Unter normalen Bedingungen hätte sich MotoGP-Superstar Marc Marquez beim Japan Grand Prix wohl erneut mit einem Platz am unteren Ende der Top 10 zufriedengeben müssen. Ein Wolkenbruch pünktlich zum Rennstart sorgte in Motegi jedoch für ein chaotisches Regenrennen, indem der achtfache Weltmeister seine ganze Klasse aufzeigen konnte. Mit Platz drei kehrte er erstmals seit dem Australien-GP 2022 auf das MotoGP-Podium zurück.
"Das war ein wichtiges Podest, wir haben die ganze Saison darauf gewartet. Es dauerte lange, dann aber immerhin beim Heimrennen von Honda", jubelte Marquez am Sonntagnachmittag in der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz. Der Honda-Pilot weiß genau, wie er sich das überraschende Top-Drei-Resultat zu erklären hat: "Wir konnten heute Profit vom Wetter schlagen."
Bereits in der Startaufstellung waren in Motegi vereinzelte Tropfen vom Himmel gefallen, nach Rennstart wurde der Niederschlag immer stärker. Noch auf Slicks gestartet kamen fast alle Piloten, u.a. auch Marquez, am Ende der ersten Runde an die Box, um auf das Ersatzbike und Regenreifen zu wechseln. "Ich habe dann versucht, dass Rennen bestmöglich zu managen", sagt der Spanier. "Ich wusste, dass es ein langes Rennen werden würde. Anfangs hatte ich zu kämpfen, dann habe ich meine Reifen geschont und angefangen zu attackieren, als der Regen richtig stark wurde. Da wurde ich schneller und schneller."
Nach den Boxenstopps lag Marquez hinter Jorge Martin und Aleix Espargaro eigentlich auf einem bereinigten dritten Rang, verlor dann aber an Boden. Schnell musste er auch Francesco Bagnaia, Marco Bezzecchi und Miguel Oliveira passieren lassen. Erst wenige Runden vor dem Abbruch kam der Honda-Pilot immer besser in Fahrt: Schnell schnappte er sich Espargaro und Oliveira, im 12. Umlauf dann auch Platz drei von Bezzecchi. In großen Schritten holte er dann auf das Führungsduo auf, musste in Runde 13 aber selbst erkennen, dass die Bedingungen zu gefährlich geworden waren. Marquez hob als einer der ersten Piloten auf Start-Ziel den Arm, um die Rennleitung zur Unterbrechung aufzufordern.
Marc Marquez: Großes Lob für Jorge Martin und Pecco Bagnaia
Somit reichte es also nicht zum potenziell ersten MotoGP-Sieg seit dem zweiten Misano-Rennen im Jahr 2021. Trotzdem zeigte sich Marquez nicht enttäuscht, vielmehr lobte er seine Kontrahenten in höchsten Tönen: "Sie sind ein gigantisches Rennen gefahren. Es ist nicht leicht, so viel Risiko einzugehen, wenn du um die WM kämpfst. Ich weiß, wie schwer das ist. Ich habe großen Respekt vor ihnen, sie haben sich einen tollen Zweikampf geliefert."
Dank des dritten Platzes gelang Marquez in Motegi sein bislang bestes MotoGP-Wochenende im Jahr 2023. Kombiniert mit den Resultaten des Indien-GP vergangener Woche erzielte er mehr als die Hälfte seiner gesamten WM-Punkte der bisherigen Saison in den letzten beiden Events (34 von 64 Punkten). Darf man bei Honda also auch in den kommenden Rennen auf gute Resultate hoffen? "Nein", stellt Marquez klipp und klar fest. "Ich würde gerne 'Ja' sagen, aber Indien und hier - das waren Stop-and-Go-Kurse, da kann ich Risiken auf der Bremse eingehen. In Indonesien wird es wieder mehr auf den Grip ankommen und da verlieren wir viel Zeit. Du kannst nichts machen. Ich werde mein Bestes geben, aber es wird sehr schwer."
Marc Marquez: "Romantisches" Podium zum Honda-Abschied?
Dementsprechend fand der achtfache Weltmeister auch klare Worte, dass dieses Podium in Japan keinen Einfluss mehr auf seine Zukunftsentscheidung haben wird. "Es geht nicht um das heutige Podest, um das Indien-Ergebnis, Misano oder Barcelona. Ich bin clever, ich weiß was passieren muss, egal auf welche Art und Weise", berichtet er und ergänzt: "Aber das heutige Podium ist romantisch, wirklich schön."
Worte, die sich stark nach Abschied anhören. Und das sieht zumindest auch Bagnaia so. Der Ducati-Pilot ergänzte Marquez' Aussagen auf der Pressekonferenz vielsagend: "Bye, bye Honda."
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