Engstler, Engel, enge Kiste! Luca Engstler (GRT-Lamborghini) hat überraschend das Sonntagsrennen der DTM beim Saisonauftakt in Oschersleben gewonnen. Der Neuzugang von GRT-Lamborghini avancierte in der Magdeburger Börde zum 'Verteidigungsminister', behielt die Nerven und hielt seinen erfahrenen Hintermann Maro Engel (Winward-Mercedes) erfolgreich hinter sich. Luca Stolz (HRT-Mercedes) komplettierte das Podium als Dritter und sorgte für einen doppelten AMG-Podesterfolg.

Der 24-jährige Engstler, der das Rennen vom vierten Startplatz aufgenommen hatte, feierte seinen ersten Sieg in der DTM. Pech bei der Konkurrenz und eine zum rechten Zeitpunkt ausgeführte Boxenstopp-Strategie führten zum Triumph in einem Rennen, das deutlich mehr Spannung bot als das Auftaktrennen am Samstag.

So gewann Luca Engstler in Oschersleben

Engstler und der von Platz zehn gestartete Engel profitierten von einer zwischenzeitlichen Full-Course-Yellow-Phase, als sie kurz zuvor die Boxengasse für ihre Pflicht-Reifenwechsel angesteuert hatten. Während der Rest des Feldes langsam über die Strecke fahren musste, sparte das Duo somit reichlich Zeit. Ebenso half ein Problem beim Boxenstopp des bis dato Führenden Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini), das den Pole-Setter 25 Sekunden kostete und ihn bis auf den 16. Platz (P15 beim Zieleinkauf) zurückwarf.

Als Engstler und Engel auf die Strecke zurückgekehrt waren und die FCY-Phase endete, betrug ihr Vorsprung auf den Rest des Feldes gigantische 20 Sekunden. So war es im Samstagsrennen schon Marco Wittmann ergangen, der durch einen gut und glücklich getimten Boxenstopp kurz vor der Full Course Yellow vom 16. bis auf den ersten Platz nach vorne gespült wurde. Unglücklicherweise ging dem zweifachen DTM-Meister drei Runden vor Schluss der Sprit aus.

Oschersleben: Drei Mercedes-AMG in den Top-4

Dieses Schicksal blieb Engster erspart, dem nach dem Rennende die Worte fehlten. Der Rennfahrersohn bestreitet seine zweite DTM-Saison und hatte bislang einen siebten Platz als bestes Ergebnis auf dem Zettel. "Fantastisch, wie er Maro hinter sich gehalten hat", jubelte auch Papa Franz Engstler.

Der von P2 gestartete Luca Stolz hatte am Ende als Drittplatzierter 18 Sekunden Rückstand auf seinen Mercedes-Markenkollegen Engel. Mit Arjun Maini (HRT-Mercedes) schaffte es ein dritter Mercedes-Fahrer in die Top-4. Auf Platz fünf folgte Kelvin van der Linde (Abt-Audi), der einen Platz gewann, weil sein Teamkollege Ricardo Feller weniger Meter vor dem Zielstrich kurzzeitig wegen eines Elektronik-Problems stehen blieb und am Ende Neunter wurde.

Sheldon van der Linde und Rene Rast (Schubert-BMW) gelang trotz zwischenzeitlicher Querelen mit anderen Autos eine Aufholjagd aus den letzten Reihen bis auf die Plätze sechs und sieben. Teamkollege Wittmann wurde beim Heimrennen von Schubert Motorsport und seinem Drama vom Vortag Zehnter. Dazwischen drängelte sich Engstlers GRT-Teamkollege, Christian Engelhart, auf Platz acht vor Feller.

Emil Frey Racing mit Totalausfall

Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari), Sieger des Samstagsrennens und von P3 gestartet, fiel nach einer Startkollision mit Luca Stolz vorzeitig wegen eines Reifenschadens aus. Bitter für den Schweizer Rennstall: Aitkens Teamkollege Thierry Vermeulen fiel während der Boxenstopp-Phase nach einer Kollision mit Rene Rast aus. Sein Ferrari 296 GT3 fing nach dem Einschlag in die Leitplanken sogar kurzzeitig Feuer.

Auch Nicki Thiim (SSR-Lamborghini) sah die Ziellinie nicht. Beim Dänen, der bis zur Boxenstopp-Phase den fünften Rang eisern verteidigte, klemmte das linke Hinterrad beim Reifenwechsel. Das gleiche Schicksal ereilte später Maximilian Paul (Paul-Lamborghini), der als letzter Fahrer seinen Pflicht-Boxenstopp absolviert hatte.

Das zweite Rennwochenende der DTM-Saison 2024 mit den Läufen Nummer drei und vier steigt auf dem Lausitzring vom 24. bis 26. Mai.

DTM in Oschersleben: So lief das Rennen am Sonntag

Die Startaufstellung: Mirko Bortolotti erzielte seine erste Saison-Pole und die fünfte in der DTM. Neben dem SSR-Lamborghini-Fahrer komplettierte Luca Stolz im HRT-Mercedes die erste Startreihe. Samstags-Sieger Jack Aitken und GRT-Lamborghini-Neuzugang Luca Engstler folgten auf den Startplätzen drei und vier. Arjun Maini, Nicki Thiim, Ricardo Feller und Maximilian Paul belegten die Startplätze fünf bis acht. Das BMW-Trio bestehend aus Sheldon van der Linde (P14), Rene Rast (P16) und Marco Wittmann (P18) startete von weit hinten. Das galt ebenso für Manthey-Porsche mit Champion Thomas Preining (P17) und Ayhancan Güven, der nach einer 3-Platz-Gridstrafe als Letzter startete.

Der Start: Während Pole-Setter Mirko Bortolotti durch die erste Kurve führte, kamen sich dahinter Luca Stolz und Jack Aitken ins Gehege. Der Ferrari des Briten erlitt beim Kontakt einen Reifenschaden, schlingerte herum und fiel weit zurück. In der nächsten Kurve kollidierte Aitken dann noch mit dem Lamborghini von Maximilian Paul, der sich drehte. Sheldon van der Linde konnte der Situation nicht ausweichen und traf den Ferrari, ebenso Lucas Auer. Die Rennleitung schickte das Safety Car auf die Strecke. Großer Gewinner der Startrunde war Rene Rast mit einer Verbesserung um sechs Plätze bis auf P10, der allerdings seinen Platz mit Clemens Schmid auf Anweisung von Renndirektor Sven Stoppe tauschen musste.

Der Re-Start zur 6. Runde: Diesmal lief es gesitteter ab als beim Rennstart, an der Spitze fuhren Bortolotti, Stolz, Engstler und Maini ohne Kontakt durch die ersten Kurven. Auer hatte während der Safety-Car-Phase den rechten Kotflügel verloren, hielt sich auf P12 aber zunächst vor Verfolger Preining.

Die erste Rennhälfte: Thiim verteidigte die fünfte Position mit aller Macht, zog dabei aber einen Zug aus sechs Autos hinter sich her. Der Rückstand zum Viertplatzierten Maini wuchs bis zur 9. Runde auf mehr als 2 Sekunden an. Im Heck des SSR-Lamborghini drängelte Feller mit seinem Abt-Audi. Dahinter auf P12 machte Auer ebenso den 'Lokführer' mit seiner lädierten Mercedes-Mamba und hielt den Rest des Feldes wacker auf.

In Runde 12 eröffnete Sheldon van der Linde den Boxenstopp-Reigen. In der darauffolgenden Runde steuerten Thiim, Kelvin van der Linde und Vermeulen die Boxengasse für einen frischen Reifensatz an. Bei Thiim klemmte das linke Hinterrad, für den Dänen ging es nicht mehr weiter. Preining ließ in Runde 14 neue Pirellis aufziehen, einen Umlauf später folgten Schmid, Rast und Güven.

Der weitere Rennverlauf: In Runde 16 kam es zu einer Kollision zwischen Rast und Vermeulen. Der Ferrari drehte sich von der Strecke, schlug in die Leitplanken ein und fing kurzzeitig Feuer im Heckbereich. Der Crash löste eine Full-Course-Yellow-Phase aus. Kurz zuvor hatten Engstler, Engel, Maini und Feller ihren Pflicht-Boxenstopp absolviert.

In Runde 20 ließen die Führende Bortolotti und Stolz ihre Reifen wechseln, ebenso Wittmann, Engelhart und Dörr. Bitter für Bortolotti: Auch bei ihm klemmte das Hinterrad, wodurch der Pole-Setter 25 Sekunden verlor und bis auf P16 durchgereicht wurde. Engstler führte jetzt das Rennen virtuell an, nur Paul hatte seinen Pflicht-Reifenwechsel noch nicht absolviert. Als es dann soweit war, klappte der Radwechsel nicht - das Aus für den Nachwuchspiloten.

Engstler und Engel führten mit einem gigantischen Vorsprung von 20 Sekunden vor den beiden Mercedes-AMG GT3 von Stolz und Maini. An dieser Reihenfolge änderte sich bis zum Rennende nichts mehr. Einziger Aufreger zum Schluss: Ricardo Feller blieb kurz vor der Ziellinie zwischenzeitlich stehen und fiel vom fünften bis auf den neunten Platz zurück.