Die Superbike-WM steht vor der Saison 2024. Bereits an diesem Wochenende steht der Auftakt auf Phillip Island an. Motorsport-Magazin.com wirft einen Blick auf die wichtigsten Themen des Jahres: Ein eingebremster Champion, zwei gewechselte Stars, ein Geheimfavorit, ein prominentes Comeback und unsere zwei deutschsprachigen Starter im WSBK-Feld.
Neue Gewichtsregel: Topfavorit Alvaro Bautista eingebremst?
Mit 43 Rennsiegen in den letzten beiden Jahren war Ducati-Werkspilot Alvaro Bautista zuletzt der unbestrittene König der Superbike-WM. Auch für 2024 muss der zweifache Weltmeister als der Topfavorit gelten, doch wird die Sache für ihn erschwert. Eine neue Regel schreibt ein Mindestgewicht der Kombination aus Bike und Fahrer vor. Leichtere Piloten, wie der kleingewachsene Bautista, hätten zuvor klare Vorteile in Sachen Beschleunigung und Reifenverschleiß gehabt, so der Tenor im Superbike-Paddock.
Die neue Regel erlangte schnell den Spitznamen 'Lex Bautista'. Die einen sprechen davon, dass der Dominator ausgebremst werden sollte. Die anderen wiederum meinen, dass erst jetzt wirkliche Chancengleichheit besteht. Der Doppelweltmeister nimmt die Regel mit Fassung hin. Er heule nicht herum, so der Spanier. Eine erneute Dominanz wird wohl deutlich schwieriger zu erreichen sein. Zumindest in Winter-Testfahrten tat sich Bautista jedenfalls schwer, zudem hat er noch immer mit den Folgen einer Halswirbel-Verletzung aus dem Vorjahr zu kämpfen.
Titelrivale Nummer 1? Jonathan Rea erstmals auf Yamaha
2023 konnte die Yamaha YZF-R1 als einziges Motorrad im Feld einigermaßen gegen die Ducati Panigale V4 R bestehen. 2024 wird das Werksteam von einem Hochkaräter angeführt. Ähnlich wie Lewis Hamilton in der Formel 1 hat sich Rekordweltmeister Jonathan Rea zu einem überraschenden Schritt entschieden, und seine Heimat Kawasaki verlassen. Mit der Yamaha will er nun nach seinem nächsten Titel greifen.
Mit dem Nordiren sollte ganz vorne gerechnet werden, denn seine fahrerische Klasse ist weiterhin unbestritten. Konkurrenz könnte er dabei teamintern bekommen. Auch wenn er noch auf seinen ersten Sieg wartet, so hat sich Andrea Locatelli 2023 deutlich steigern können und fuhr einen starken vierten Rang in der WM-Gesamtwertung ein. Will er die WM angreifen, so muss Rea den Italiener im Griff haben.
Was geht für Torpak Razgatlioglu auf der BMW?
Bei BMW lief zuletzt überhaupt nichts zusammen. 2023 blieben die Bayern während der gesamten Saison ohne einen Podestplatz. Der letzte Sieg datiert auf die Saison 2021. Trotzdem ist es ihnen gelungen, sich einen der drei Top-Stars der Szene zu angeln. Toprak Razgatlioglu galt im Vorjahr für viele seiner Kollegen als der beste Fahrer im Feld. Der Weltmeister von 2021 ist vor allem als ein Phänomen auf der Bremse bekannt.
Obwohl die BMW M1000RR 2023 deutlich zurückhing, glaubt Razgatlioglu an den WM-Titel. Auch seine Konkurrenten warnten vor dem 27-Jährigen, der in der Vergangenheit immer wieder mit einem Wechsel in die MotoGP in Verbindung gebracht wurde. Ob er wirklich in den WM-Kampf eingreifen kann, muss hinterfragt werden. Dass BMW mit ihm aber wieder auf das Podium zurückkehren wird, sollte außer Frage stehen. Die Wintertests verliefen vielversprechend, Razgatlioglu sicherte sich in Australien zum Wochenstart die finale Bestzeit.
Profiteur der Gewichtsregel? Geheimfavorit Danilo Petrucci
Wenn es ein körperliches Spektrum der Superbike-Fahrer gäbe, dann wäre wohl Alvaro Bautista auf der einen und Danilo Petrucci auf der anderen Seite. Der zweifache MotoGP-Sieger gab 2023 offen zu, eigentlich zu schwer für den Rundstreckensport zu sein. Dennoch fuhr der 33-Jährige 2023 mit Gesamtrang 7 und drei Podestplätzen eine ordentliche Debütsaison.
In seinem zweiten Jahr könnte er nun der große Profiteur der Gewichtsregel sein. Erneut auf der Ducati des Spark Racing Teams sitzend hat 'Petrux' bereits seine Ambitionen klargemacht. Er will sich für den Platz im Werksteam empfehlen. Dort fährt 2024 neben Bautista sein jüngerer Landsmann Nicolo Bulega, der 2023 die Supersport-WM dominierte und nun in der Superbike debütiert.
Neuer Star im Paddock: Andrea Iannone mit Renncomeback nach Dopingsperre
Nach einem positiven Dogingtest Ende 2019 kam es für Ex-MotoGP-Star Andrea Iannone knüppeldick. Nach einer gescheiterten Berufung erhöhte die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA seine Sperre von 18 Monaten auf vier Jahre. Damit schien seine Karriere quasi vorbei gewesen zu sein.
Oder auch nicht, denn der mittlerweile 34-jährige Italiener will es nach den vier abgebüßten Jahren noch einmal wissen. Auf einer Ducati des Teams GoEleven gibt er sein Rennsportcomeback und sein Debüt in der Superbike-WM. Damit kann er als die große Wundertüte der Saison gelten. Vom reinen Talent her wäre er, noch dazu auf der Ducati, ein Kandidat für Spitzenplätze. Doch wie findet er sich nach so langer Pause wieder ein und wie steht es um seine körperliche Fitness? Die ersten Eindrücke bei den Testfahrten waren positiv. Iannone könnte für die ein oder andere Überraschung sorgen.
Man spricht Deutsch: Was geht für Aegerter und Öttl?
Und dann sind auch noch die beiden deutschsprachigen Piloten der Vorsaison wieder dabei. GRT-Yamaha-Pilot Dominique Aegerter wird an sein hervorragendes Saisonfinale 2023 anknüpfen wollen, als er in Jerez seine ersten Podestplätze holte. Mit einem Jahr Erfahrung auf der YZF-R1 und dem besten Privat-Team des letzten Jahres im Rücken könnte der Schweizer für einige Überraschungen sorgen und sich weitere Podestplätze sichern.
Schwieriger wird es vermutlich für Phillip Öttl. Der Bayer ist frisch von der Ducati auf die Privat-Yamaha des französischen GMT94-Teams gewechselt. Für ihn gilt es mit guten Punkteresultaten den Verbleib in der Superbike-WM zu sichern. Dass er sein bisher bestes Superbike-Resultat von Rang 5 in der Saison 2024 toppen kann, ist eher unwahrscheinlich.
Den vollständigen Kalender der Superbike-Saison 2024 findet ihr hier.
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