In der MotoGP gibt es kaum eine gefährlichere Situation, als wenn Fahrer und Bikes nach einem Unfall auf der Stecke liegen bleiben. Genau ein solches Horrorszenario ereignete sich in Runde 6 des Frankreich Grand Prix in Le Mans. Luca Marini befand sich im Zweikampf mit seinem Teamkollegen Marco Bezzecchi, dem späteren Sieger des Rennens. Hinter den beiden VR46-Piloten lauerte Alex Marquez auf seine Chance. Dann knallte es in der ersten Schikane des Bugatti Circuit.

Marini erinnerte sich, was passiert war: "Ich kam in Kurve 4 zu stark auf den Kerb und verlor die Front. Ich war in der Lage sitzen zu bleiben, das war einer der bestens Saves in meiner Karriere. In dem Moment war ich glücklich und begann wieder zu beschleunigen, aber dann fuhr Alex Marquez auf mich auf. Es war schwer für ihn, den Aufprall zu vermeiden. Er wollte Zeit und Positionen gutmachen, das machte es schwierig. Es war einfach ein Rennunfall und schwer für den nachfahrenden Fahrer. Bezzecchi hat sehr gut reagiert, Marquez hat mich vermutlich nicht sehen können." Der Unfallgegner bestätigte Marinis Vermutung: "Marco konnte noch knapp ausweichen, aber ich war dahinter und habe nichts gesehen. Als Marco auswich, war Luca in der Mitte der Strecke vor mir, da konnte ich den Unfall nicht mehr vermeiden."

Marquez dankt nachfolgenden Fahrern für Ausweichmanöver

Marquez fuhr mit voller Wucht auf Marini auf, beide wurden von ihren Bikes geschleudert und blieben, wie die beiden Maschinen, auf der Strecke liegen. Besonders brenzlig war dies für Gresini-Pilot Marquez, der auf der Ideallinie liegen blieb: "Ich versuchte mich wegzubewegen, aber ich rutschte aus. Es war schwierig aufzustehen. Ich war wie eine Katze, die weglaufen will. Zum Glück haben es alle gut gemacht und sind mir ausgewichen. Ich muss allen Fahrern danken, dass sie auf der Innenseite vorbeigefahren sind."

Die folgenden Fahrer bestätigten, welches Glück die beiden hatten. Der spätere zweitplatzierte Jorge Martin war zu diesem Zeitpunkt noch hinter Marquez: "Bei meiner Aufholjagd passierte das Chaos und ich musste dem Unfall ausweichen. Ich hatte sehr viel Glück. Alex war vor mir, daher konnte ich nichts sehen. Ich hatte Glück, dass ich Luca nicht getroffen habe." Auch sein Pramac-Teamkollege Johann Zarco berichtete vom Schreckmoment: "Als Marini stürzte, konnte Alex nicht mehr ausweichen. Die Jungs dahinter mussten dann ihm ausweichen. Das war eine heikle Situation."

Die folgenden Fahrer konnten gerade so ausweichen, Foto: LAT Images
Die folgenden Fahrer konnten gerade so ausweichen, Foto: LAT Images

Desaster abgewendet: Marini nur mit leichten Schmerzen, Marquez ärgert Pechsträhne

Bezzechi erklärte, wie er der Kollision entkommen war: "Ich war hinter Luca und stark in Sektor eins. Ich versuchte ihn zu überholen, aber er verteidigte auf der Bremse. In der Schikane hat er die Front verloren. Zum Glück sah ich, dass er über den Kerb ging und wechselte die Seite. Ich dachte nicht, dass das zu einem so schweren Sturz führen würde. Das war ein ekliger Unfall, es ist traurig das zu sehen. Ich hatte Glück, ihm ausweichen zu können. Das hätte ein Desaster werden können."

Luca Marinis Ducati blieb auf der Strecke liegen, Foto: LAT Images
Luca Marinis Ducati blieb auf der Strecke liegen, Foto: LAT Images

Am Ende kamen die Beteiligten alle glimpflich davon. Marini berichtete erleichtert: "Ich habe nur Schmerzen in den Daumen, da ich auf den Lenker gedrückt wurde und dann mit den Händen hart auf den Boden aufschlug. Die Röntgenbilder zeigen keine Brüche. Vielleicht lasse ich mich zuhause noch einmal untersuchen. Zum Glück gibt es jetzt 3 Wochen Pause, das wird wichtig." Alex Marquez hingegen ärgerte sich über seine unglücklichen letzten Wochen: "Wir haben einfach Pech. Der Sturz in Austin, die Berührung gestern, wir müssen in den nächsten Rennen für eine Wende sorgen." Die Rennleitung kündigte an, den Vorfall nach dem Rennen zu untersuchen. Von den beteiligten Fahrern hatte keine eine Strafe gefordert.