"Ich muss sagen, dass die Situation im Qualifying im Moment ziemlich lächerlich ist", schimpfte Francesco Bagnaia nach dem Q2 in Silverstone über Time-Attack-Taktik einiger Piloten. Was macht den amtierenden Weltmeister so sauer? Viele seiner MotoGP-Kollegen bummelten auf der Strecke, um den bestmöglichen Windschatten hinter einem schnellen Fahrer zu erhaschen. Neu ist das Problem nicht. Doch in Silverstone ist das Fass bei Bagnaia nun endgültig übergelaufen.
Francesco Bagnaia: Qualifying-Situation ist einfach lächerlich
Bagnaia ist einer der stärksten MotoGP-Fahrer im Qualifying und damit ein häufiges Opfer der Taktikspielchen seiner Kollegen. Verständnis zeigt er für diese Situation allerdings nicht. "Zehn MotoGP-Fahrer können nicht so langsam fahren, dass sie anderen Fahrern folgen müssen. Wir sind an der Spitze unseres Sports. Wenn wir hier sind, dann nur, weil wir es allein schaffen. Die Situation ist lächerlich, aber solange niemand etwas sagt, wird sich nichts ändern."
Zuspruch erhielt der Ducati-Pilot von Aleix Espargaro und Pedro Acosta. Letzterer selbst kennt es noch aus Moto3-Zeiten, für derartige Bummeleien bestraft zu werden. Dort werden zu langsame Fahrer, sobald sie ihre persönlich beste Sektorenzeit im Qualifying um 135 Prozent überschreiten, bestraft. Eine derartige Regel gibt es in der Königsklasse derzeit nicht. Somit sind die ausufernden Taktik-Spielchen legal.
"Ich stimme Bagnaia voll zu", erklärte Pedro Acosta. "Ich erinnere mich noch an Katar 2021, als ich [wegen Trödelns im Quali, Anm.] aus der Pitlane starten musste. Ich kann verstehen, wenn wir in der Box aufeinander warten oder auch auf der Outlap. Aber im Moment ist es so, dass in der Mitte der Strecke gewartet wird, nur weil man die eigene Runde zuvor zerstört hat. Und so zerstörst du natürlich die Runde der anderen Fahrer, die sehr schnell angefahren kommen und nicht wissen, was du da machst." Einig ist sich das MotoGP-Feld allerdings nicht.
Marc Marquez kontert: Wäre froh, wenn sie mir folgen würden
Marc Marquez sieht das Ganz etwas gelassener. Kein Wunder, schließlich zählt er seit Jahren zu den Piloten, die derartige Manöver ständig anwenden. Auch in Silverstone hat sich der Gresini-Pilot wieder an das Heck seines nächstjährigen Teamkollegen gehangen. "Ich wäre froh, wenn sie mir folgen würden", stänkerte Marquez in Richtung Bagnaia. "Das bedeutet nur, dass du der Schnellste bist. So war, ist und wird Racing immer sein, zumindest solange sie nicht die Regeln ändern."
Für Marquez wird sich aber auch nach einer möglichen Einführung einer Bummel-Strafe nicht viel ändern. "Selbst wenn sie eine neue Regel einführen, wird sich nicht viel ändern. Dann wird in der Box auf die schnellen Fahrer gewartet. Du hast ja viele Möglichkeiten, die beste Taktik zu wählen und jemanden zu folgen. Heute haben praktisch alle im Q2 nur auf einen schnellen Fahrer gewartet." Einen veränderten Qualifyingmodus, bei dem die MotoGP-Stars nacheinander ihre Qualifikationszeiten fahren, hält Marquez für sinnlos. "Wir haben das ja schon in der Vergangenheit gesehen, dass eine Superpole langweilig ist."
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