Katastrophaler Freitag für Yamaha in Jerez. Auf einer Strecke, die der M1 eigentlich liegen sollte, verpassen Fabio Quartararo und Franco Morbidelli das Q2 mit den Plätzen 16 und 17 überdeutlich. Der MotoGP-Weltmeister von 2021 wirkt hilflos und niedergeschlagen: "Es ist schwer, zu benennen, was falsch gelaufen ist. Eigentlich alles. Das Gefühl auf dem Bike am Kurveneingang, da weiß ich nicht einmal, ob ich sitzenbleibe. Ich war die ganze Zeit am Limit."

Auch der Versuch einer Chaosrunde misslang dem Franzosen: "In der letzten Runde dachte ich mir: Es ist mir egal, was passiert. Dann habe ich die Front in Kurve 7 verloren und ging weit." Quartararo hatte am Vormittag noch auf eine schnelle Runde verzichtet. Einige Piloten taten sich in der Nachmittagshitze dann schwer, ihre Zeiten weiter zu verbessern. Der Yamaha-Star sah in seiner Herangehensweise aber keinen großen Fehler: "Fast alle haben sich am Nachmittag verbessert. Ich glaube nicht, dass das [eine schnelle Runde am Vormittag, Anm. d. Red.] etwas an unseren momentanen Problemen geändert hätte."

Quartararo konnte sein Problem zwar doch noch artikulieren, aber wo es herkommt, ist ein Rätsel: "Das Problem ist, dass ich nicht weiß, warum wir so langsam sind. Das Bike ist sehr aggressiv und wir können nicht einlenken. Es ist sehr schwierig." Der 23-Jährige schreibt ein Erfolgserlebnis in Spanien ab: "Selbst die (Renn-)Pace ist schlecht. Wenn du auf eine Runde schlecht bist, aber sonst eine gute Pace hast, kannst du noch etwas herausholen. Mit neuen Reifen war ich langsamer als viele meiner Konkurrenten. Momentan ist ein Resultat wie letztes Jahr [zweiter Platz, Anm. d. Red.] unmöglich." Auch Teamkollege Franco Morbidelli bestätigte die Eindrücke Quartararos: "Mit frischen Reifen leiden wir. Da besteht definitiv ein Problem. Bei hohen Temperaturen ist es noch schlimmer. Es ist hart."

Yamaha-Formkurve geht seit Jahren nach unten

Dem Yamaha-Duo ging es bei ihren Ausführungen aber nicht nur um den schlechten Eindruck des Freitags. Die gesamte Entwicklung bei Yamaha macht ihnen große Sorgen. Quartararo sieht klare Rückschritte: "Jedes Jahr verlieren wir mehr Stärken aus der Vergangenheit. Das Einlenken und die Kurvengeschwindigkeit waren vor vier Jahren besser, da gab es mehr Stabilität. Das haben wir verloren." Morbidelli konnte die Rückentwicklung nur bestätigen: "Das Bike ist viel schwieriger zu fahren. Manche glauben vielleicht, ich bin zu blöd dafür oder meine Knieverletzung hat mein Fahren verändert, aber nein. Das Paket ist einfach komplett anders, als ich es von früher gewohnt war."

Franco Morbidelli kämpft ebenfalls mit der Yamaha, Foto: LAT Images
Franco Morbidelli kämpft ebenfalls mit der Yamaha, Foto: LAT Images

Quartararo kennt seit seiner Ankunft in der MotoGP im Jahre 2019 nur die Yamaha. Im letzten Jahr verlängerte er seinen Vertrag im Werksteam der Japaner bis 2024. Sein Gesamteindruck dieser Zeit ist vernichtend: "Es ist jetzt mein fünftes Jahr in der MotoGP [mit Yamaha, Anm. d. Red.] und ich habe noch nie einen großen Schritt nach vorne erlebt. Wir fahren viele Runden und jedes Jahr werde ich immer langsamer und wir wissen nicht warum. Da kommt die Frustration her."

Dem Franzosen blieben nach dem trostlosen Freitagsergebnis nur mehr Durchhalteparolen: "Am Morgen lief es noch ein bisschen besser, aber wir müssen in dieser Nacht verstehen lernen, warum wir so große Probleme haben. Wir werden uns genau ansehen, wo wir Zeit verlieren. Hoffentlich finden wir eine Lösung. Sicherlich kann ich auch an meinem Fahrstil einige Dinge anpassen, um wenigstens etwas besser zu sein." Die Qualifikation für Q2 wird eine Herkulesaufgabe. Mit Weltmeister Francesco Bagnaia und WM-Leader Marco Bezzecchi hat es der Franzose in Q1 mit zwei absoluten Hochkarätern zu tun.