Knapp zwei Jahre musste Jorge Martin warten, am Samstag war es dann endlich wieder soweit: Im Sprint von Le Mans darf der Pramac-Pilot erstmals seit dem Steiermark Grand Prix 2021 wieder einen MotoGP-Sieg bejubeln. In dominanter Art und Weise setzt er sich auf dem ruhmreichen Bugatti Circuit von Startplatz fünf aus gegen die versammelte Konkurrenz durch. Der Spanier gibt zu: Ihm ist bei Zieldurchfahrt ein großer Stein vom Herzen gefallen.

"Es fühlte sich so an, als habe etwas in meinem Kopf geklickt. Es ist viel Zeit vergangen, seitdem ich zum letzten Mal gewonnen hatte", beschreibt Martin die finalen Momente des MotoGP-Sprints von Le Mans. Immer wieder hatte der hochtalentierte Spanier eine siegeswürdige Pace angedeutet, das belegen allein sieben Pole Positions seit jenem Rennen auf dem Red Bull Ring im August 2021. Aus unterschiedlichsten Gründen klappte es jedoch nie. "Ich hatte dieses Ding in meinen Kopf, das es mir nicht erlaubt hat, mein volles Potenzial auf die Strecke zu bringen", verrät der Pramac-Pilot.

Wieso platzte nun ausgerechnet in Le Mans der Knoten? "Ich hatte gar nicht erwartet, heute um den Sieg zu kämpfen", gesteht Martin. "Ich habe mich das gesamte Wochenende über nicht wirklich gut gefühlt, erst mit diesem wärmeren Temperaturen wurde es besser." Der Sprint am Samstagnachmittag fand unter 21 Grad Luft- und 38 Grad Asphalttemperatur statt, damit war es deutlich heißer als in allen anderen MotoGP-Sessions zuvor. Die Trainings hatte Martin auf den Plätzen 16, 4 und 7 beendet, im Qualifying erreichte er P5. Auf die Pole-Runde von Markenkollege Francesco Bagnaia verlor er mit 0,318 Sekunden, für ihn untypisch, viel Zeit.

Nach langer Zeit ohne Sieg: Martin verneint mentale Blockade

Als Schlüssel zum Sprintsieg sieht der Pramac-Pilot seinen ausgezeichneten Start, der ihn auf Platz zwei nach vorne spülte. Dabei hatte er unter anderem Jack Miller in Turn 3 mit einem fantastischen Manöver auf der Außenbahn überholt. Somit lag einzig Bagnaia noch vor Martin: "Ich dachte, er würde seinen Reifen managen, aber ich konnte ungewöhnlich nah an ihn heranfahren. Das ist normalerweise viel schwerer. Da habe ich gemerkt, dass er Probleme hat und habe attackiert."

In der vierten Runde bremste sich der Mallorquiner auf der Innenbahn in Turn 3 an Bagnaia vorbei und ließ in der Folge den Hammer fallen. Binnen weniger Runden distanzierte er sich auf mehr als zwei Sekunden vom restlichen Feld. Anschließend kontrollierte Martin das Geschehen von der Front: "Ich habe lange gepusht, aber in der Schlussphase konnte ich das Rennen dann auch genießen, als ich zwei Sekunden Vorsprung hatte."

Jorge Martin dominierte den Sprint von Le Mans, Foto: LAT Images
Jorge Martin dominierte den Sprint von Le Mans, Foto: LAT Images

Von einer mentalen Blockade wollte Martin auf Nachfrage im Rahmen der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz nichts wissen: "Es ist keine Blockade, auch wenn das passieren kann, wenn du so lange ohne Rennsieg bleibst. Nach einem Sieg geht alles einfach viel leichter. Du hast dein Selbstvertrauen und die Motivation zurück. An diesem Punkt fühle ich mich gerade." Ob der 'Martinator' am Sonntag gleich den nächsten Triumph nachlegen kann? "Es wird schwierig, das morgen zu wiederholen. Ich werde versuchen, zu gewinnen, aber es wäre wichtiger, auf dem Podium zu sein und Punkte für die WM zu sammeln."