtstrafe wegen eines Gelb-Vergehens.
Dennoch verteidigten Giovinazzi und Co. lange die Führung, bis fünf Stunden vor Schluss Alessandro Pier Guidi während einer Full-Course-Yellow-Phase einen 'Notfall-Boxenstopp' samt kurzem Tankvorgang einlegen und eine Runde später erneut die Box ansteuern musste. Beim Eingang in die Pitlane fabrizierte der erfahrene Italiener einen kapitalen Dreher, der die #51 den Sieg gekostet haben könnte. Am Ende reichte es knapp für Platz drei vor dem #50 Schwesterauto der letztjährigen Le-Mans-Sieger Antonio Fuoco/Miguel Molina/Nicklas Nielsen.
Le Mans 2025: Teamorder-Zoff und Dreher im Ferrari-Lager
Ferrari etablierte in der Nacht auf Sonntag über weite Strecken des Rennens eine souveräne Dreifach-Führung. Das ambitionierte Trio machte sich das Leben zeitweise aber gegenseitig schwer. Am Sonntagmittag entfachten wilde Funksprüche über mögliche Teamorder-Anweisungen seitens des schnellen Kubica, die Antonio Giovinazzi aber offensichtlich nicht erfüllen wollte. Kubica meinte zwischendurch: "Man versucht sich gegenseitig zu helfen. Wir machen das, aber andere ignorieren es... Na ja, nicht mein Problem, ich bin ja kein Ferrari-Werksfahrer."
Topspeed war in Le Mans wieder einmal ein entscheidendes Mittel beim Kampf um den Gesamtsieg - eine geringe Fehlerquote ebenso. Der #83 Ferrari hielt sich mit Ausnahme einer Durchfahrtstrafe schadlos, ebenso der #6 Porsche. Den Grundstein für den zweiten Platz legte Ausnahmekönner Kevin Estre mit dem Start seines Lebens: Der Franzose wuchtete den LMDh-Prototypen vom letzten Startplatz (P21, wegen Untergewicht vom Qualifying ausgeschlossen) innerhalb der ersten Rennstunde bis auf den fünften Platz.

In der Folge fuhr der #6 Porsche um die amtierenden WEC-Weltmeister Estre und Laurens Vanthoor sowie deren neuem Teamkollegen Matt Campbell konstant dem Ferrari-Trio hinterher - und profitierte von Problemen der Konkurrenz aus Italien. "Es ist überraschend, dass wir vor zwei Ferrari stehen", meinte Vanthoor in der Schlussphase. "Wir hatten nicht die Pace der Ferrari über eine Runde, sind aber ein perfektes Rennen gefahren."
Der #5 Schwester-Porsche (Andlauer, Christensen, Jaminet) hinterließ in der Startphase ebenfalls einen starken Eindruck und luchste in Form von Julien Andlauer den Cadillac sogar die Doppelführung ab, bis sich Probleme einschlichen - Platz sieben für den #5 963 beim Zieleinlauf.
Cadillac kann Doppel-Pole nicht nutzen - Doppeltes US-Aus
Der #12 Cadillac V-Series.R (Lynn, Nato, Stevens) fuhr auf Platz fünf. Der Brite Alex Lynn hatte die erste Pole Position eines US-amerikanischen Autobauers seit 1967 erzielt und sein Team JOTA sogar die Doppel-Pole erobert. Unter Rennbedingungen waren sämtliche Cadillac der Konkurrenz allerdings von Beginn an unterlegen.
"Mit wenig Sprit an Bord und neuen Reifen kann man wahnsinnige Dinge mit dem Auto machen", stellte Caddy-Werksfahrer Sebastien Bourdais fest. "Aber wenn der Grip nicht da ist, wird es schwer. Ich würde gerne sagen, dass wir das lösen können. Aber das Thema haben wir jetzt schon seit drei Jahren."
Zwei der 21 Hypercars fielen vorzeitig aus - eine erstaunlich geringe Anzahl bei einem derart herausfordernden Rennen. Dabei erwischte es ausschließlich Cadillac: Die US-Amerikaner hatten zwei V-Series.R aus der IMSA-Meisterschaft nach Le Mans entsendet. Sowohl die #101 (J. Taylor, R. Taylor, Albuquerque) als auch der Wagen mit der #311 (Aitken, Drugovich, Vesti) fielen wegen technischer Schwierigkeiten aus.
Strafen und Probleme bei Toyota in Le Mans
Der bestplatzierte der beiden Toyota GR010 Hybrid mit der Startnummer #7 (Conway, Kobayashi, De Vries) erreichte Platz sechs und spielte beim Kampf um den Sieg nie eine entscheidende Rolle. Nur in der Nacht nach der einzigen Safety-Car-Phase des Rennens in Folge eines LMP2-Unfalls mischten die Japaner kurzzeitig vorne mit. Die #7 trug seit Samstag die Last einer heftigen 50-Sekunden-Stop-And-Go-Strafe mit sich herum, nachdem Kamui Kobayashi in der Boxengasse 'geblitzt' worden war.
Der zweite Toyota mit der Startnummer #8 (Buemi, Hartley, Hirakawa) um den viermaligen Le-Mans-Sieger Sebastien Buemi mischte lange Zeit im Mittelfeld mit, bis am Sonntagvormittag der Japaner Ryo Hirakawa wegen eines losen Rads das Auto beschädigte und dadurch viel Zeit verlor. Toyota muss weiter auf seinen sechsten Gesamtsieg in Le Mans warten, nachdem die Japaner zwischen 2018 und 2022 unschlagbar waren.
Le Mans: Mick Schumacher und Alpine gehen leer aus
Für Alpine und Mick Schumacher gab es beim zweiten Hypercar-Start in Le Mans nichts zu holen. Die Franzosen galten vor dem Start als Underdog-Favorit im Fahrerlager und hatten sich im Qualifying eine ordentliche Ausgangslage (#36 auf P9, #35 auf P12) erarbeitet, konnten diese Rolle aber nicht ausfüllen. Schumacher und seine Teamkollegen Jules Gounon sowie Fred Makowiecki erreichten den elften Platz, das Schwesterauto um den Österreicher Ferdinand Habsburg landete nach einer Schluss-Offensive auf P10.
Schumacher und Co. fuhren zumeist im hinteren Mittelfeld der Hypercars. Der #36 Alpine kassierte früh am Samstag eine Durchfahrtstrafe (Speeding in der Boxengasse) und am Sonntag drehte sich Gounon zwischenzeitlich ins Kiesbett. Startfahrer Makowiecki hatte schon beim Start Plätze verloren und durchgefunkt: "Wir haben nicht die gleiche Pace wie in den Trainings."

LMGT3-Klasse: Manthey siegt erneut - Ausfall-Drama um Rossi-BMW
Was für Porsche in der Hypercar-Kategorie nicht klappte, funktionierte umso besser in der LMGT3-Klasse: Das langjährige Porsche-Team Manthey setzte sich im Reigen der GT3-Autos durch und wiederholte seinen Vorjahressieg in Le Mans. Für Manthey war es beim elften Start in Le Mans (früher in der GTE-Klasse) der fünfte Klassensieg nach 2013, 2018, 2022 und 2024.
Richard Lietz zählte wie schon im Vorjahr zum Trio des siegreichen Porsche 911 GT3 R, den sich der Österreicher mit Ryan Hardwick und Riccardo Pera teilt. Lietz ist längst im Reigen der Le-Mans-Ikonen angekommen: Es war sein 19. Start beim Klassiker und sein sechster Klassensieg. Lietz brachte den Manthey-Neunelfer vor dem #21 AF-Corse-Ferrari und dem #81 Aston Martin Vantage GT3 von TF Sport ins Ziel.
Ein echtes Drama ereignete sich um den BMW M4 GT3 Evo mit der berühmten Startnummer #46, auf dem Valentino Rossi zum zweiten Mal in Le Mans antrat. Der italienische Motorrad-Superstar konnte sich bis in die Nacht hinein gute Hoffnungen auf den Klassensieg ausrechnen, bis sein Teamkollege Kelvin van der Linde in Führung liegend wegen eines Elektronik-Problems ausrollte. Der zweite BMW von WRT sah die Ziellinie nach einer nächtlichen Kollision mit einem Hasen ebenfalls nicht.
LMP2-Klasse: Inter Europol siegt - Andre Lotterer scheidet vorzeitig aus
In der LMP2-Kategorie siegte die #43 von Inter Europol Competition (Smiechowski, Dillmann, Yelloly) knapp vor dem #48 VDS Panis Racing (Gray, Masson, Perera).
Andre Lotterer sah bei seinem ersten Le-Mans-Start in einem LMP2-Auto nicht die Ziellinie. Der gebürtige Duisburger, der 2024 mit Porsche die WEC-Fahrer-Weltmeisterschaft gewonnen hatte und die Zuffenhausener im Anschluss verlassen musste, verlor in der Nacht ein Rad und fiel vorzeitig aus.
Lotterer teilte sich einen IDEC-Sport-LMP2 mit der Britin Jamie Chadwick und Mathys Jaubert. Die Mannschaft dient Autohersteller Hyundai als 'Ausbildungsteam': 2026 steigt die koreanische Marke mit seiner Sportwagen-Tochter Genesis Magma in die WEC ein. Auffällig: Der zweite IDEC-LMP2 verlor während der Fahrt ebenfalls ein Rad und schied aus.
Das Traditionsrennen auf dem Circuit de la Sarthe wurde seinem Ruf als eines der legendärsten Motorsport-Event gerecht. Mittlerweile steht auch der Termin für die Ausgabe 2026. In diesem Video erfahrt ihr mehr darüber. Gleich hier anschauen:
diese 24h Le Mans Rennbericht