Es schien an diesem MotoGP-Wochenende in Sepang alles für Francesco Bagnaia laufen. Er führte alle drei Trainingssitzungen zum Malaysia-Grand-Prix an und schnappte sich in einem sensationellen Qualifying-Duell gegen Widersacher Jorge Martin schließlich auch die Pole Position. Eine weitere Episode von Bagnaias WM-Aufholjagd schien im Sprint also beinahe vorprogrammiert.
From Hero To Zero: Francesco Bagnaia stürzt im Sprint
Statt einem weiteren Erfolgserlebnis hielt der Sprint am Samstag für Bagnaia allerdings die größtmögliche Niederlage bereit. Er stürzte in der dritten von zehn Runden in Kurve neun und musste aufgeben. Während der null Punkte holte, räumte Rivale Jorge Martin mit dem Sprintsieg zwölf Zähler ab. In der Gesamtwertung trennen die beiden Ducati-Stars damit nun 29 Punkte. Nimmt Martin am Sonntag Bagnaia weitere neun Punkte ab, ist er vorzeitig Weltmeister.
Bagnaias Enttäuschung nach seinem Crash war offensichtlich. In erster Linie haderte der noch amtierende Weltmeister mit sich selbst. "Den Fehler von heute habe ich ehrlich gesagt nicht zum ersten Mal in dieser Saison gemacht", so Bagnaia. "Ich habe etwas früher gebremst, um kein unnötiges Risiko einzugehen - und dann bin ich gestürzt. Ich bin etwas langsamer in die Kurve eingebogen, war dadurch etwas weiter auf der Innenseite und habe dort am Scheitelpunkt eine Bodenwelle erwischt."
Francesco Bagnaia hadert: Gibt immer ein erstes Mal
Trotz des Eigenfehlers war Bagnaias Sturz ihm zufolge dennoch unglücklich: "Ich weiß nicht, wie oft ich in der Vergangenheit schon über diese Bodenwelle gefahren bin - viele, viele, viele Male auf jeden Fall. Und ich bin nie gestürzt. Aber es gibt immer ein erstes Mal. Heute war leider nicht der richtige Zeitpunkt dafür." Das schlussendliche Übel nahm für Bagnaia in gewisser Weise bereits am Start seinen Lauf. Er kam trotz Pole Position hinter Martin aus Kurve eins. Zunächst noch kein großer Grund zur Sorge, doch die Geschehnisse der folgenden Runden führten schließlich zum Crash.
"Ich wusste, dass Jorge mit gebrauchten Reifen größere Probleme haben wird", erklärt Bagnaia. "Als er mich am Start überholt hat, habe ich deshalb einfach abgewartet und konnte sehen, dass die Pace tatsächlich nicht besonders schnell war. Ich war mir deshalb sicher, dass ich bald eine Chance haben würde, ihn zu überholen. In der ersten Runde war ich in Kurve neun sehr aggressiv und hatte einen Rutscher am Vorderrad. Ich bin da zwar nicht gestürzt, wollte es aber dann an dieser Stelle ruhiger angehen - und dann ist der Sturz passiert. Ich habe definitiv nicht zu viel riskiert. Ich habe mich ziemlich gut gefühlt. Gestürzt bin ich trotzdem."
Fünfter Sprint-Nuller: Francesco Bagnaia schwächelt am Samstag
Für Bagnaia setzt sich damit eine notorische Sprint-Schwäche in der laufenden Saison fort. Sepang war seine bereits fünfte Nullnummer am Samstag, auch in Austin und Aragon enttäuschte er mit den Rängen acht und neun. "Meine einzige Schwäche sind die Sprints", weiß er selbst. "All meine Fehler, die mir in diesem Jahr Punkte gekostet haben, sind am Samstag passiert. Das ist schade, aber Jorge war in diesem Bereich einfach besser. Er hat da einen super Job gemacht."
In der Weltmeisterschaft steht Bagnaia nun vor einer echten Mammutaufgabe. 29 Punkte muss er in einem verbleibenden Sprint und zwei Grands Prix auf Martin gutmachen, um seinen Titel noch zu verteidigen. "Ich werde wie immer voll attackieren", gibt er sich angriffslustig. Bagnaia ist aber auch klar, dass er wohl kräftige Schützenhilfe brauchen wird. "Ich hoffe wirklich, dass Marc (Marquez) und Enea (Bastianini) etwas finden um den Anschluss zu uns zu finden, denn mit dem derzeitigen Kräfteverhältnis wird Jorge schlechtestenfalls Zweiter. Wir beide haben aktuell keine Rivalen. Mein Maximum zu geben und das Rennen zu gewinnen ist jetzt aber nicht mehr genug. Ich brauche mehr!" Der möglicherweise vorentscheidende Grand Prix in Sepang wird am Sonntag um 8 Uhr mitteleuropäischer Zeit gestartet.
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