Wie viel sich innerhalb von 12 Monaten doch verändern kann! Erlebte Marc Marquez Mitte Juni 2023 noch eines der schwersten Rennwochenenden seiner bisherigen MotoGP-Karriere, als er am geliebten Sachsenring gleich fünfmal stürzte und wohl final erkennen musste, dass seine Glanzzeiten mit der Honda RC213V endgültig vorbei sind, wurde er nur rund ein Jahr später am 05. Juni 2024 offiziell als künftiger Ducati-Werkspilot vorgestellt. Der vorläufige Höhepunkt einer unvergleichlichen Comeback-Story.
"Ich bin unglaublich glücklich und dankbar, dass Ducati mich ausgewählt hat. Vor einem Jahr war ich noch verdammt kurz davor zu sagen, dass dies das Ende meiner Karriere ist", erinnerte sich Marquez am Medien-Donnerstag vor dem MotoGP-Klassiker in Assen, von welchem er im letztjährigen Sommer - identisch zum Deutschland Grand Prix eine Woche zuvor - verletzt und vorzeitig abgereißt war. "Glücklicherweise kam dann die Sommerpause und ich konnte meine Batterien wieder aufladen sowie meinen Körper genesen lassen. Das hat mich dann in eine andere Richtung entscheiden lassen."
Marc Marquez findet bei Gresini Racing zu alter Stärke zurück
Die Geschichte ist bekannt: Nach dem Misano-Test im September, bei dem Marquez einmal mehr vom neuen Honda-Prototypen enttäuscht worden war, einigte er sich mit seinem langjährigen Arbeitgeber HRC auf eine vorzeitige Vertragsauflösung, um stattdessen zu Gresini Racing und damit auf eine Vorjahres-Ducati wechseln zu können. Anfang Oktober wurde der Sensationstransfer offiziell bestätigt. Ein letzter Versuch des einstigen MotoGP-Dominators, sich selbst zu beweisen, dass er noch immer zu den besten Motorrad-Rennfahrern der Welt zählt.
Was dann folgte, hätte sich Marquez wohl nicht besser ausmalen können. Schon nach der ersten Ausfahrt mit der Ducati Desmosedici GP23 hatte er sein Lächeln wiedergefunden. "Ich möchte mich an dieser Stelle auch nochmal bei Honda dafür bedanken, dass sie meine Situation verstanden und mich zu Gresini haben gehen lassen. Dort habe ich sofort gespürt, dass ich mein Selbstvertrauen mit diesem Bike wieder aufbauen kann und die dortige Atmosphäre im Team war einfach perfekt, um wieder zu dem Fahrer zu werden, den ich schon verloren glaubte", verdeutlicht der Mann mit der Startnummer 93 nochmal die Wichtigkeit seines Wechsels in das familiäre italienische Traditionsteam Gresini Racing.
Schon vom ersten Rennwochenende der Saison 2024 in Katar zählte Marquez fortan wieder zu den Spitzenfahrern, verpasste seinen ersten MotoGP-Sieg seit November 2021 mehrfach nur knapp. Dennoch konnte er die Ducati-Verantwortlichen schon nach sieben Rennwochenenden auf einer Vorjahresmaschine so sehr von sich überzeugen, dass sie sich seinetwegen gegen den aktuellen WM-Führenden Jorge Martin und auch Enea Bastianini entschieden. Eine Tatsache, die den Spanier mit großem Stolz erfüllt: "Ich habe Bestes gegeben und wurde dadurch zu einem der Anwärter, das alleine war schon eine große Ehre für mich. Sonntagnacht in Mugello haben sie mich dann informiert, dass sie mich gewählt haben. Dann haben wir innerhalb von zwei Tagen den Vertrag fertiggestellt und es am Mittwoch verkündet."
Dabei hatte es danach zunächst gar nicht ausgehen, galt nach einem Bericht der italienischen 'Gazzetta dello Sport' vor dem Mugello-Wochenende doch Martin als Favorit auf den zweiten Ducati-Werksplatz. Da Marquez jedoch nicht zu Pramac Ducati wechseln wollte, mussten die Verantwortlichen in Borgo Panigale umdisponieren. "Ich war relativ klar darin, was ich haben wollte", blickt Marquez auf die Entwicklung der letzten Monate zurück. "Ich wollte ein aktuelles Motorrad, entweder bei Gresini oder im Werksteam. Dass sie mich jetzt ins Werksteam holen werden, macht mich natürlich noch glücklicher, denn das ist das Ziel von jedem Fahrer. Ich werde dort 100 Prozent geben und die roten Farben mit größtmöglichem Einsatz verteidigen."
Francesco Bagnaia kühl: Will auch Marc Marquez schlagen
Das Werksteam bleibt ein gutes Stichwort, denn dort trifft Marquez ab 2025 nun auf den amtierenden Weltmeister Francesco Bagnaia. Dieser hielt sich jedoch bewusst aus der Entscheidung heraus, wer künftig sein neuer Teamkollege sein wird. "Ich wollte mich einzig auf die Rennstrecke konzentrieren", sagt der Italiener am Donnerstag. "Es war ohnehin mehr oder weniger die gleiche Situation. Beide sind verdammt schnell. Jorge aktuell vielleicht noch etwas mehr, weil er schon mehr Erfahrung hat. Grundsätzlich nehmen sie sich in Sachen Speed aber nicht viel. Das wird eine neue Herausforderung für mich. Ein neuer Teamkollege, den ich schlagen will. Es wird sicher spaßig. Marc ist ein cleverer Typ. Er weiß schon, wie er sich bestmöglich in unser Team einfügen muss, um uns noch stärker zu machen."
diese MotoGP Nachricht