Mit großen Ambitionen war Yamaha in das MotoGP-Jahr 2022 gestartet. Nicht weniger als den Gewinn aller drei WM-Titel gab der japanische Hersteller bei der Teampräsentation im Frühjahr als Ziel aus. Nicht nur die Fahrerweltmeisterschaft von Fabio Quartararo sollte verteidigt werden, auch in den Team- und Hersteller-Wertungen wollte man triumphieren.

Yamaha: 2022 noch sieglos und erst ein Podestplatz!

Vier Saisonrennen sind mittlerweile absolviert - und die Japaner könnten nicht weiter vom Erreichen ihrer Ziele entfernt sein: Noch keinen Sieg durfte Yamaha in diesem Jahr bejubeln, nur ein einziger Podestplatz sprang heraus. Den sicherte sich Quartararo im verregneten Indonesien, im Trockenen kam er bislang nicht über den siebten Rang hinaus. Erst 44 Punkte konnte der Franzose sammeln, auf WM-Leader Enea Bastianini fehlen ihm schon jetzt 17 Zähler.

Noch schlimmer sieht es bei seinen Marken-Kollegen aus: Franco Morbidelli liegt mit 14 Punkten auf WM-Rang 15, MotoGP-Rookie Darryn Binder mit sechs Punkten auf P19 und Andrea Dovizioso mit lediglich drei Punkten auf P21. In der Team-Weltmeisterschaft befindet sich Yamaha auf Platz sechs, fast 50 Zähler hinter dem führenden Suzuki-Rennstall.

Wieso läuft es bei Yamaha derzeit so schlecht? Wo liegen die Probleme der M1? Die Piloten sind sich uneinig! Routinier Dovizioso erklärte am Donnerstag in Portugal, dass es große Veränderungen an seinem Motorrad bedarf, um den Grip am Heck zu verbessern. Der Italiener hat dort den größten Handlungsbedarf ausgemacht. Quartararo sieht das allerdings anders: "Ich stimme ihm [Dovizioso] nicht zu", berichtet er am Freitag.

Andrea Dovizioso will mehr Grip am Heck der Yamaha, Foto: LAT Images
Andrea Dovizioso will mehr Grip am Heck der Yamaha, Foto: LAT Images

Quartararo vs. Dovizioso: Mehr Grip oder Topspeed?

Der Franzose erläutert: "Wenn du die Yamaha-Fahrer fragst, dann sagen alle, dass sie mehr Grip wollen. Denn klar, wenn du mehr Grip hast, bist du schneller. Aber ich denke, dass ich mittlerweile viel Erfahrung mit diesem Motorrad habe. Es ist nicht der Grip, es ist der Topspeed!"

Das zeige das Beispiel Austin, dort habe Yamaha allein auf den beiden Geraden rund eine halbe Sekunde verloren. "Wenn du diese halbe Sekunde von unserer Rundenzeit abziehst, hätten wir um den Sieg gekämpft", verdeutlicht Quartararo. In Argentinien sei es dasselbe gewesen. "Sie [Yamaha] müssen aggressiver sein, es bedarf größerer Veränderungen. Aber es geht nicht um den Grip am Heck, es geht um die Motorleistung."

Grundsätzlich sei die Pace der Yamaha M1 schließlich konkurrenzfähig, findet der amtierende Weltmeister. Allerdings nur dann, wenn er alleine unterwegs sei und freie Fahrt habe, führt Quartararo aus. Sobald er im Verkehr feststecke, habe er keine Chance. "Ich habe keine Möglichkeit, andere Fahrer zu überholen. Ich muss eine Sekunde schneller sein als der Fahrer vor mir, sonst kann ich nichts machen."

Ausschlaggebend dafür sei der fehlende Topspeed: "Ich werde so leicht überholt und sobald das passiert, ist das Rennen für mich gelaufen", so das vernichtende Urteil Quartararo's. "Wir haben dieses Problem seit Jahren, sie müssen endlich eine Lösung finden!"