Am 14. November 2021 fuhr Valentino Rossi in Valencia sein letztes MotoGP-Rennen. Nach 432 WM-Starts, 115 Rennsiegen und neun Weltmeistertiteln hängte er seinen Motorradhelm an den Nagel. Die Nummer 46 verschwand damit aber nicht völlig aus der Königsklasse auf zwei Rädern. Beginnend mit der Saison 2022 brachte Rossi sein VR46 Racing Team nach sieben Jahren in der Moto3 und fünf Jahren in der Moto2 auch in der MotoGP an den Start.

Valentino Rossi: Eine Rarität im MotoGP-Paddock

Teambesitzer Rossi selbst war seither aber nur selten im Fahrerlager zu sehen. Im Vorjahr ließ er sich lediglich in Jerez sowie bei den Heimrennen in Mugello und Misano blicken. 2025 soll sich das wieder ändern. "Ich bereue es, dass ich in der abgelaufenen nicht bei mehr Rennen vor Ort war und nicht so viel Zeit für unsere Academy-Fahrer hatte", erklärt Rossi.

Rossi steht seinen Fahrern mit Rat und Tat zur Seite, Foto: LAT Images
Rossi steht seinen Fahrern mit Rat und Tat zur Seite, Foto: LAT Images

"2025 will ich deshalb wieder bei mehr MotoGP-Rennen sein. Deshalb fahre ich auch weniger Autorennen", so Rossi. 2022 und 2023 bestritt er auf vier Rädern die GT World Challenge und einige Einzelevents, im Vorjahr kam auch noch die Langstrecken-WM WEC dazu. In der bevorstehenden Saison konzentriert sich Rossi voll auf die WEC, weshalb sein Rennpensum auf acht Einsätze sinkt. In den drei Jahren davor waren es 15, 22 beziehungsweise 19 gewesen.

Valentino Rossi: 'Uccio' rechnet mit sechs bis sieben Besuchen

Teamdirektor und Rossi-Kumpel Alessio 'Uccio' Salucci rechnet 2025 mit sechs bis sieben Besuchen der MotoGP-Legende im Paddock. Salucci ist überzeugt, dass das für alle Fahrer in seinem Umfeld nur positiv sein kann: "Wenn Vale zu einem Rennen kommt, dann ist das für ihn kein Urlaub. Er verbringt viel Zeit in der Box und ist sehr wichtig für unsere Piloten."

#46 Team WRT BMW von Al-Harthy, Rossi und Martin beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 2024
Rossi reduziert sein Automobilrennprogramm 2025, Foto: BMW M Motorsport

Für Rossis Schützlinge - egal ob es sich um Mitglieder seiner VR46-Academy oder des VR46-Rennstalls handelt - ist 2025 in vielerlei Hinsicht ein wichtiges Jahr. Marco Bezzecchi, Franco Morbidelli oder Luca Marini kämpfen um ihre sportliche Wiederauferstehung. Fabio Di Giannantonio hat auf einer Ducati GP25 die Chance zu glänzen. Und Francesco Bagnaia bekommt es im Ducati-Werksteam mit Marc Marquez zu tun. Bagnaia im Stallduell gegen seinen eigenen Intimfeind Marquez zu unterstützen, wird Rossi sicher ein persönliches Anliegen sein.

MotoGP will mehr von Valentino Rossi

Doch auch abseits der Unterstützung für seine Fahrer ergibt Rossis verstärkte Präsenz im MotoGP-Paddock Sinn. Als er 2022 die beiden Startplätze für sein Team in der Königsklasse erhielt, hatten Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta und seine Mannschaft auf zahlreiche medienwirksame Auftritte des abgetretenen Superstars gehofft. So sollte die MotoGP weiterhin etwas vom Glanz Rossis profitieren. Öffentlich in Erscheinung trat Rossi aber praktisch nie, der Gegenwert für Promoter Dorna war somit mehr als überschaubar.

MotoGP-Startplätze sind ein begehrtes Gut. Sehen die Serienchefs einen Rennstall nicht als gewinnbringend für die Klasse an, muss ein jedes Team um seinen Verbleib zittern - selbst, wenn es Valentino Rossi als Teambesitzer hat. Wie in den vergangenen Monaten aus Spanien zu hören war, wird die Zukunft von VR46 Racing deshalb in den Dorna-Büros intensiv diskutiert. Wie hart der Kampf um MotoGP-Startplätze in den kommenden Jahren wird, lässt sich aktuell unmöglich abschätzen. Ein Rückzug von KTM würde Druck herausnehmen, die mögliche Übernahme der Dorna durch Liberty Media die Lage wohl weiter verschärfen. Wie auch immer: Regelmäßige Auftritte im Paddock würden Valentino Rossis Verhandlungsposition definitiv stärken.

Scheitert Liberty an der MotoGP-Übernahme? (06:09 Min.)