Nach den Testfahrten wirkte es so, als sei Aprilia der einzige wirkliche Herausforderer von MotoGP-Branchenprimus Ducati in der Saison 2023. Der Start ins neue Jahr verlief aber bisher enttäuschend. Nur beim zweiten Platz von Maverick Vinales beim Auftakt in Portimao war das Team unter den ersten drei zu finden. Dennoch hat das Team Potential. Die Plätze 1 und 2 für Aleix Espargaro und Maverick Vinales beim Training am Freitag in Jerez zeigten dies erneut auf.

"Wir haben sicher mehr zu bieten, der Speed ist gut. Wir müssen ein paar Dinge verbessern, das können wir hier in Jerez lösen. Es ist einfacher dank des Tests [am Montag, Anm. d. Red.], sonst ist der Zeitplan zu eng dafür. Unser Potential ist sehr groß", betonte der 28-Jährige seine Zuversicht. Selbst auf Strecken, die früher nicht vielversprechend waren, ist das Team mittlerweile konkurrenzfähig: "Austin ist auf dem Papier eigentlich nicht unsere beste Strecke und dennoch war ich so schnell wie die Jungs an der Spitze." Vinales wurde dort guter Vierter.

Doch das Dauerproblem bei Aprilia verhinderte sogar noch mehr: "Es hätte noch besser sein können. Ich habe bei den Starts verloren, sonst hätte ich das Podest erreichen können." Es war bei weitem nicht das erste Mal, dass die Aprilias nach dem Erlöschen der Ampel zurückfielen. Auch Teamkollege Aleix Espargaro verlor 2023 bereits einige Positionen am Start. Vinales macht aus der Schwäche keinen Hehl, aber in Noale wird daran gearbeitet: "Wir müssen den Druckpunkt der Kupplung anpassen. Daran arbeiten wir. Es ist offensichtlich, dass wir da nicht der beste Hersteller sind."

Bonora: Verbesserung der Starts Frage für Fahrer und Team

In den Trainings sorgte Vinales deswegen für Betrieb am Ausgang der Boxengasse. Neben üblichen Probestarts nach Ablauf der Zeit, opferte der Spanier einiges an regulärer Trainingszeit, um Extraschichten an Startübungen einzulegen. Dennoch erreichte er mit Rang 2 direkt das Q2. Aprilias Team-Manager Paolo Bonora erklärte das Vorgehen: "Bei jeder Ausfahrt machen wir einen Probestart mit ihm, denn es ist nötig, das richtige Gefühl für die Kupplung zu finden. Wir probieren verschiedene Einstellungen der Kupplung und unterschiedliche Drehzahlen. Wir möchten ihm das bestmögliche Vertrauen für das Rennen mitgeben."

Für den Italiener sind sowohl Team als auch Fahrer verantwortlich, die Starts zu verbessern: "Es ist 50 zu 50. Es geht um unser Startsystem, das müssen wir sicherlich vereinfachen. Aber auch er muss sich an den Druckpunkt gewöhnen und bei jedem Start konstant den genau gleichen Bewegungsablauf am Hebel haben, damit die Kupplung bestmöglich arbeiten kann." Es ist anzunehmen, dass Aprilia auch beim Test am Montag das Thema Starts weit oben auf der Liste hat.

Nicht nur Starts, auch problemfreies Qualifying fehlt Aprilia noch

"Wenn wir alles zusammenbekommen, können wir um Siege kämpfen", ist Vinales überzeugt. Dabei gab es aber neben den Starts noch ein weiteres Problem, doch dieses hatte mehr mit Pech zu tun: "Wir brauchen auch noch eine perfekte Runde im Qualifying. In Portimao hatte ich ein Problem. In Argentinien haben wir die falschen Reifen gewählt und in Austin gab es Gelbe Flaggen. Der Speed ist da, aber wir müssen es zusammenbringen. Wir müssen pushen und unseren Speed zeigen, denn er ist da."

Doch das gute Qualifying nützt nichts, wenn es danach wieder durch einen schlechten Start zunichte gemacht wird. Die Saison könnte sich so für Aprilia in eine der vertanen Chancen entwickeln. Vinales will sich lieber an dem bisher positivsten Erlebnis der Saison aufrichten: "In Portimao haben wir gesehen, was bei einem Start aus der ersten Reihe möglich ist. Dort war ich nahe an Pecco [Bagnaia, Sieger in Portugal, Anm. d. Red.] dran. Wenn wir dieses Problem aussortieren können, dann können wir auch unsere Ziele erreichen." Das Ergebnis seiner Startübungen am Freitag wollte Vinales nur kurz kommentieren: "Es war ganz gut. Ein Problem dabei ist gelöst, schon in Austin. Es ist aber an der Zeit, das öfter zu zeigen." Schon am Samstag im Sprint kann Vinales zeigen, ob sich die Übungen gelohnt haben.