Als Pedro Acosta am 28. November 2023 erstmals auf einem MotoGP-Motorrad Platz nahm, hätte wohl die gesamte Welt auf ihn geblickt, wäre da nicht zugleich das Gresini-Ducati-Debüt eines gewissen Marc Marquez gewesen. Denn der junge GasGas-Pilot gilt nicht zu Unrecht als spannendster MotoGP-Rookie seit dem Aufstieg des ehemaligen Honda-Superstars. Immerhin debütiert Acosta 2024 im zarten Alter von 19 Jahren bereits als zweifacher Weltmeister und jüngster Moto2-Champion der Geschichte in der Königsklasse.

Daher überraschte es auch wenig, dass Acosta im Valencia-Test direkt ordentlich mitmischte. Auf Platz 18 verlor er nach 70 Runden auf einem MotoGP-Bike schon nur noch 1,223 Sekunden auf den Tagesschnellsten Maverick Vinales. War das nicht schon beeindruckend genug, legte der 19-Jährige beim Shakedown-Test in der vergangenen Woche aber nochmal einen drauf: Am dritten und letzten Testtag sicherte er sich in 1:58.189 Minuten soeben die Testbestzeit - nur knapp sieben Zehntelsekunden hinter der Pole- und Rekordrunde von Francesco Bagnaia aus dem Malaysia-Qualifying 2023 und weniger als anderthalb Zehntel hinter der damals besten KTM-Zeit von Brad Binder.

Pedro Acosta beeindruckte in Sepang nicht nur mit spektakulären Bildern, Foto: LAT Images
Pedro Acosta beeindruckte in Sepang nicht nur mit spektakulären Bildern, Foto: LAT Images

Marc Marquez: Acosta wird an der Spitze mitfahren

Ob dies an Acosta selbst oder einfach einem großen Leistungssprung der KTM RC16 lag, wird sich natürlich erst im kommenden Sepang-Test (06. - 08. März) endgültig aufklären lassen. Zumindest für den Moment hat der GasGas-Rookie mit seiner Performance aber schonmal große Blicke auf sich gezogen. "Er ist schnell und das überrascht mich nicht. Wenn du aus der Moto2 hochkommst, hast du gewisse Anhaltspunkte in den Kurven und auch eine Dosis Unbekümmertheit, die es dir erlaubt, sehr schnell zu sein. Über die Zeit verlierst du diese Eigenschaften, gewinnst aber andere. Ich bin überzeugt, dass er in vielen Rennen an der Spitze kämpfen wird", offenbarte etwa MotoGP-Superstar Marc Marquez am Montag in Sepang.

Und auch Acostas Teamchef im GasGas-Tech3-Lager Herve Poncharal war voll des Lobes: "Ich habe mit jedem gesprochen. Nico Goyon, Fabiano Sterlacchini, seinen Mechanikern, seinem Manager Valera und Pedro selbst - Dieser junge Rookie, einfach unglaublich! Durch unsere Position in der Pierer Mobility Group und deren Engagement in Rookies Cup, Moto3 und Moto2 konnten wir schon einige Rookies in der MotoGP debütieren lassen. Alle Fahrer waren große Namen, weil sie alle Moto2-Welt- oder Vizemeister wurden. Aber du kannst sehen, dass er [Acosta, Anm.] ein anderes Kaliber ist! In gewisser Weise erinnert er mich an Miguel Oliveira. Ich sage nicht, dass sie gleich sind, aber sie spiegeln sich in einigen Punkten."

Miguel Oliveira konnte 2020 in Spielberg und Portimao die bislang einzigen MotoGP-Siege des französischen Rennstalls einfahren - wenn auch erst in dessen zweiten Saison in der Königsklasse und nicht im Rookiejahr 2019. Jener Heimsieg Oliveiras in Portugal Ende 2020 war zugleich auch der seither letzte Podestplatz des Rennstalls. Danilo Petrucci, Iker Lecuona, Remy Gardner, Raul und Augusto Fernandez sowie Pol Espargaro scheiterten zuletzt an einer Wiederholung. Ob Acosta Tech3 weitere Erfolge bescheren kann? "Wir freuen uns, dass er gute Leistungen bringen, aber wir sind uns bewusst, dass das für das erste Rennen nichts bedeuten muss", will Poncharal den Erwartungsdruck erstmal zügeln.

Miguel Oliveira bescherte Tech3 die bislang einzigen MotoGP-Siege, Foto: MotoGP.com
Miguel Oliveira bescherte Tech3 die bislang einzigen MotoGP-Siege, Foto: MotoGP.com

Dennoch kann er kaum aufhören, von seinem neuen Schützling zu schwärmen: "Was ich an Pedro mag: Er ist eine sehr intelligente Person. Er ist übermäßig reif für sein Alter, das unterscheidet ihn von den anderen Rookies, die wir hatten. Seine Herangehensweise ist sehr bescheiden, trotz seiner unglaublichen Liste an Erfolgen. Du siehst, durch die Art und Weise wie er mit seinen Mechanikern spricht, dass er ein guter Mensch ist. Nicht jeder verhält sich so. Und das Wichtigste ist, dass er ein Team kreieren will. Er will jeden kennen und mit jedem ein enges Verhältnis pflegen. Auch die großen Champions wie Roosi, Doohan und Marquez hatten ihre eingeschworenen Teams. Das mag wie ein kleines Detail erscheinen, ich finde das aber sehr wichtig."

Pedro Acosta stapelt tief: Wahres Niveau erst in Portimao ersichtlich

Acosta selbst war am Montag vor dem Sepang-Test derweil um Erwartungs-Management bemüht. "In der Moto2 habe ich gelernt, dass Erwartungen heikel sind. In meinem ersten Jahr dort hat jeder Erwartungen gehabt - und sogar ich habe sie dann geglaubt. Aber sie waren zu der Zeit unrealistisch", reflektiert der junge Spanier. 2022 startete der amtierende Moto3-Weltmeister als einer der Topfavoriten auf den Moto2-Titel in seine Rookiesaison in der mittleren Klasse. Letztlich zahlte Acosta speziell in den ersten Rennen des Jahres aber viel Lehrgeld und konnte nie ernsthaft um den WM-Titel mitreden.

Pedro Acostas Rookiejahr in der Moto2 verlief 2022 nicht ganz nach Plan, Foto: LAT Images
Pedro Acostas Rookiejahr in der Moto2 verlief 2022 nicht ganz nach Plan, Foto: LAT Images

Diesen Fehler will der GasGas-Rookie 2024 auf keinen Fall wiederholen. "Dieses Mal lasse ich es ruhig angehen und bleibe mit den Füßen auf dem Boden", kündigt er an und ergänzt: "Nicht einmal ein gutes Ergebnis beim ersten Rennen in Katar würde Rückschlüsse zulassen. Denn zwischen dem Test und dem Rennen werden wir fünf Tage lang auf dieser Strecke trainiert haben. Mein wirkliches Niveau in der MotoGP werden wir also erst in Portimao sehen."