Porsche hat das bis zum Schluss aufreibende 6-Stunden-Rennen der WEC in Fuji gewonnen. Andre Lotterer, Kevin Estre und Laurens Vanthoor feierten ihren zweiten Saisonsieg und stehen ein Rennen vor Schluss kurz vor dem Gewinn der Weltmeisterschaft. Das Trio des #6 Porsche 963 führt die Tabelle bei noch 39 in Bahrain zu vergebenden Punkten mit 35 Zählern Vorsprung an.
In einem von drei Safety-Car-Phasen und sechs Hypercar-Ausfällen geprägten Rennen, hielten sich Lotterer/Estre/Vanthoor von Beginn an schadlos und legten den Grundstein für den Sieg in der ersten Stunde. Der von P5 gestartete Vanthoor verbesserte sich nach der ersten SC-Phase (Runde 9) zügig bis auf die dritte Position und übernahm erstmals die Führung, als die Crew bei den Boxenstopps zwei weitere Plätze gewann.
Die Highlights vom WEC-Rennen in Fuji
- Zweiter Saisonsieg für #6 Porsche von Startplatz 5
- 35 Punkte Vorsprung: Lotterer/Estre/Vanthoor vor Titelgewinn
- WM-Rivale #7 Toyota nach Crash mit #5 Porsche ausgefallen
- Wittmann/Marciello/Vanthoor bescheren BMW 1. WEC-Podium
- P3 nach Aufholjagd: 1. Podesterfolg für Mick Schumacher & Alpine
- #35 Alpine verliert Podest wegen später Durchfahrtstrafe
- Peugeot gelingt mit Platz 4 bestes Saisonergebnis
- 3 Safety-Car-Phasen & 6 Hypercar-Ausfälle: Rekord abseits von Le Mans
- Cadillac nach 1. WEC-Pole infolge von BMW-Kollision raus
- LMGT3: AF-Corse-Ferrari feiert 1. Klassensieg 2024
- Manthey-Porsche vorzeitig Fahrer- und Team-Weltmeister
- #46 BMW um Valentino Rossi zum 2. Mal auf dem Podium
Erstes WEC-Podest für BMW
Für die Deutschen war es ein höchst erfolgreicher Tag auf dem Fuji Speedway: BMW errang seinen ersten Podestplatz in der Langstrecken-WM. Marco Wittmann, Raffaele Marciello und Dries Vanthoor belegten nach 213 Runden mit 16 Sekunden Rückstand den zweiten Rang. Der von P3 gestartete Prototyp aus München erlebte sein stärkstes Wochenende und wurde schließlich belohnt, während das Schwesterauto vorzeitig ausfiel. Der zweifache DTM-Champion Wittmann übernahm beim Start den zweiten Platz vom #8 Toyota und blickte nie mehr zurück.
Mick Schumacher und Alpine erstmals auf dem Podium
Für eine ähnliche Sensation auf dem ehemaligen Formel-1-Kurs sorgten Mick Schumacher und seine Alpine-Teamkollegen Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxiviere: Der #36 A424 mit Schlussfahrer Schumacher überquerte die Ziellinie als Dritter und bescherte den Franzosen ebenfalls den ersten Podesterfolg beim WEC-Debüt - und das nach einem großen Wechselbad der Gefühle!
Schumacher bestritt den Rennstart, nachdem Teamkollege Vaxiviere das Auto nur auf Platz 15 qualifiziert hatte. Der Rennfahrersohn hielt sich zu Beginn aus allen Scharmützeln raus und übergab den Boliden nach seinem ersten Stint an neunter Stelle. Aber: Schumacher handelte sich eine Durchfahrtstrafe ein, weil er unter gelben Flaggen nicht ausreichend verlangsamt hatte. Das warf das Trio zunächst aus den Top-10 heraus. Nach der letzten Safety-Car-Phase (Runde 153 von 213) übernahm Schumacher ein weiteres Mal und kämpfte sich Position um Position nach vorne.
In Runde 209, sechs Minuten vor dem Rennende, war es dann soweit: Schumacher kassierte Norman Natos #6 Jota-Porsche nach einem rundenlangen Kampf und übernahm die dritte Position. Den Podesterfolg verteidigte der 25-Jährige tapfer über die sieben letzten Runden bis zum Zielstrich. Freude auf der einen Seite der Alpine-Garage, große Trauer auf der anderen: Eigentlich war das Schwesterauto lange Zeit auf bestem Wege zu Platz drei, bis der schnelle Schlussfahrer Charles Milesi wegen der Kollision mit einer GT3-Corvette mit einer Durchfahrtstrafe belegt wurde und ‚nur’ Siebter wurde.
Porsche kurz vor Titelgewinn in der WEC
Im Kampf um die Fahrer-Weltmeisterschaft hätte es für den dreifachen Le-Mans-Sieger Andre Lotterer und seine Teamkollegen kaum besser laufen können: Der bis dato ärgste Rivale, der #7 Toyota GR010 Hybrid (Conway, Kobayashi, De Vries) fiel in der Schlussphase aus. Bitter obendrein: Toyota verpasste seinen zehnten Sieg beim elften WEC-Rennen in Fuji seit 2012. Beide Male setzte sich Porsche (2015, 2024) auf der Heimstrecke der Japaner durch.
Der von Platz vier gestartete #7 Toyota kämpfte bis zum zweiten Renndrittel mit dem #6 Porsche um die Führung, mehrfach wechselten sich die beiden Autos an der Spitze ab. Dann ging es abwärts für den GR010 Hybrid: Beim Boxenstopp in Runde 142 klemmte ein Rad und kostete 4 Sekunden Zeit. Das Drama folgte schließlich in der 163. Runde: Kamui Kobayashi kollidierte beim Kampf um Platz sieben mit dem Heck von Matt Campbells #5 Porsche, wobei die Aufhängung des Toyota brach.
Bitterer Ausfall für Titelanwärter Toyota - Kubica sorgt für Chaos
Für den zuletzt glücklosen Kobayashi war ebenso vorzeitig Feierabend wie für den Penske-Porsche von Campbell, Michael Christensen und Fred Makowiecki. Für die #5 hatte das Rennen ohnehin denkbar schlecht begonnen, als Makowiecki beim Start von Robert Kubicas #83 AF-Corse-Ferrari abgeschossen wurde und einen ungeplanten Reparatur-Stopp einlegen musste.
Der Pole, der zusammen mit Robert Shartzman und Yifei Ye das letzte Rennen vor zwei Wochen in Austin nach einer späten Strafe für Kobayashi gewonnen hatte, kassierte eine 30-Sekunden-Boxenstopp-Strafe. Später setzte es für den gelben Ferrari zwei weitere Durchfahrtstrafen wegen Vergehen unter Flaggen der gleichen Farbe.
Drama um Pole-Setter-Cadillac
Platz vier ging in letzter Sekunde an Peugeot, das in Form des #93 9X8 (Vergne, Jensen, Nico Müller) trotz einer Durchfahrtstrafe sein bestes Saisonresultat erreichte. Auf den Plätzen fünf und sechs folgten die beiden Porsche 963 des Kundenteams Jota, das ab 2025 die Werkseinsätze von Cadillac in der WEC übernehmen wird. Apropos Cadillac: Der #2 V-Series.R (Lynn, Bamber) hatte das Rennen von der Pole Position aufgenommen, nach einem aus einem Crash mit Raffaele Marciellos BMW resultierenden Reifenschaden aber alle Siegchancen verloren. Zum Rennende crashte der einzige Cadillac im Feld der 18 Hypercars obendrein und erhöhte das üppige Ausfall-Konto.
Die Plätze sieben bis zehn belegten: der #35 Alpine (Habsburg, Milesi, Gounon), der #94 Peugeot (Vandoorne, Di Resta, Duval), der Le-Mans-Sieger #50 Ferrari (Fuoco, Molina, Nielsen) und der #8 Toyota (Buemi, Hartley, Hirakawa). Nach dem dritten und letzten Safety Car 90 Minunten vor dem Zieleinlauf befanden sich noch 13 Hypercars in der Führungsrunde und hatten Aussichten aufs Podium.
Nicht die Zielflagge sahen der #7 Toyota und der #5 Porsche nach dem späten Unfall, der #20 BMW (Rast, Frijns, Sheldon van der Linde), der #2 Cadillac, der #51 Ferrari (Pier Guidi, Giovinazzi, Calado) infolge eines Hybridproblems sowie der #63 Lamborghini SC 63 (Bortolotti, Kvyat, Mortara), der auf der Strecke ausrollte. Es war mit Ausnahme der 24 Stunden von Le Mans das ausfallreichste WEC-Rennen der Saison 2024, die mit dem Finale in Bahrain am 02. November endet.
LMGT3-Klasse: Manthey-Porsche vorzeitig Weltmeister
In der neuen LMGT3-Kategorie krönte sich Manthey-Porsche vorzeitig zum Weltmeister. Der #92 Porsche 911 GT3 R mit Klaus Bachler, Joel Sturm und Alex Malykhin ist nach Platz zwei rechnerisch nicht mehr einholbar. Die verbliebenen WM-Rivalen, das #91 Schwesterauto (Shahin, Schuring, Lietz) fiel mit einem Reifenschaden aus, während der #31 WRT-BMW M4 GT3 (Leung, Gelael, Farfus) nicht über Platz zehn hinauskam.
Der Sieg ging nach einem echten Schluss-Krimi an den #54 Ferrari 296 GT3 von AF Corse (Flohr, Castellacci, Rigon). Ferrari-Werksfahrer Rigon überholte in der letzten Runde den bis dato führenden #59 McLaren von United Autosports, der bis auf P8 zurückfiel. Der #92 Porsche - nur von P14 gestartet - überquerte die Ziellinie als Zweiter.
Für großen Jubel unter den Zuschauern sorgte ebenso Valentino Rossi, der mit seinen BMW-Teamkollegen Maxime Martin und Ahmad Al-Harthy das Podest als Dritter komplettierte. Für den Motorrad-Superstar war es der zweite Podiumserfolg in seiner ersten WEC-Saison. Rossi wusste in seinem ersten Stint mit zahlreichen Überholmanövern zu überzeugen und führte den #46 BMW des belgischen WRT-Teams auf Podestkurs. BMW-Werksfahrer Maxime Martin legte am Schluss nach und kürte die Aufholjagd vom elften Startplatz.
6-Stunden-Rennen in Fuji 2024: Ergebnis Hypercar-Klasse
Pos. | Team | Fahrer | Rückstand |
---|---|---|---|
1 | #6 Porsche | Lotterer, Estre, Laurens Vanthoor | 213 Runden |
2 | #15 BMW | Wittmann, Marciello, Dries Vanthoor | +16.601 |
3 | #36 Alpine | Mick Schumacher, Lapierre, Vaxiviere | +42.321 |
4 | #93 Peugeot | Vergne, Jensen, Nico Müller | +45.846 |
5 | #12 Jota-Porsche | Stevens, Ilott, Nato | +49.689 |
6 | #38 Jota-Porsche | Button, Rasmussen, Hanson | +51.916 |
7 | #35 Alpine | Habsburg, Milesi, Gounon | +54.316 |
8 | #94 Peugeot | Vandoorne, Di Resta, Duval | +54.324 |
9 | #50 Ferrari | Fuoco, Molina, Nielsen | +57.874 |
10 | #8 Toyota | Buemi, Hartley, Hirakawa | +58.879 |
11 | #99 Proton-Porsche | Jani, Andlauer, Tincknell | 1 Runde |
12 | #83 AF Corse-Ferrari | Kubica, Shwartzman, Ye | 2 Runden |
13 | #7 Toyota | Conway, Kobayashi, De Vries | Ausfall |
14 | #20 BMW | Rast, Frijns, Sheldon van der Linde | Ausfall |
15 | #2 Cadillac | Bamber, Lynn | Ausfall |
16 | #51 Ferrari | Pier Guidi, Giovinazzi, Calado | Ausfall |
17 | #5 Porsche | Campbell, Christensen, Makowiecki | Ausfall |
18 | #63 Lamborghini | Bortolotti, Kvyat, Mortara | Ausfall |
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