"Jorge Martin has been declared fit" - Um 13 Uhr mitteleuropäischer Zeit verkündete die MotoGP auf ihren Social-Media-Kanälen jene Botschaft, die alle Fans des 'Martinators' so sehnsüchtig erwartet hatten. Hatte ihn eine schwere Verletzung des Kahnbeins an der linken Hand bislang zum Zuschauen verdammt, steht einem Start beim Katar-Grand-Prix nichts mehr im Weg. Schon in der vergangenen Woche hatte Martins Comeback mehr und mehr Form angenommen, nun erteilten auch die MotoGP-Ärzte um Dr. Angel Charte Grünes Licht.
"Ich freue mich, wieder da zu sein", strahlte der amtierende MotoGP-Weltmeister am Donnerstag auf der offziellen Pressekonferenz. Zwei harte Monate mit zwei schweren Stürzen und zwei schwerwiegenden Verletzungen hatte er dazu hinter sich bringen müssen. "Das war keine leichte Zeit. Ich musste hart arbeiten, um hier sein zu können", erinnert er sofort. Knapp drei Monate hätte ein Normalsterblicher wohl gebraucht, um sich von Martins zweiter Verletzung zu erholen, der 27-Jährige schaffte die Rückkehr schon sechs Wochen früher.
Jorge Martin in Katar vor Fahrt ins Unbekannte
"Ich weiß nicht so wirklich, was ich erwarten soll", sagt Martin deshalb. Er werde bis zum Rennen am Sonntagabend (13.04., Start: 19 Uhr) sein Bestes geben, aber "ich fühle mich noch nicht bei 100 Prozent. Ich habe genügend Kraft [in der linken Hand, Anm.], aber verspüre noch Schmerzen." Schon am Dienstag hatte der Aprilia-Pilot daher davor gewarnt, dass Rennwochenende gegebenenfalls vorzeitig beenden zu müssen. Ein privater Test auf einem MotoGP-Bike zur Austestung seiner körperlichen Verfassung kam bekanntlich nicht zustande, daher nun die Fahrt ins Ungewisse. "Wir werden sehen, was das Wochenende bringt."
Ziele hat sich der MotoGP-Weltmeister jedenfalls nicht gesetzt. Bei bereits 87 Punkten Rückstand auf WM-Leader Alex Marquez ist das Thema der Titelverteidigung ohnehin längst abgehakt. "Ich werde einfach von Session zu Session, von Tag zu Tag schauen", nimmt sich Martin jeglichen Leistungsdruck, denn: "Ich weiß nicht, ob ich das Wochenende überhaupt zu Ende fahren kann. Wenn ich das schaffe, wäre das schon ein großer Erfolg für mich."
Jorge Martin vor langem Weg zurück an die MotoGP-Spitze
Den Zeitpunkt, um Resultate zu jagen, sieht er noch längst nicht gekommen. Vielmehr warnt der 'Martinator' seine Anhänger vor zu großen Erwartungen. "Ich werde noch einige Zeit brauchen, um mich zu erholen und mich an das Motorrad zu gewöhnen. Es wird noch zwei bis drei Monate dauern, bis wir alles auf den Punkt gebracht haben. Erst dann werden wir sehen, ob ich mit diesen drei Jungs [Marc Marquez, Francesco Bagnaia und Alex Marquez, Anm.] kämpfen kann", stellt er klipp und klar fest.
Realisitsch betrachtet bekommen die MotoGP-Fans den Jorge Martin aus dem Jahr 2024 also erst in der zweiten Saisonhälfte 2025 zu sehen. Glaubt man den Aussagen des Spaniers würde er frühstens beim Italien-GP in Mugello (20. - 22. Juni) erstmals nahe der 100 Prozent operieren können, vielleicht aber auch erst auf dem Sachsenring (11. - 13. Juli) oder am Red Bull Ring (15. - 17. August). Einen Grund, in Katar etwas zu überstürzen, gibt es also wahrlich nicht. "Er hat an diesem Wochenende und über die nächsten Rennen genug Zeit, sich anzupassen und zu verbessern", mahnt auch Ex-Ducati-Kumpel Francesco Bagnaia zur Vorsicht. "Er sollte sich keinen Druck auferlegen. Er ist nur 13 Runden auf einem MotoGP-Bike gefahren und hatte zwei schwere Stürze, da sollte er wirklich nichts überstürzen, sich einfach anpassen und versuchen, so viel wie möglich zu lernen."
Marco Bezzecchi hilft: Martin beginnt bei Aprilia nicht bei Null
Durch das Verpassen der beinahe kompletten Wintertestfahrten fehlen Martin tausende Kilometer Erfahrungswerte auf seine MotoGP-Rivalen, hinzu kommt die ihm nahezu völlig unbekannte Aprilia RS-GP. Wahrlich keine leichte Situation, bei der nun der neue Teamkollege Marco Bezzecchi helfen soll. "Das ist ein komplett neues Bike für mich. Sie [Aprilia, Anm.] haben es gegenüber Sepang und Barcelona deutlich weiterentwickelt", weiß Martin und verrät daher: "Ich werde mit Marcos Basis-Setup anfangen und dann erst meinen eigenen Weg gehen."

Bis die Startnummer 1 an einem Punkt angelangt ist, wo das Gefühl der letzten Jahre wiederhergestellt ist, werden wie gesagt wohl noch einige Wochen und Monate vergehen. Ist das allerdings einmal geschafft, rechnet sich Martin durchaus gute Chancen aus. "Ducati war wie erwartet sehr dominant, aber ich habe das Gefühl, dass Aprilia einen großen Schritt gemacht hat", will er während der letzten Rennen als Zuschauer erkannt haben. "Sie sind näher an Ducati dran", hält er fest und sendet bereits eine erste kleine Kampfansage: "Wir werden noch Zeit brauchen, aber das Potenzial ist rießig. Wir können diese Lücke schließen!"
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