2021 krönte sich Fabio Quartararo auf Yamaha zum MotoGP-Weltmeister. Seither steckt der japanische Hersteller aber in einer handfesten Krise. Quartararos Forderung war in dieser Zeit stets dieselbe: Der Reihenvierzylindermotor der M1 brauche mehr Leistung, um mit der V4-Konkurrenz schritthalten zu können.
Ein Wunsch, den ihm Yamaha 2024 endlich erfüllen konnte. Schon beim Sepang-Test lag er in der Topspeed-Wertung auf Augenhöhe mit den schnellsten Bikes, in Katar hatte er mit einem Mittelwert von 347,9 km/h in seinen fünf schnellsten Messungen sogar die Nase vorne. Doch ein damit verbundener Durchbruch in der Jagd nach schnellen Rundenzeiten blieb aus. In Sepang wurde Quartararo Elfter, in Katar 14. Sein neuer Teamkollege Alex Rins belegte die Ränge 15 und 16.
Quartararo führte den großen Rückstand über eine schnelle Runde (0,843 Sekunden in Sepang, 1,013 in Losail) auf mangelnde Traktion am Hinterrad zurück: "Der Grip ist unser größtes Problem. Ihn zu verbessern ist unser Hauptziel für diese Saison." Eine spannende Aussage, denn die Forderung von 'El Diablo' deckt sich so mit jener, die andere Yamaha-Fahrer bereits vor zwei Jahren äußerten. Damals reagierte Quartararo auf diese Aussagen aber noch mit Unverständnis.
Andrea Dovizioso, der 2022 nach acht Jahren auf Ducati wieder Stammfahrer bei Yamaha war, erkannte bereits in den ersten Rennen die fehlende Traktion als größte Schwachstelle der M1. "Ich stimme ihm nicht zu", antwortete Quartararo kurz nach dem Saisonstart. "Wenn du die Yamaha-Fahrer fragst, dann sagen alle, dass sie mehr Grip wollen. Denn klar, wenn du mehr Grip hast, bist du schneller. Aber ich denke, dass ich mittlerweile viel Erfahrung mit diesem Motorrad habe. Es ist nicht der Grip, es ist die Motorleistung! Für mich ist das ganz klar und wenn ich noch 20-mal gefragt werde, wird meine Antwort immer dieselbe sein."
Nun, zwei Jahre später, bewahrheitet sich diese Prognose nicht. Und so muss sich Quartararo den Vorwurf gefallen lassen, Yamaha zu einer falschen Prioritätensetzung verleitet zu haben. Denn das die Marke aus Iwata in der Entwicklung vor allem auf sein Feedback setzte, ist logisch. Quartararo holte 2021 für Yamaha den ersten MotoGP-Titel nach einer fünfjährigen Durststrecke. Die jüngsten neun Yamaha-Siege in der Königsklasse gehen auf das Konto des Franzosen.
Doch das schnelle Rennfahrer nicht unbedingt gute Entwicklungsfahrer sein müssen, hat die MotoGP-Geschichte immer wieder gezeigt. Auch im Honda-Lager gibt es Stimmen, welche die Schuld am Misserfolg der letzten Jahre zumindest teilweise bei Marc Marquez sehen. Herausragende Piloten wie Marquez oder Quartararo können durch ihr Talent oft Schwächen des Motorrads umfahren, was aber dazu führt, dass sie für die wahren Probleme des technischen Pakets 'blind' sein können. Weniger talentierte Fahrer liefern hier paradoxerweise häufig wertvolleres Feedback, weil Schwachstellen für sie eher spürbar sind.
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