Platz 21 im FP1, Platz 18 im Nachmittagstraining. 1,133 Sekunden Rückstand auf die Spitze. Der MotoGP-Freitag in Le Mans lieferte Joan Mir einmal mehr das bekannte Bild der bisherigen Saison 2024: Die Oberhand im Honda-internen Vierkampf behalten, ansonsten aber gnadenlos unterlegen. Auch auf dem legendären Bugatti Circuit in Frankreich geht es einmal mehr nur um die goldene Ananas. Da ein Ende dieser Leidenszeit weiterhin nicht in Sicht ist, kommt der MotoGP-Weltmeister von 2020 nun ins Grübeln: Will er im kommenden Jahr überhaupt noch bei Honda oder generell in der Königsklasse fahren?
Honda in der Krise: Verbesserungen nicht in Sicht
"Wenn wir das identische Motorrad wie zu Saisonbeginn haben, können wir keine anderen Resultate erwarten", bilanzierte Mir am Freitagabend zunächst angefressen. "Es ist offensichtlich, dass wir in einigen Bereichen leiden und dass wir uns jedes Mal über die gleichen Dinge beschweren. Wir wissen, wo wir verlieren. In Jerez haben wir verstanden, welchen Weg wir nehmen müssen. Jetzt müssen wir warten, bis unsere Leute etwas in dieser Richtung bringen und wir Veränderungen sehen. Ich weiß aber nicht, wie lange das dauern wird. Das ist die Realität."
Von der positiven Stimmung im Honda-Lager nach den Wintertestfahrten ist mittlerweile nichts mehr übriggeblieben. Entsprechend schwierig gestaltet sich momentan auch die Planung der kommenden Jahre. Die Japaner hätten gerne einen Topfahrer, werden diesen aber wohl nicht bekommen. Während Luca Marini schon einen gültigen Vertrag für die nächste Saison besitzt, ist die Zukunft von Mir dennoch weiterhin völlig offen. Dem Spanier gelang 2024 zwar die erhoffte Leistungssteigerung nach einer Katastrophensaison im Vorjahr, hat er doch jetzt schon knapp halb so viele Punkte gesammelt wie in der kompletten letzten Saison. Damit dürfte aus Honda-Sicht eigentlich wenig gegen eine Vertragsverlängerung sprechen, doch auf Seiten des Mallorquiners sieht das gänzlich anders aus.
"Ich weiß es nicht und meine das komplett ernst", antwortete Mir am Freitag auf die Frage, wie lange er noch bereit sei, auf eine sichtbare Verbesserung bei Honda zu warten. Anschließend ließ der 26-Jährige tief blicken: "Ich weiß nicht, wie lange mein Körper das überhaupt noch aushalten kann. Ich dachte schon einmal, dass ich es nicht mehr könnte, aber ich bin immer noch hier und denke, dass ich die bestmögliche Arbeit erledige. Ich versuche immer, vor den anderen zu sein und gute Rennen zu fahren. Aber für mehr braucht es dann einfach ein Wunder."
Joan Mir: 2023 schon einmal kurz vor dem MotoGP-Karriereende
Bei Suzuki noch zu den Toppiloten im MotoGP-Fahrerfeld gezählt, hat Mirs Karriere seit seinem Honda-Wechsel einen deutlichen Einbruch erlitten. Im Vorjahr ging das sogar so weit, dass er zwischenzeitlich gar mit einem vorzeitigen Karriereende liebäugelte. Zumindest das scheint derzeit aber kein Thema mehr zu sein. "Ich bin jetzt mit mir im Frieden", sagt er und erklärt: "Letztes Jahr ist mir die ganze Situation etwas zu Kopf gestiegen und ich habe nicht so gut performt, wie ich das gekonnt hätte. Dieses Jahr ist das Motorrad aber viel schlechter als letzte Saison und ich bin trotzdem schneller. Ich bin also in einer besseren Ausgangslage und fühle mich körperlich gesund und stark. Ich sehe, dass nicht mehr ich selbst meine Performance limitiere."
"Die Realität ist, dass alle, die in den vergangenen Jahren hierhergekommen sind, in einem schlechteren Zustand wieder gegangen sind. Das ist einfach so, das gilt auch für mich. Es gibt keinen Fahrer, der besser fährt als vor seiner Ankunft", lässt Mir anschließend kein gutes Haar an Arbeitgeber Honda. Dort war 2019 schon MotoGP-Legende Jorge Lorenzo gescheitert und auch die nachfolgenden Alex Marquez, Pol Espargaro und Alex Rins (LCR) - der sich im vergangenen Winter per Ausstiegsklausel nach nur einer Saison gleich wieder Yamaha verabschiedet hatte - konnten auf der RC213V nicht mehr an zuvor gezeigte Leistungen anknüpfen. Selbst Superstar Marc Marquez gestand zuletzt, dass er mental keine weitere Saison bei Honda überstanden hätte.
Joan Mir unschlüssig: Trackhouse Racing? Superbike-Wechsel?
"Du musst mit dieser Situation umgehen und versuchen, das Beste daraus zu machen. Das ist das Schwierige, denn ich weiß, welche Optionen ich haben werde. Das sind nicht diejenigen, die ich gerne hätte, aber ich habe welche", verrät Mir mit Blick auf seine eigene Zukunft. Ein Wechsel zu einem Topteam in der MotoGP scheint damit unrealistisch, passend dazu machten in den vergangenen Tagen auch Gerüchte über einen möglichen Wechsel zum Neuling Trackhouse Racing die Runde. Doch auch ein Abgang in Richtung der Superbike-Weltmeisterschaft scheint möglich. "Wir überlegen noch", sagt der Spanier diesbezüglich und ergänzt: "Ich bin überzeugt, dass es mit einem konkurrenzfähigen Bike nicht lange dauern würde, bis ich wieder an der Spitze dabei wäre."
Ob er ein solches in der MotoGP erhalten wird? Die Chancen stehen wohl nicht allzu gut. Daher seid ihr nun gefragt: Wo seht ihr Joan Mir im kommenden Jahr? Honda, Trackhouse, WorldSBK oder doch ganz wo anders? Sagt es uns in den Kommentaren!
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