Kuriose Szene im 2. Freien Training der MotoGP in Portimao: Francesco Bagnaia stürzte nach wenigen Minuten in der zweiten Session des Tages und rutschte mit seiner Ducati in das Kiesbett von Turn 3. Nach seinem Crash griff Bagnaia in den Kies und transportierte eine ordentliche Ladung an Steinen zurück zur Ducati-Box.

Der Grund dafür waren Sicherheitsbedenken Bagnaias, die mehrere Fahrer teilen. Der Kies in Portimao ist deutlich gröber als auf anderen MotoGP-Rennstrecken, was für geringere Bremswirkung und somit höheres Verletzungsrisiko für die Fahrer und stärkere Beschädigungen an den Motorrädern führt. Bagnaia nahm den Kies quasi zur Beweissicherung mit.

"Im Verhältnis zu meinem Sturz war die Beschädigung am Motorrad viel zu stark", erklärte Bagnaia später. "Der Kies ist zu grob und nicht so weich wie üblich. Darüber müssen wir in der Safety-Commission sprechen, denn es ist eine Gefahr für uns Fahrer und auch für die Motorräder." Die Safety-Commission tagt traditionell am Freitagabend der Rennwochenenden. Die Fahrer können dort Sicherheitsanliegen mit den Verantwortlichen von MotoGP-Promoter Dorna und Motorradweltverband FIM besprechen.

Ähnliche Probleme sind aus Jerez und vom neuen Mandalika International Street Circuit bekannt, die Auslaufzonen in Portimao sind aber besonders problematisch. "Wir haben uns bereits im Vorjahr beschwert, als Martin gestürzt ist", verrät Bagnaia. Jorge Martin war damals im Training gestürzt und durch das Kiesbett geschlittert. Er brach sich den rechten Daumen, das linke Knie und den linken Schienbeinkopf. Martin musste drei Mal operiert werden.

Jorge Martin verletzte sich im Vorjahr schwer, Foto: LAT Images
Jorge Martin verletzte sich im Vorjahr schwer, Foto: LAT Images

"Normalerweise sinkst du im Kies ein", erklärt Bagnaia. "Hier rumpelst du nur so dahin." Eine Einschätzung, die Teamkollege Jack Miller teilt. Er sieht den Grund aber nicht nur im eigentlichen Kies, sondern auch in der Aufbereitung der Betten. "Als ich am Donnerstag mit dem Team um die Strecke gegangen bin, habe ich in Turn 8 einen kleinen Felsen rausgeholt. Aus den Kiesbetten wächst aber auch Gras raus. Das zeigt, dass sie nicht umgepflügt oder aufgelockert wurden. Dabei ist ja die Idee, so Hohlräume im Kies zu schaffen, die dann Stürze absorbieren können. Das passiert hier mit diesem Kies, der sich auch noch gesetzt hat, nicht. Wir haben heute gesehen, wie ein paar Jungs richtig rumgeschleudert wurden. Das ist wirklich nicht ideal."

Auch Aleix Espargaro, traditionell in Sicherheitsthemen sehr engagiert, sieht in Problem: "Es ist wirklich gefährlich, denn du kannst dich ordentlich verletzen, wenn du hier im Kies landest. Ich hoffe, dass sie das lösen können, aber es ist natürlich nicht einfach. Fakt ist: Die Steine sind zu groß und die Kiesbetten zu kompakt. Wir brauchen einen Standard für Kiesbetten, so wie es auch einen Standard für Kerbs gibt."