Diesen Samstag in Jerez wird Aleix Espargaro wohl so schnell nicht vergessen. Der Aprilia-Pilot erlebte eine kuriose Achterbahnfahrt der Gefühle. In der Bilanz stehen am Ende Null Punkte nach Sturz im Sprint, aber auch die Pole-Position für das Rennen am Sonntag. Diese nüchterne Betrachtungsweise wird dem Ganzen aber nicht ganz gerecht. Wir lassen den Tag des Katalanen noch einmal Revue passieren.

Los ging es für Aleix Espargaro im freien Training mit einem Schock- und Déjà-vu-Moment: Eine Katze war auf die Strecke gelaufen und der 33-Jährige verfehlte das verirrte Tier nur knapp. Schon auf Phillip Island im Vorjahr hatte Espargaro eine Beinahe-Kollision mit einem tierischen Streckenbesucher, damals war es ein Känguru gewesen. Während hier also der Unfall vermieden werden konnte, stürzte Espargaro kurz darauf ohne Einwirkung von außen und war danach sichtlich aufgebracht gegenüber den Marshalls. Der Grund: Das Qualifying folgte zugleich und er hatte dafür nur noch ein Bike übrig. Das Sturz-Bike wollte er also so schnell wie möglich in die Box zurückbringen.

Espargaro befürchtete Debakel wie in Argentinien

Dort angekommen folgte im Qualifying das nächste Déjà-vu für Espargaro, der einen katastrophalen Tag befürchtete: "Als ich sah, dass es regnet, fürchtete ich ein Ergebnis wie in Argentinien. Ich sagte zu mir: Nicht schon wieder!" Beim zweiten Saisonrennen in Termas de Rio Hondo fuhren die Aprilias im Trockenen Bestzeiten, dann wusch sie der Regen ins Nirgendwo der Zeitentabelle. Zur Überraschung Espargaros blieb ein Debakel diesmal aber aus. Ganz im Gegenteil, auch mit nur einem Bike brillierte der ältere der Espargaro-Brüder: "Die Rundenzeiten waren richtig gut. Ich konnte eine gute Runde hinlegen und habe auch die Katze nicht getötet [lacht, Anm. d. Red.]. Das war ein guter Start in den Tag." Die Fans feierten den Lokalmatadoren für seine Pole-Position ausgiebig.

Die Hoffnungen für den Sprint am Nachmittag waren groß, doch das dritte Déjà-vu folgte zugleich: Ein schlechter Start. Die Aprilias übten nicht umsonst die Startprozedur am Boxenausgang in jedem der Trainings. Geholfen hat dies vorerst aber nicht. Nach den ersten Metern waren die Chancen von Espargaro dahin: "Das war sehr schwer, denn du brauchst einen perfekten Start, um in Front zu sein. Das Überholen ist sehr schwierig. Mein Bike war fantastisch, aber es beherrscht das Stop-and-Go nicht so wie die KTM. Das brauchst du aber für den Sprint, um zu überholen. Ich kann nicht so spät wie sie bremsen. Als ich mich zurückkämpfen wollte, bin ich gestürzt."

Espargaro gibt zu: Aprilia sucht noch nach Sprint-Erfolgsrezept

Dabei hatte der Aprilia-Kapitän nicht einmal das Gefühl, dass er vor heimischen Publikum übermütig über das Limit hinaus gegangen wäre: "Die Launch-Control der KTM ist unglaublich. Ich konnte sie nicht aufhalten. Ich habe danach nichts Verrücktes versucht, aber trotzdem die Front verloren. Das war ein merkwürdiger Sturz." Er machte die hohen Temperaturen in Jerez dafür verantwortlich: "Bei Asphalttemperaturen von 50 Grad kann schon ein kleiner Fehler zum Sturz führen."

Gleichzeitig musste Espargaro aber auch zugeben, dass andere im neuen Sprint-Format einfach bessere Leistungen zeigen. Sein Team muss am Samstag zulegen: "Das Sprint-Rennen ist komplett anders, du musst auf andere Art und Weise fahren. Es macht keinen Unterschied, ob es mir nun gefällt oder nicht, aber wir bei Aprilia müssen uns daran besser anpassen." Doch vor dem nächsten Sprint gibt es nun erstmal den Grand Prix am Sonntag, bei dem der Spanier wieder auf Pole-Position stehen wird. Was er sich dafür wünscht, überrascht kaum: "Ich hoffe morgen auf einen besseren Start." Ein besserer Start ist sicher möglich, aber einen ereignisreicheren Tag wird er kaum erleben können