Repsol Honda und Marc Marquez waren bis vor wenigen Jahren noch das erfolgreichste Duo der MotoGP-Geschichte. Zwischen 2013 und 2019 holten sie gemeinsam sechs Fahrer-Weltmeisterschaften, sowie fünf Team- und sechs Konstrukteurs-WM-Titel. In Folge der Corona-Krise und der schweren Schulterverletzung von Marquez geriet die Honda Racing Corporation ab 2020 aber zunehmend ins Hintertreffen im MotoGP-Entwicklungsrennen und konnte den hohen Erwartungen nicht mehr gerecht werden.

In den letzten zwei Jahren konnte Honda nur ein MotoGP-Rennen gewinnen, selbst vereinzelte Podestplätze waren zuletzt nur noch durch das fahrerische Ausnahmetalent von Marc Marquez möglich. Vielmehr kämpften die vier HRC-Piloten zuletzt hauptsächlich mit Yamaha um die Rote Laterne der Königsklasse. Diese Entwicklung führte so weit, dass Superstar Marquez um die vorzeitige Vertragsauflösung bat und 2024 ins kleine Ducati-Kundenteam Gresini Racing wechselte. Eine schallende Ohrfeige für Honda, den einstigen Dominator und größten Motorradbauer der Welt. Gleichzeitig aber auch eine große Chance.

Denn durch den Abgang des alldominanten MotoGP-Superstars muss und kann sich Repsol Honda 2024 neu aufstellen. In Luca Marini wurde ein junger Fahrer mit Perspektive verpflichtet, es kam kein gestandener Toppilot mit hohen Ansprüchen als Marquez-Nachfolger. Das gibt Honda die Möglichkeit, das eigene MotoGP-Projekt ohne sofortigen Erfolgsdruck neu zu sortieren - zumindest auf dem Papier. Denn der öffentliche Druck auf dem HRC-Lager scheint sich ohne Marc Marquez zwar tatsächlich reduziert zu haben, die eigenen Ansprüche sind jedoch gleichgeblieben. Es muss also weiterhin geliefert werden, ein zweites 2023 ist nicht erlaubt.

"Auch wenn der mediale Fokus nicht mehr so stark auf uns liegt, hat sich unsere Arbeit nicht verändert. Wir sind weiterhin höchst engagiert. In unserer Box gibt es keinen medialen Fokus, da sind nur wir und wir arbeiten weiterhin mit voller Kraft, um unsere Ziele zu erreichen", beschrieb Ex-Weltmeister Joan Mir am Rande der Honda-Teampräsentation in Madrid. Teamanager Alberto Puig stimmte zu: "Es ist egal, welcher Fahrer in der Box sitzt. Du entwickelst ein Motorrad und dieses Motorrad darf nicht scheitern. Du kannst keine solchen Probleme haben, weil jemand dieses Motorrad fahren muss. Natürlich hat der Fahrer letztlich seinen Anteil daran, welches Resultat möglich ist, aber der interne Druck steigt oder fällt dadurch nicht."

Die Honda RC213V soll 2024 wieder siegfähig werden, Foto: LAT Images
Die Honda RC213V soll 2024 wieder siegfähig werden, Foto: LAT Images

Honda mit großen Ambitionen: Wollen 2024 wieder gewinnen!

Nach den positiven Eindrücken in Sepang scheint die Brust im Honda-Lager auch ohne Superstar Marc Marquez ohnehin bereits wieder ziemlich breit. Während sich Mir in Sachen Zielsetzung für 2024 noch zurückhielt, machte Teammanager Puig am Mittwoch die eigenen Ambitionen deutlich: "Uns sind einige große Verbesserungen gelungen. Wir haben noch viel Arbeit vor uns, aber wir kennen nun die Richtung. Wir wollen die Concessions maximal nutzen und uns mit dem klaren Ziel verbessern, bald wieder konkurrenzfähig zu sein. In den ersten Rennen wird uns das wahrscheinlich noch nicht gelingen, aber im zweiten Teil der Saison erwarte ich ein deutlich besseres Bike. Wir wollen wieder gewinnen!"

Repsol-Honda-Neuzugang Luca Marini stützt diese These, wenn auch etwas zurückhaltender: "Ich sehe eine gute Saison für uns. Natürlich werden die ersten Rennen schwierig, weil der Rückstand nicht so klein ist. Wir müssen also noch mehr machen. Aber wir haben die richtige Richtung gefunden und arbeiten sehr gut. Über die Saison hinweg können wir große Fortschritte erzielen und das Jahr dann im Bereich der bestmöglichen Platzierungen beenden. Ich hoffe, dass dann auch ein Sieg dabei ist."