Bautista nur schwer zu knacken

In der 250er-Klasse hat Marco Simoncelli wieder den üblich schlechten Saisonstart gezeigt und sich auch in Barcelona wieder von der Maschine verabschiedet. Damit ist Alvaro Bautista schon einmal klar voraus und Alvaro ist dieses Jahr in starker Form, er ist nervenstark und sehr konstant. Bei den letzten Rennen, als er nicht gewinnen konnte, hat man gesehen, dass er die Nerven behält und nicht einfach draufhält, sondern angefangen hat zu zählen. Er versteht mittlerweile, dass man manchmal auf Punkte fahren muss. Ich denke, das macht ihn dieses Jahr so stark, dass ihm der Titel schon fast nicht mehr aus der Hand zu nehmen sein wird, wenn er sich nicht verletzt.

Schwierigeer Saisonstart für Weltmeister Simoncelli., Foto: Milagro
Schwierigeer Saisonstart für Weltmeister Simoncelli., Foto: Milagro

Engster Verfolger Bautistas ist noch Hiroshi Aoyama, wobei ich dazu sagen muss, dass ich nicht glaube, dass die Honda noch so viel schwächer ist als die Aprilia. Es heißt zwar immer, dass dort ewig nichts weiterentwickelt wurde, aber über den Winter wurde sicher etwas gemacht, sonst könnte Aoyama auf den Geraden nie und nimmer mit den Werks-Aprilias mithalten. Auch wenn Honda da offiziell keine Stellungnahme dazu abgibt, dass am Motorrad gearbeitet wurde, so ist die Maschine nicht mehr die vom vorigen Jahr. Aoyama kann mitfahren, teilweise sogar aus dem Windschatten ausscheren und das ging voriges Jahr mit der Honda nicht. Trotzdem muss man sagen, er macht einen richtig guten Job und nimmt seine Chance wahr. Es ist ja ungewöhnlich, dass Honda ihn nach dem Aus von KTM zurückgenommen hat und er will die in ihn gesetzten Erwartungen jetzt natürlich nicht enttäuschen.

Unkonstante Spitze hilft Bradl

Die 125er-WM ist so, wie sie in den vergangenen Jahren öfter war. Es gibt zwar eine klare Spitze, aber die ist unkonstant. Julian Simon und Bradley Smith schauen zwar häufig gut aus, aber Andrea Iannone kann da auch mithalten. Allen Dreien fehlt aber die notwendige Konstanz, was auch für die deutschsprachigen Fahrer durchaus ein Vorteil ist. Einmal ist Simon sehr schnell, dann ist Iannone sehr schnell, stürzt im nächsten Rennen aber wieder, es ist niemand da, der durchgängig viele Punkte geholt hat. Von daher ist auch für Stefan Bradl, der aufgrund der Verletzung einige mittelmäßige Ergebnisse hat, der Zug noch nicht ganz abgefahren. Wenn man auf die Punkte-Tabelle schaut, hält sich das noch bei 50 Punkten und wenn die vorne weiter so Fehler machen, dann ist noch nichts verloren.

Sogar noch etwas besser liegt im Moment Jonas Folger, der einem momentan viel Freude macht. Er ist in einer Phase, in der er noch keinen Druck spürt. Gott sei Dank, muss man dazu sagen, denn der Druck ist das, was Stefan Bradl im Moment ein wenig zermürbt und da sollte er demnächst lernen drüber zu stehen. Jonas lässt es einfach drauf ankommen, fährt so schnell es geht und wird ab und zu dafür belohnt. Manchmal fällt er auch runter, aber das ist die Strategie, wie man am besten schnell Motorrad fahren lernt.

Stefan Bradl kann von der Unkonstanz der Spitze profitieren., Foto: Ronny Lekl
Stefan Bradl kann von der Unkonstanz der Spitze profitieren., Foto: Ronny Lekl

Eine große Rolle spielt außerdem, dass er eine RSW fährt, die eigentlich als langsamer gilt. Wenn man aber im Fernsehen die Rennen verfolgt, dann sieht man, dass mit der eigentlich schnelleren RSA nicht einmal eine Hand voll Fahrer wirklich zurechtkommt. Der Motor ist gut, aber das Fahrwerk ist nicht unbedingt das Wahre. Nur wenige haben das einigermaßen im Griff. Oft hört man, dass es Stürze ohne Vorwarnung gibt und das schränkt natürlich das Selbstvertrauen ein wenig ein. Jonas sitzt auf einem Motorrad, das 15 Jahre Entwicklung hinter sich hat und kann noch dazu die Daten nutzen, die sein Teamkollege im vorigen Jahr gesammelt hat. Damit hat er bei jedem Rennen ein Motorrad mit der richtigen Abstimmung.

Die Gerüchteküche

Bald wird es wieder wichtige Neuigkeiten auf dem Fahrermarkt geben. Einige wollen ja schon sicher wissen, dass Marco Simoncelli im kommenden Jahr auf der Honda sitzt. Man darf aber nicht vergessen, dass er auch einen guten Fürsprecher bei Yamaha hat (Rossi), der im Team doch einiges zu sagen haben dürfte. Man muss abwarten, was dort passiert, denn ich denke, dass Toselands Platz nicht unbedingt in Stein gemeißelt ist. Edwards ist immer klar vorne, er gibt auch die Impulse für die Weiterentwicklung bei Yamaha. Noch dazu legt nur die Dorna Wert auf Nationalitäten, bei Yamaha ist das weniger wichtig. Dort legt man Wert auf den Erfolg am Ende des Rennens. Da zählt nur das Resultat und dabei kann Toseland dieses Jahr noch nicht glänzen. Edwards würden wir im Paddock ohnehin ungern verlieren, denn keiner gibt so tolle Interviews wie er.