Das Rennen in Barcelona war wieder einmal mitreißend. Was mir dabei aber besonders aufgefallen ist, schon in Mugello und auch jetzt in Barcelona gibt es entweder eine deutliche Steigerung von Honda und Yamaha auf den Geraden oder Ducati hat etwas Leistung für die Fahrbarkeit geopfert. Ich tippe eher auf Letzteres. In Katar und in Istanbul waren noch gravierende Unterschiede in den Top Speeds und vor allem in der Fahrbarkeit der einzelnen Fabrikate zu sehen. So war beispielsweise das Kurvenverhalten von Stoners Ducati in Barcelona deutlich flüssiger und damit natürlich konkurrenzfähiger. Valentinos Vorteil schmilzt also auch dort dahin.

Der Kampf an der Spitze war ein sauberes Duell ohne Haken und Ösen. Niemand ist unfair gefahren. Einmal wollte Rossi beispielsweise außen an Stoner vorbei. Da hätte Casey leichtes Spiel gehabt, Valentino ins Gras zu schicken, was er aber nicht tat. Ich finde es sehr wichtig, dass sich die Jungs sich gegenseitig respektieren und Duelle dieser Art fair austragen.

Eine ganz besondere Leistung hat aber auch Randy de Puniet gezeigt. Kawasaki ist mit dem Motorrad kein schlechter Wurf gelungen. Das Team ist näher an der Spitze als im Vorjahr und Randy ist ja bekannt dafür, dass er alles gibt und dabei eben auch ab un zu über das Limit geht. Desto besser, dass er sitzen geblieben ist und verdient so viele Punkte geholt hat. Das ist ihm schon wegen seiner vielen Blessuren aus den letzten Rennen wirklich zu gönnen und es ist auch eine tolle Leistung für ein Werk, das in der MotoGP noch nicht so viele Erfolge vorweisen kann.

Auch mit Platz vier darf man zufrieden sein, Foto: Rizla Suzuki
Auch mit Platz vier darf man zufrieden sein, Foto: Rizla Suzuki

Die Enttäuschung von Suzuki über das verpasste Podest kann ich dafür nur zum Teil nachvollziehen. Es ist klar, dass das Team nach den letzten Ergebnissen immer ein Anwärter für Podiumsplatzierungen ist, aber man muss auch verstehen, dass man hier in der Königsklasse unterwegs ist. Dort sind die besten Fahrer und die besten Motorräder und alle haben das gleiche Ziel. Da ist es mit Sicherheit kein Kinderspiel, immer unter den ersten Drei zu sein. Hopkins hat für mich ein starkes Rennen abgeliefert. Ich denke, an diesem Wochenende war einfach nicht viel mehr drin. Wenn man den Durchschnitt der Ergebnisse der letzten Jahre hernimmt, dann ist ein vierter Platz eigentlich kein Grund, Trübsal zu blasen.

125er und 250er

Für Jorge Lorenzo war der Heimsieg natürlich Ehrensache. Ich denke, er wollte die Scharte von Mugello mit aller Kraft wieder auswetzen. Im Nachhinein hat er wahrscheinlich selber verstanden, dass er es war, der in Italien einen Fehler gemacht hat und das lässt ein Lorenzo, mit dem Ego, das er hat, nicht so auf sich sitzen. Er ist momentan aber so stark, dass er sich in dieser Saison wohl nur noch selber schlagen kann. Bautista wird ihm sicher noch in ein paar Rennen dazwischenfunken, aber er wird es als Neuling in der 250ccm Klasse den Titel sicher noch nicht für sich entscheiden können.

Andrea Doviziosos Aussage nach dem Rennen, wonach im Moment nicht mehr als ein dritter Platz drin ist, würde ich so unterschreiben. Man muss wirklich anerkennen, was er mit diesem Motorrad zustande bringt, zumal Honda ziemlich offen bekennt, dass kaum mehr Kräfte in die Weiterentwicklung der Maschine gesteckt werden. Sie sind die treibende Kraft, wenn es darum geht, Viertakter in die kleinen Klassen einzuführen und die Zweitakter zu verbannen. Das macht Doviziosos Leistung sehr beachtenswert und zeigt, welch großes Potential in ihm steckt.

Das Ergebnis in der 125er-Klasse war eine ganz starke Nummer. Barcelona liegt den Schweizern. Thomas Lüthi hat dort 2003 seinen ersten Podestplatz geholt und war bei den 250ern diesmal guter Vierter. Und jetzt ist Randy Krummenacher als Schweizer das gleiche Kunststück gelungen. Irgendwie scheint es dort für die Eidgenossen zu passen, zumal ja auch Dominique Aegerter einen Punkt geholt hat.

Auch für KTM war das Rennen in Barcelona ein schönes Comeback. Wenn man bedenkt, wie viele Probleme sie zu Beginn der Saison gehabt haben, dann verdient es viel Respekt, wenn man dann mit zwei Maschinen auf das Podest fährt. Sie müssen irgendwas an der Abstimmung der Maschinen gefunden haben, das es den Fahrern wieder leichter macht, im Spitzenpulk mitzukämpfen.

Randy Krummenacher hat die richtige Einstellung zum Sport, Foto: Kirn F.
Randy Krummenacher hat die richtige Einstellung zum Sport, Foto: Kirn F.

Für Randy hat es mich besonders gefreut. Ich kenne ihn schon länger, weil er in der IDM für ein Team unterwegs war, das in Hohenstein zuhause ist. Damals haben wir ab und zu gemeinsam mit dem Fahrrad trainiert, woher ich auch seine Einstellung zum Sport kenne. Für mich war klar, dass wenn es einer von den jungen deutschsprachigen Fahrern schnell schafft, an der Spitze anzukommen, dann ist es Randy.

Natürlich hat er in seiner ersten vollen Grand Prix Saison mit den üblichen Problemen eines Neueinsteigers zu kämpfen. Voriges Jahr konnte er mit den Wildcards ohne Druck erste Punkte einfahren und dieses Jahr erwarten alle schon von ihm, dass er mit demselben Motorrad auf dem Niveau von Platz zehn einsteigt. Diese Steigerung ist ihm über den Winter zunächst nicht gelungen, dann kam das Verletzungspech dazu und alle Welt hat schon wieder geschrieen, er würde es nicht packen. Man muss den Jungs einfach etwas mehr Zeit geben, Erfahrungen zu sammeln und zu lernen. Randy lebt für den Rennsport. Ich bin mir sicher, dass ihn auch neue Rückschläge in den nächsten Rennen nicht daran hindern, sein Ziel weiter zu verfolgen – nämlich in der WM ganz oben anzukommen.