An den ersten beiden Tage war Jorge Martins gespannt erwartetes MotoGP-Comeback in Katar nach zwei schweren Verletzungen während der Saisonvorbereitung ein voller Erfolg. Bereits am Freitag zeigte er sich in guter Form, schaffte es dann am Samstag auf Startplatz 14 und überholte im Sprint sogar kurzzeitig Ex-Titelrivale Francesco Bagnaia. "Schon jetzt ist unser Wochenende ein Erfolg", bilanzierte der Weltmeister von 2024 im Anschluss hocherfreut. Und auch der Sonntag begann mit Platz drei im Warm-Up richtig gut, doch im Katar-GP wendete sich das Blatt dann.

Jorge Martin nach Sturz von Fabio Di Giannantonio getroffen

13 Runden lang lieferte Martin zwar auch dort eine kämpferische Leistung, verlor auf Platz 17 liegend im Schnitt nur eine Sekunde pro Runde auf das Führungsduo um Maverick Vinales und Marc Marquez. Dann jedoch die verhängnisvolle 14. Runde: Beim Versuch, an Markenkollege Raul Fernandez dranzubleiben, kam Martin in der schnellen Dreifach-Rechtskurve von T12-14 zu weit nach außen auf den Kerb, verlor die Front und stürzte. Ein an sich harmloser Crash, doch der direkt hinter ihm fahrende Fabio Di Giannantonio konnte nicht mehr ausweichen und traf den Aprilia-Piloten mit seinem Vorderrad im Bereich des oberen Rückens.

Martin bewegte sich zwar direkt wieder, blieb aber erstmal in der Auslaufzone liegen. Es dauerte fast vier Minuten, ehe die Marshals ihn aus der Gefahrenzone bringen konnten und die Gelben Flaggen wieder verschwanden. Schnell verkündete die MotoGP, dass der 27-jährige Madrilene zu ersten Untersuchungen ins Medical Center an der Strecke gebracht wurde.

Um 20:12 Uhr MEZ folgte dann ein erstes Update des Aprilia-Teams, was bereits nichts Gutes verheißen ließ. "Jorge Martin erlitt ein Brusttrauma", hieß es dort. Er sei zwar bei Bewusstsein und habe keine Probleme mit der Bewegung seiner Gliedmaßen, aber der amtierende Weltmeister habe sich "eine Rippenprellung am rechten Brustkorb mit Pneumothorax [kollabierte Lunge, Anm.]" zugezogen. Martin werde daher für einen CT-Scan (Computertomografie) und ausgiebige Untersuchungen ins Hamad General Hospital nach Doha gebracht.

Flüssigkeit in der Lunge! Jorge Martin muss im Krankenhaus bleiben

Es dauerte knapp anderthalb Stunden, dann lieferte Aprilia das nächste Update. Der CT-Scan habe ergeben, dass Martins Lunge beim Sturz so stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, dass sich dort Flüssigkeit sammelt. Dem Spanier wurde daher sofort eine Drainage eingesetzt, um die Flüssigkeit abzuleiten. "Der Fahrer wird nun einige Tage im Krankenhaus bleiben müssen, ehe sich das Pneumothorax aufgelöst hat", liest sich abschließend im Statement.

Damit wird Martin also noch auf Sicht in der Hauptstadt Katars verweilen müssen, ehe er gegen Ende der Woche hoffentlich die Heimreise nach Spanien antreten kann. Für den MotoGP-Weltmeister setzt sich damit eine unglaubliche Pechsträhne fort, hatte er sich bekanntlich schon am ersten Tag der Sepang-Testfahrten und wenig später beim Training mit einer Supermoto-Maschine in Vorbereitung auf den Thailand-GP nach Stürzen jeweils schwer verletzt. Gerade erst zurückgekommen, droht ihm nun schon der nächste Ausfall. Als nächstes steht in der MotoGP der Spanien-GP in Jerez in zwei Wochen (25. - 27.04.) auf dem Programm. Eine Teilnahme Martins wird stark von dessen Genesung in den nächsten Tagen abhängen.

Ein zweifellos bitterer Rückschlag, doch letztlich muss Martin wohl froh sein, dass er sich 'nur' eine Rippenprellung mit Pneumothorax zugezogen hat. Kollisionen jener Art wie mit Di Giannantonio im Katar-Grand-Prix können nämlich auch viel schlimmer ausgehen, im schlimmsten Fall sogar tödlich. Marco Simoncelli verunglückte 2011 in Sepang auf sehr ähnliche Art und Weise, wurde nach einem Sturz von den nachfolgenden Valentino Rossi und Colin Edwards getroffen. Davon war Martin am Sonntag zum Glück weit entfernt, seine Comeback-Pläne wurden damit aber abermals durchkreuzt.

UPDATE 22:50 Uhr: Sechs Brüche bei Jorge Martin

Kurz vor 23 Uhr MEZ schickte das Aprilia-Team eine weitere Zwischenmeldung an die MotoGP-Presse. Laut einer finalen Untersuchung habe sich Martin neben der Pneumothorax auch noch sechs Frakturen an der Rückseite der ersten sechs Wirbel zugezogen. Dabei handelt es sich um eine schwere Verletzung, da diese Strukturen nahe am Rückenmark liegen. Ein Start in Jerez sollte damit also endgültig von Tisch sein, auf den MotoGP-Weltmeister wartet wohl die nächste längere Auszeit.

MotoGP-Drama in Katar! Vinales bestraft, Martin erneut verletzt (06:20 Min.)

UPDATE 09:30 Uhr: Keine Traumata

Am Montagmorgen lieferte Aprilia ein weiteres Update zu Jorge Martins Zustand. Nachdem dieser die Nacht im Krankenhaus verbracht habe, seien keine traumatischen Veränderungen, die das Gehirn, die Halswirbelsäule oder die Bauchorgane betreffen, festgestellt worden. Bezüglich der Wirbelbrüche erklärte das Team: "Acht Frakturen betreffen die hinteren Rippenbögen vom ersten bis zum achten und drei Frakturen wurden an den seitlichen Bögen vom siebten bis zum neunten beobachtet. Im Zusammenhang mit dem bekannten Pneumothorax wird auch eine minimale Pleura-Schwellung [Rippenfellentzündung, Anm.] festgestellt." Weitere Updates sollen folgen sobald verfügbar, bis dahin werde Martin zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben.

Wenig später meldete sich auch Martin selbst erstmals zu Wort. Auf Instagram veröffentlichte er einen kurzen Post, in dem er schrieb: "Danke Gott, das hätte viel schlimmer ausgehen können. Ich halte euch auf dem Laufenden."