Gespannt hatte die MotoGP-Welt am Freitagnachmittag nach Katar geblickt: Wie würde sich Weltmeister Jorge Martin bei seinem Comeback-Versuch nach zwei schweren Verletzungen aus der Saisonvorbereitung schlagen? Würde er schon nach wenigen Runden wieder aufgeben müssen, weil die Schmerzen doch noch zu groß waren? "Ich weiß nicht so wirklich, was ich erwarten soll. Ich werde einfach von Session zu Session, von Tag zu Tag schauen", hatte sich der 27-jährige Spanier im Vorlauf zum Katar-GP selbst noch alle Optionen offengehalten. Schon nach wenigen Minuten im FP1 war dann aber klar: Ein Abbruch steht nicht mehr zur Debatte - zumindest vorerst.

Jorge Martin räumt Fitnessbedenken aus dem Weg

Drei fliegende Runden absolvierte Martin zum Start in die Session, ehe er erstmals in die Aprilia-Box zurückkehrte. Dort wartete bereits MotoGP-Arzt Dr. Angel Charte, um sich erstes Feedback vom 'Martinator' abzuholen. Doch die Startnummer 1 war gedanklich schon ganz wo anders. "Jorge hat Doktor Charte gleich gesagt: 'Ich brauche dich nicht, brauche meine Techniker'", verriet Aprilia-Racing-CEO Massimo Rivola im offiziellen MotoGP-Livestream mit einem breiten Grinsen im Gesicht. "Es ist toll, ihn wieder hier zu haben."

All die Befürchtungen, dass Martin noch nicht bereit für ein Comeback sei, waren letztlich also unbegründet. "Ich fühle mich nicht allzu schlecht. Ich bin erschöpft, aber es war gar nicht so schlimm. Ich habe den kompletten Tag durchgehalten, das allein ist schon ein Erfolg. Aber ich fühle mich gut, deutlich besser als erwartet", berichtete auch der Weltmeister selbst von einem erfolgreichen ersten richtigen Arbeitstag in der MotoGP-Saison 2025. Er verspüre zwar weiterhin starke Schmerzen, aber "ich konnte Vormittags noch nur zwei Runden am Stück fahren, bevor ich Pause machen musste. Am Nachmittag waren es dann schon vier bis fünf. Wir machen also große Fortschritte."

Tatsächlich fuhr Martin am Freitag nie länger als fünf fliegende Runden am Stück. Da im Sprint am Samstagabend (Start: 19 Uhr MEZ, Anm.) aber gleich elf Runden und im Grand Prix am Sonntag dann sogar 22 Runden in Serie absolviert werden müssen, wartet also noch einiges an Arbeit auf den Aprilia-Piloten. "Ich muss jetzt schauen, wie ich morgen aufwache und ob wir uns über das restliche Wochenende so weiterverbessern können", will er einen Rückzug am Samstag daher nicht völlig ausschließen. Die erste Zwischenbilanz fällt aber ganz klar positiv aus.

Jorge Martin machte sich am Freitag erstmals ein richtiges Bild von der Aprilia RS-GP, Foto: Aprilia Media
Jorge Martin machte sich am Freitag erstmals ein richtiges Bild von der Aprilia RS-GP, Foto: Aprilia Media

Jorge Martin sicher: Da steckt viel Potenzial in der Aprilia!

Nach nur 13 Runden im Sepang-Test muss der von Pramac-Ducati zu Aprilia gewechselte Martin bei der Anpassung an sein neues Arbeitsgerät bekanntlich praktisch bei Null beginnen. "Ich war etwas nervös, weil mein letztes Gefühl für das Bike [im Sepang-Test, Anm.] schrecklich war. Ich hatte Angst, das gleiche Gefühl wieder zu haben", gesteht er. Doch auch diese Angst war unbegründet: "Sobald ich rausgefahren bin, konnte ich schon mit dem Ellbogen am Asphalt schleifen. Ich fühlte mich wirklich gut. Natürlich müssen wir noch viele Dinge korrekt zusammensetzen, aber da ich jetzt hier bin, kann ich endlich richtiges Feedback geben. Vom Vormittag zum Nachmittag ist uns schon ein fantastischer Schritt gelungen. So müssen wir jetzt weitermachen."

Zeitentechnisch präsentierte sich Martin am Freitag bereits sehr ordentlich. Er landete im Training zwar 'nur' auf Platz 20, aber eben auch nur 1,568 Sekunden hinter dem Tagesschnellsten Franco Morbidelli und vor allem nur zwei Zehntel hinter Aprilia-Teamkollege Marco Bezzecchi oder Raul Fernandez. Ein deutliches Signal des 'Martinators' an seine Markenkollegen - und das, obwohl er gar nicht auf Rundenzeit aus war. "Ich bin kein Risiko eingegangen, ich bin auf sichere Art und Weise gefahren. Ich wollte zehn Prozent in der Hinterhand haben, um mich nicht erneut zu verletzen. Ich werde erst dann stärker pushen, wenn ich mich körperlich wieder bei 100 Prozent fühle", unterstreicht er sein äußerst ordentliches Comeback.

Das größte Problem bereitete dem gebürtigen Madrilenen übrigens die Bremse der RS-GP. "Manchmal habe ich da etwas gespürt und manchmal etwas ganz anderes gefühlt. Da brauche ich mehr Konstanz vom Motorrad", hält Martin fest. Insgesamt scheint er aber sehr zufrieden mit dem ersten wirklichen Kontakt mit seinem neuen Arbeitsgerät. "Das Bike läuft gut und ich habe das Gefühl, dass das Potenzial groß ist", meint der amtierende Weltmeister. "Ich brauche jetzt einfach noch vier, fünf Rennen, um wieder konkurrenzfähig zu werden."

Jorge Martin fürchtet: Erst in 2 bis 3 Monaten voll zurück! (06:47 Min.)