In der MotoGP geht es einmal mehr drunter und drüber. Nachdem das RNF-Team rausgeworfen wurde, haben die Besitzer mit rechtlichen Schritten gedroht. Es ist wieder einmal ein Beispiel dafür, wie wenig reguliert die Königklasse auf zwei Rädern ist. Oft herrscht Chaos in fast allen Bereichen. Das sportliche Reglement wurde mit der Einführung der Sprints ohne Absprache mit Fahrern und Teams seiner größten Änderung der Geschichte unterzogen. Die Stewards sind unter Dauerbeschuss der Fahrer und zeigen keine klare Linie. Auch auf kommerzieller Seite herrscht Unordnung. Wie viele Grand Prix wurden groß angekündigt, nur um dann nie stattzufinden? Die Liste an Kontroversen ist lang.
Rivola: MotoGP braucht Concorde Agreement
Aber zurück zu RNF. Zumindest auf Seiten der Beziehung der Teams zur MotoGP gibt es einen naheliegenden Lösungsvorschlag. Diesen bringt wohl nicht ganz zufällig Aprilia -Boss Massimo Rivola ins Spiel. "Wir brauchen ein Concorde Agreement", fordert der Italiener. Kein Wunder, kennt er doch als ehemaliger Mitarbeiter Ferraris dessen Wirkung in der Formel 1. Das Concorde Agreement - benannt nach dem Place de la Concorde in Paris, an dem die FIA sitzt - ist so etwas wie die große Geschäftsvereinbarung zwischen der Formel 1 und ihren 10 Teams. Das erste dieser Abkommen wurde bereits 1981 abgeschlossen. Das aktuelle stammt von 2020 und läuft noch bis 2025.
Wenig überraschend gab es ein solches Abkommen in der MotoGP noch nie. Für die geschäftlichen Belange sind offiziell die FIM und die Dorna zuständig. Effektiv heißt das: Die Dorna ist Alleinherrscher über den Sport. Als KTM mit einem dritten Team - Ajo wäre aufgestiegen - starten wollte, entschied die Dorna, dass der durch den Suzuki-Ausstieg freigewordene Platz für einen neuen Hersteller reserviert ist und nicht von KTM genutzt werden darf. Rivola stellt daher fest: "Wenn Carmelo [Ezepelta] es [das dritte KTM-Team, Anm. d. Red.] in der MotoGP haben wollte, dann wäre es schon hier." Die Teams und Hersteller sind dem Gutdünken des Rechteinhabers ausgesetzt. Das 'Shapeshifter'-System an der Front der Ducati wurde 2023 bspw. einfach verboten, obwohl es regelkonform war. Die Regeln machen die Ezpeletas.
Vertragssicherheit in der MotoGP dringend nötig
Doch ginge es in einem solchen Abkommen um noch viel mehr Absicherung, als einfach nur zu regeln, wer überhaupt mitfahren darf und welche Voraussetzungen dafür gelten. Es müsste bspw. auch Sicherheiten für den Umgang mit Sponsoren geben. Der Fall von CryptoData bei RNF ist ein erneutes Negativbeispiel. VR46-Teamchef 'Uccio' Salucci verriet, dass sein Team sich extra gegen die Möglichkeit, sich als unseriös herausstellender, Partner absichert: "Um uns zu schützen, haben wir für solche Fälle eine Versicherung abgeschlossen. Wir zahlen mehr als 100.000 Euro im Jahr, aber manchmal ist dieses Geld gut angelegt, selbst wenn unsere Partner Namen tragen, die man eigentlich nicht vorstellen muss."
Doch auch umgekehrt sollte es Sicherheit für Sponsoren geben. Ein gutes Beispiel ist der Fahrermarkt des Jahres 2023. Marc Marquez hat seinen Vertrag mit Honda aufgelöst und damit eine Kettenreaktion von Wechseln ausgelöst. Während die Sponsoren von Gresini sich vermutlich die Hände reiben, werden die Sponsoren von Repsol Honda nun nicht mehr durch die Präsenz des Superstars profitieren. Längerfristige Planungssicherheit hatten sie für ihr Investment also nicht. Stets nur Einjahresverträge abzuschließen, kann aber sicherlich auch keine Lösung sein. Bedarf für ein Concorde Agreement der MotoGP gibt es also an allen Ecken und Enden, von denen hier bei weiten nicht alle aufgezählt wurden. Ob Rivola mit seiner Forderung auf offene Ohren trifft, darf aber bezweifelt werden.
diese MotoGP Nachricht