Jorge Martin plant sein Renn-Comeback nach zwei Verletzungen im Winter für den Katar-Grand-Prix in zwei Wochen. Sein letzter und bislang einziger voller Tag auf der MotoGP-Aprilia wird dann fast fünf Monate zurückliegen. Martins Arbeitgeber strebte daher zuletzt eine Regeländerung an, die verletzten Fahrern einen privaten Test vor einer solchen Rückkehr ermöglichen sollte. Derartige Testfahrten sind aktuell mit Ausnahme der Hersteller im Concession-Rang D - Honda und Yamaha - verboten.

Aprilia braucht Grünes Licht der MotoGP-Rivalen

Für eine Änderung dieser Bestimmungen hätte Aprilia die Zustimmung der anderen vier MotoGP-Hersteller gebraucht. Ducati positionierte sich schnell als Gegner dieser Regelanpassung während der laufenden Saison. Am Donnerstag in Austin kam es schließlich in einem hitzigen, fast zweistündigen Meeting des Herstellerbundes MSMA zur Kampfabstimmung, in der Aprilias Antrag abgewiesen wurde.

Dafür verantwortlich war aber nicht Ducati, das mit General Manager Gigi Dall'Igna für die Änderung stimmte. Auch von Yamaha und KTM gab es Grünes Licht. Den nötigen einstimmigen Beschluss verhinderte Honda. Die Japaner waren ursprünglich Befürworter der neuen Testregelung. Möglicherweise war die Tatsache, dass man aktuell gegen Aprilia um Rang zwei in der Konstrukteurswertung kämpft (Honda hält bei 26 Zählern, Aprilia bei 22), verantwortlich für den Sinneswandel im HRC-Lager.

Ducati: Kein Problem mit Martin, aber mit Rivola

"Ducati war nicht gegen diesen Test", stellte Gigi Dall'Igna gegenüber 'Sky Italia' klar. "Martin ist ein wichtiger Fahrer für Ducati und hat mit uns die Weltmeisterschaft gewonnen. Deshalb fanden wir es fair, für ihn eine Ausnahme zu machen, auch wenn wir generell der Meinung sind, dass Regeln nicht während der Saison geändert werden sollten." Honda wurde also zum alleinigen Spielverderber für Jorge Martin und Aprilia, während Ducati über seinen Schatten sprang.

Gigi Dall'Igna und Massimo Rivola
Gigi Dall'Igna und Massimo Rivola liegen im Clinch, Foto: IMAGO / Italy Photo Press / Ducati / Motorsport-Magazin.com

Alles eitel Wonne also wieder zwischen den italienischen Herstellern Aprilia und Ducati? Weit gefehlt! Ducati stimmte Aprilias Vorschlag zwar zu, zeigte sich mit der Herangehensweise der Mannschaft aus Noale aber alles andere als glücklich, wie Dall'Igna in deutlichen Worten darlegte: "Ich muss sagen, dass uns der Zugang von Massimo Rivola (Aprilia Racing CEO, Anm.) überhaupt nicht gefallen hat. Er hat unserer Meinung nach Informationen verbreitet, die nicht richtig sind. Und er hat vertrauliche Details öffentlich gemacht, obwohl die Diskussionen in Meetings der MSMA auch innerhalb der MSMA bleiben sollten." Dall'Igna bezieht sich damit auf die ersten Diskussionen innerhalb des Herstellerbundes, in denen Ducati bereits den Standpunkt vertrat, dass eine Regelanpassung während der laufenden Saison nicht angemessen sei. Rivola spielte diese Informationen an die Öffentlichkeit.

Trotz der Streitigkeiten zwischen Ducati und Aprilia wird innerhalb der MSMA weiterhin über eine Änderung der Testbestimmungen verhandelt. Eine Änderung wird es aber frühestens zur Saison 2026 geben.