Dass die MotoGP-Rückkehr nach Aragon von Marc Marquez bestimmt werden würde, zeichnete sich bereits am Freitag ab. Der Gresini-Pilot bewegte sich schon im Training in einer eigenen Liga, während zahlreiche Topfahrer schwächelten. Was sich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht abgezeichnet hatte, war das Debakel, in das die Aprilia-Werkspiloten am restlichen Rennwochenende schlittern sollten.
Nach dem Training am Freitagnachmittag befanden sich Aleix Espargaro und Maverick Vinales nämlich noch in bester Position für Spitzenresultate. Den Tag beendeten sie auf den Plätzen zwei und drei, hatten als einzige MotoGP-Piloten weniger als eine halbe Sekunde Rückstand auf Dominator Marquez. Doch mit den nächtlichen Regenfällen wendete sich das Wochenende zur absoluten Horror-Show.
Aprilia-Klatsche in Qualifying, Sprint und Grand Prix
Schon im 2. Freien Training kamen die beiden Aprilia-Stars nicht mehr in Tritt und kassierten im anschließenden Qualifying dann den ersten Schlag ins Gesicht. Espargaro verlor als Elfter 2,941 Sekunden auf die Polezeit, Vinales als Zwölfter sogar 3,760 Sekunden. Hätten sie sich nicht schon am Freitag direkt für Q2 qualifiziert, wären sie mit ihren schnellsten Rundenzeiten aus dem Qualifying lediglich auf den Startplätzen 18 und 22 gelandet. Dass es sich dabei jedoch um keine Ausnahme, sondern um die bittere Realität für das restliche Wochenende handeln sollte, zeigte sich wenige Stunden später im Sprint.
Dort landete Vinales nämlich auf dem 19. und letzten Platz, ganze 37,642 Sekunden hinter Sieger Marquez. Im Schnitt verlor er also auch hier noch rund 3,4 Sekunden pro Runde. Espargaro blieb dieses Debakel dagegen erspart, kam er doch nicht einmal über die erste Kurve hinaus. Beim Start auf der schmutzigen Seite des Grids hatte sein Hinterrad durchgedreht, wodurch der Katalane bereits viele Positionen verlor. Beim Anbremsen für Turn 1 fehlte ihm dann erneut jegliche Bodenhaftung, woraufhin er in das Heck von Fabio Di Giannantonio krachte und stürzte.
Wer auf Besserung am Sonntag hoffte, wurde bitter enttäuscht. Espargaro erreichte diesmal zwar das Ziel, kam in seinem letzten Aragon Grand Prix als MotoGP-Stammfahrer aber auch nicht über Platz zehn hinaus [dank einer 16-Sekunden-Strafe für Jack Miller, Anm.]. Ganze 40,602 Sekunden hatte er dabei auf Marquez verloren, so viele wie noch nie im Jahr 2024. Zur Einordnung: Bei den elf Rennwochenenden zuvor bewegte sich Espargaro im Schnitt immer knapp zehn Sekunden hinter dem Rennsieger. Nun also der vierfache Wert.
Aleix Espargaro: Nur darauf konzentriert, nicht zu stürzen!
"Ich habe alles versucht, aber nichts hat funktioniert. Wir sind 40 Sekunden vom Sieg entfernt ins Ziel gekommen, das ist wirklich peinlich", nahm der scheidende Aprilia-Pilot am Sonntag dann auch kein Blatt vor den Mund. "Wir haben die Reifen einfach nicht in ihr Arbeitsfenster bringen können. Ich war mehr darauf konzentriert, einen Sturz zu vermeiden als schnell zu fahren. Ich konnte das Bike nicht in die Kurven lehnen. Es war schon schwierig, überhaupt mit dem Knie auf den Boden zu kommen. Das war echt merkwürdig und eine neue Situation für uns, die nur schwer zu akzeptieren ist. Wir müssen verstehen, was da passiert ist."
Bei Teamkollege Vinales verlief das Hauptrennen sogar noch schlimmer. Der Austin-Sieger wurde noch während der ersten Runde bis auf den vorletzten Platz durchgereicht. Einzig Luca Marini, der nach einem technischen Problem aus der Boxengasse starten musste, fuhr noch hinter ihm. Dort verharrte Vinales dann auch, bis er am Ende der zehnten Runde an die Box zurückkehrte und seinen Arbeitstag aufgrund der Aussichtslosigkeit vorzeitig beendete. Selbst in seiner schnellsten Rennrunde hatte der Aprilia-Pilot noch mehr als 2,7 Sekunden auf Marquez verloren. "Wir hatten große Probleme, die Reifen zum Arbeiten zu bekommen. Ich habe mich in jeder Kurve gefühlt, als würde ich stürzen", berichtete auch er.
Schreckliches Wochenende für Aprilia! - Nur Miguel Oliveira performt
In der Vergangenheit galt die Aprilia RS-GP bei niedrigen Gripverhältnissen wie in Aragon eigentlich immer als besonders stark. Doch davon war an Samstag und Sonntag nichts zu sehen. Vielmehr erinnerte die Performance der beiden Werkspiloten an die bekannten Schwierigkeiten Aprilias mit Slicks auf auftrocknender Strecke. "Das war ein schreckliches Wochenende", bilanzierte Racing-CEO Massimo Rivola folglich. "Am Freitag waren wir bei niedrigem Grip schnell, dann haben wir den Weg aber komplett verloren und waren vier Sekunden langsamer als zuvor. Diese schlechte Leistung muss uns alle motivieren, in den nächsten Rennen besser zu analysieren und zu entwickeln - angefangen in Misano."
Dass die Aprilia RS-GP durchaus auch an Samstag und Sonntag in Aragon noch schnell hätte sein können, stellte derweil Trackhouse-Pilot Miguel Oliveira unter Beweis. Dieser beendete den Sprint als starker Fünfter und lag auch im Grand Prix innerhalb der Top Sechs, als er gleich zu Beginn des Rennens in der Schlusskurve zu Sturz kam. "Das war unglücklich. Ich habe Boden gutgemacht und bin im Kurveneingang nur einen Zentimeter neben die Linie gekommen. Dabei habe ich das Motorrad dann verloren", berichtete Oliveira und zeigte sich frustriert: "Das war schade, denn auch wenn ich vielleicht nicht zu den Schnellsten gezählt habe, hätte ich viele Punkte einfahren können."
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