So kannte man Andrea Iannone vorher nicht, zumindest nicht im MotoGP-Paddock. Der früher so ernste Italiener saß lachend und scherzend mit den Journalisten zusammen, und plauderte aus dem Nähkästchen. Sein Comeback nach über vier Jahren Pause geht er befreit an. Dass er in Sepang fahren darf, hat er Valentino Rossi zu verdanken.
Iannone verpasste ersten Anruf von Valentino Rossi
Der 'Doctor' war es, der auf die Idee kam, den 'Maniac' zurück in die Königsklasse zu holen. Fabio Di Giannantonio beendete die Saison für eine notwendige Schulteroperation vorzeitig und so brauchte VR46 Ersatz. Andrea Iannone hatte bei seinem Comeback nach Dopingsperre in der Superbike-WM überzeugt, doch als erster Kandidat für eine solche Aufgabe kam er sicher nur wenigen in den Sinn. Rossi hatte aber diese Überlegung.
Als die MotoGP-Legende seine Entscheidung traf, gab es noch eine letzte Hürde. Iannone war nicht erreichbar. Der Grund war einfach, denn er saß gerade im Flug Richtung Superbike-Finale in Jerez. Aufgeregt hörte der 'Maniac' die Nachricht ab, die ihm Rossi hinterließ, und rief nach der Landung natürlich sofort zurück. Was folgte, waren die vielleicht kürzesten Verhandlungen der MotoGP-Geschichte. "Ich glaube, er dachte, ich würde zögern, aber ich sagte sofort: Ok, perfekt. Ich bin bereit", erzählte Iannone lachend.
Und so ist der mittlerweile 34-Jährige wieder in der Königklasse. Seine Dankbarkeit ist groß, nicht nur gegenüber Valentino Rossi: "Ich bin voller Emotionen. Ich denke das ist normal, denn ich hätte ehrlicherweise nicht erwartet, wie viel Liebe mir hier im Paddock entgegengebracht wird. Das ist beeindruckend. Also bin ich glücklich, hier zu sein." Die MotoGP empfing ihren verlorenen Sohn mit offenen Armen.
Andrea Iannone vor großer Aufgabe: MotoGP-Bikes haben sich stark verändert
Noch ist das alles eine sehr schöne Geschichte, doch ab Freitag wird es ernst. Dann wird Iannone auf der Ducati GP23 sitzen. "Ich weiß nicht, was ich erwarten soll. Lange Zeit habe ich kein MotoGP-Motorrad gefahren. Die Bikes haben sich stark verändert", gibt er zu bedenken. Als letztes fuhr er eine Aprilia des Jahrgangs 2019. Die letzte Desmosedici seiner Karriere stammt von 2016, ohne Flügelsalat, ohne Ride-Heigth-Device usw. Für ihn könnte also so etwas wie ein Kulturschock anstehen.
Zielsetzungen gibt es daher keine: "Man soll niemals nie sagen. Wenn ich Glück habe, ist das Gefühl von Anfang an da und dann kann ich dieses Wochenende Spaß haben. Aber ein echtes Ziel habe ich nicht. Ich bin hier, weil ich das stärkste Bike der Welt fahren darf." Doch wenn er seine Sache überraschend gut macht, öffnet sich dann vielleicht sogar die Türe für ein dauerhaftes Comeback? Hier gibt der 'Maniac' eine deutliche Einschätzung ab: "Sag niemals nie, aber ich denke die Antwort ist: Nein." Sowohl der Italiener als auch seine Fans sollten diese wohl einmalige Gelegenheit also genießen.
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