„Es ist eine ganze Weile her, seit ich zuletzt auf dem Podium war. Ich wusste gar nicht mehr richtig, was ich machen soll, so lange ist das her!“ Kein Wunder, dass sich Mick Schumacher in Fuji nach seinem ersten Podesterfolg in der WEC zunächst orientieren musste: Zuletzt hatte der Rennfahrersohn am 27. September 2020 - vor fast genau vier Jahren - beim Formel-2-Rennen in Sochi das Treppchen erklommen.

Beim siebten Saisonlauf der Langstrecken-WM endete Schumachers 1.449 Tage andauernde Podest-Dürreperiode, während der er zwei glücklose Jahre in der Formel 1 verbrachte und seit dieser Saison sein Heil in der WEC bei Alpine gefunden hat. Wie man Champagner auf dem Podest versprüht, konnte sich der 25-Jährige nach dem spektakulären 6-Stunden-Rennen in Japan aber doch schnell wieder ins Gedächtnis rufen.

Hier fährt Mick Schumacher aufs Podium! WEC-Krimi in Fuji (08:53 Min.)

Marathon-Mann Mick: Niemand fuhr länger als Schumacher

Zusammen mit seinen Teamkollegen Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxiviere sorgte Schumacher für eine waschechte Sensation, als er im #36 Alpine A424 nach 213 Runden den Zielstrich als Dritter überquerte. Nicht nur für Schumacher und Co. war es der erste Podestplatz, sondern auch für seinen französischen Arbeitgeber und WEC-Debütanten.

Die Langstrecke verlangt im Gegensatz zur Formel 1 nach absolutem Teamspirit, doch in Fuji darf sich Schumacher einen gehörigen Teil des Erfolges ans eigene Revers heften. Der Sohn von Michael Schumacher saß bei 3:16 Stunden der 6-stündigen Renndistanz im Auto, was 55 Prozent Streckenzeit des #36-Trios entspricht. Tatsächlich absolvierte Mick mit 119 sogar die meisten Runden aller Fahrer im Starterfeld der 18 Hypercars.

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Mick Schumacher mit seinen Alpine-Kameraden Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxiviere, Foto: LAT Images

Mick Schumacher: „Erinnert mich an gute alte Zeiten im Kartsport“

„Wir hatten ein paar wirklich enge Kämpfe und ich gewinne mehr Vertrauen, wie man in der WEC kämpfen muss“, wurde Schumacher von Sportscar365 zitiert. „Ich hatte nicht erwartet, dass es so hart zugehen würde, aber die Autos sind ziemlich robust. Das erinnert mich an die guten alten Zeiten im Kartsport.“

Bevor er in der Schlussphase zur großen Aufholjagd blasen konnte, lief es jedoch erst einmal nicht wie geplant. Schumacher bestritt den Rennstart, nachdem Teamkollege Vaxiviere das Auto nur auf Platz 15 qualifiziert hatte. Mick hielt sich zu Beginn aus allen Scharmützeln sowie Kollisionen raus und übergab den Boliden nach seinem ersten Stint auf P9 an Vaxiviere. Aber: Schumacher handelte sich eine Durchfahrtstrafe ein, weil er unter gelben Flaggen (Runde 43) nicht ausreichend verlangsamt hatte. Das warf das Trio zunächst aus den Top-10 heraus.

Schumachers Aufholjagd in Fuji: Von Platz 13 aufs Podium

Nach zusammen 94 Runden von Vaxiviere und Lapierre, kehrte Schumacher zum 138. Umlauf in den Alpine A424 zurück und setzte die Reise auf dem 13. Platz fort. Danach ging es nur noch in eine Richtung. Zunächst bekam er wegen eines Toyota-Porsche-Unfalls zwei Plätze geschenkt, bevor er sich in Runde 175 Stoffel Vandoorne im #94 Peugeot für P10 krallte. In Runde 194 machte Schumacher eine weitere Position gut, nachdem sich Earl Bamber im direkten Duell ohne Fremdkontakt von der Strecke gedreht hatte.

23 Minuten vor dem Ende kassierte Schumacher auch den zweiten Peugeot 9X8, während der #35 Schwester-Alpine den dritten Platz wegen einer Durchfahrtstrafe verlor. Charles Milesi, der die schnellste Rennrunde drehte, war unglücklich mit einer GT3-Corvette aneinandergeraten. Was für ein Wechselbad der Gefühle in der Alpine-Garage, nachdem die #35 während des gesamten Rennens das schnellere der beiden Autos war.

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Mick Schumachers #36 Alpine im Jota-Porsche-Sandwich, Foto: WEC/DPPI

“Zu Beginn des Wochenendes das schlechteste Auto dieses Jahr“

Schumacher: „Wir begannen das Wochenende mit dem meiner Meinung nach schlechtesten Auto dieses Jahr. Uns fehlte das Vertrauen. Die #35 schien ein wenig besser zu sein, während wir uns aus irgendeinem Grund schwertaten. Das konnte man an der Pace sehen. Uns stehen also noch Hausaufgaben bevor, um herauszufinden, ob es Unterschiede gibt.“

Vom Unglück der #35 ließ sich Schumacher freilich nicht beirren und setzte seine Paradefahrt als Siebter fort. Innerhalb von zwei Runden überholte er Le-Mans-Sieger Antonio Fuoco im #50 Ferrari 499P und den #38 Jota-Porsche von Oliver Rasmussen für P5. Eine weitere Position gab’s wegen einer Durchfahrtstrafe für den Drittplatzierten #8 Toyota geschenkt.

Schluss-Akt: Schumacher mit Reifen-Vorteil aufs WEC-Podest

Mit dem Podium erstmals in Sichtweite, lieferte sich Schumacher acht Runden vor dem Zieleinlauf ein packendes Duell mit Norman Nato im zweiten Jota-Porsche. Nach drei Umläufen war es soweit: In der letzten Kurve wuchtete er seinen blauen Alpine vorbei und damit auf P3. In den folgenden fünf Runden blickte Schumacher nicht mehr zurück und lief mit 42 Sekunden Rückstand auf den #6 Sieger-Porsche (Lotterer/Estre/Vanthoor) ein.

Beim Zweikampf gegen den Franzosen Nato profitierte Schumacher von einem Reifen-Vorteil: Bei den letzten Boxenstopps bekam der Alpine zwei frische Medium-Reifen für die linke Seite spendiert, während das Jota-Team mit Blick auf die Track Position bei beiden Porsche auf Reifenwechsel verzichtete. Schumacher: „Ich wusste, dass wir einen Reifen-Vorteil hatten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich mich so positioniert hatte, um an der richtigen Stelle zu sein.“

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Auf dem Podium schmeckt Champagner bekanntermaßen am besten..., Foto: WEC/DPPI

Und weiter: „Am Ende bereitete mir der #93 Peugeot etwas Sorgen, weil er mit seinen vier neuen Reifen eine gute Pace während des letzten Stints hatte. Wir haben es aber gut gemanagt. Das Team hat tolle Arbeit geleistet und wir können wirklich happy sein.“

Zum ersten Mal in dieser Saison waren Schumacher und Co. im internen Alpine-Duell erfolgreicher und zum dritten Mal nacheinander fuhr das #36 Trio in die Punkteränge. Beim Saisonfinale in Bahrain (02. November 2024) besteht für dieses Jahr die letzte Gelegenheit, die Serie weiter auszubauen.