Valentino Rossis Team VR46 fährt von Erfolg zu Erfolg. Nach dem ersten Sieg in Argentinien und der WM-Führung durch Marco Bezzecchi, trumpfte beim dritten Wochenende in Austin nun Rossis Halbbruder Luca Marini auf und holte mit Rang Zwei sein erstes Podest in einem Hauptrennen der MotoGP. Bei jedem der drei bisherigen Grand Prix stand einer der beiden VR46-Jungs auf dem Podest. Die Team-WM führt die Truppe von 'Uccio' Salucci mit 102 Punkten deutlich vor Pramac (73) an und das auf einem Vorjahres-Motorrad.

Doch damit nicht genug. Marini dachte während seines bisher besten MotoGP-Auftrittes sogar an den ganz großen Erfolg: "Es fühlt sich fantastisch an. Ich bin wirklich zufrieden mit meinem Rennen und dem gesamten Wochenende. Nach dem Fehler beim Start im Sprint versuchte ich vorsichtig zu sein. Ich wusste, dass ich starke Pace hatte. Als Jack [Miller, Anm. d. Red.] mich überholte, verlor ich Zeit auf Pecco [Bagnaia, Anm. d. Red.] und Alex [Rins, Anm. d. Red.]. Dann war es schwer, die Lücke zu schließen. Als ich aber Pecco stürzen sah und Alex ein paar Fehler machte, da dachte ich, der Sieg sei möglich, aber die Lücke war zu groß. In den letzten drei Runden habe ich nur noch versucht, ins Ziel zu kommen."

Familiengeschichte wiederholt sich: Rins verhindert Sieg von VR46

In diesen Runden, als Marini Rins näherkam, wiederholte sich die Familiengeschichte. 2019 hatte sich auf dem Circuit of the Americas bereits ähnliches abgespielt. Damals war wie Bagnaia der klare Favorit Marc Marquez gestürzt und Alex Rins befand sich dadurch in Führung. MotoGP-Legende Valentino Rossi jagte ihn aber bis zum Schluss. Es wäre Rossis letzter Sieg gewesen, aber Rins hielt stand und feierte so seinen ersten von mittlerweile sechs MotoGP-Erfolgen. Marini hatte die Jagd seines Halbbruders im Kopf: "Vale [Valentino Rossi, Anm. d. Red.] hat 2019 auch Alex gejagt. Ich erinnere mich, dass ich in einer Runde am Ausgang von Kurve Eins dieses Bild im Kopf hatte. Ich dachte, vielleicht könnte es heute eine Revanche geben, aber Alex ist sehr stark auf dieser Strecke. Ich werde es nächstes Mal wieder versuchen."

Auch dem siegreichen Rins war die Parallelität der Ereignisse aufgefallen. "Ich habe darüber wirklich nachgedacht. Als ich auf meinem Pitboard den Namen Marini sah, da dachte ich: Weitermachen, denn der wird alles versuchen", meinte der Spanier mit einem Grinsen im Gesicht. Marini nahm die erneute Niederlage der Familie gegen Rins sportlich und gratulierte dem Sieger: "Ich begann über den Sieg nachzudenken, aber er war sehr schnell und stark, er hat es verdient."

2019 hielt Alex Rins dem Druck von Valentino Rossi stand, Foto: LAT Images
2019 hielt Alex Rins dem Druck von Valentino Rossi stand, Foto: LAT Images

Schon im Cooldown-Raum vor der Podiumszeremonie hatten sich Marini und Rins zu ihrem Duell ausgetauscht. Der Italiener wollte genau wissen, warum Rins in den ersten beiden Sektoren derart schnell war. Rins antwortete auch hier schon im Bezug auf Rossi: "Du bist ja schlimmer als dein Bruder!" Der neunfache Weltmeister war zu seiner Zeit dafür bekannt, seine Konkurrenten nach dem Rennen über ihre Stärken auszufragen.

Marini hofft auf Box-Besuche von Bruder Rossi: Hilft mehr als alle anderen

Dass Marini überhaupt in der Lage war in die Nähe des Sieges zu kommen, hatte mit seiner Niederlage im Sprint zu tun. Der Italiener hatte am Samstag Lehrgeld zahlen müssen, denn er war schlecht gestartet: "Gestern war eine wichtige Lektion für mich. Nach sechs Runden war der Vorderreifen hinüber. Ich weiß nicht warum, vielleicht habe ich zu sehr gepusht, weil ich mich von Platz 18 aus zurückkämpfen wollte. Wenn du zu viel pushst, überhitzt du den Reifen und er arbeitet sehr schlecht. Heute habe ich sowohl Front- als auch Hinterreifen gemanagt und bin ohne Probleme ins Ziel gekommen."

Die Wende von Samstag auf Sonntag gelang, obwohl sich der 25-Jährige nicht auf den Erfahrungsschatz seines berühmten Bruders verlassen konnte: "Mit Vale war es noch einfacher, als er noch in der MotoGP fuhr. Nach seinem Rücktritt ist es schwieriger für ihn, von zuhause aus Ratschläge zu geben. Er sieht nicht das Reifenverhalten oder die Pace, von zuhause aus ist das nicht zu verstehen. Wenn er zu den Rennen kommt, dann kann er von der Boxengasse aus so einiges verstehen. Mehr als alle anderen Jungs hier kann er dir sagen, wo du dich verbessern musst. Es ist fantastisch, dass er manchmal in der Box ist. Ich hoffe, er kann noch häufig vorbeikommen." Rossi hat mittlerweile zwei gegen vier Räder getauscht und fährt GT3-Rennen für BMW.

Luca Marini will noch mehr Pokale sammeln, Foto: LAT Images
Luca Marini will noch mehr Pokale sammeln, Foto: LAT Images

Trotz der phänomenalen Entwicklung des VR46-Teams will der Podest-Debütant nichts von Titelambitionen wissen. Der Italiener sieht dies als eine Sache der Werksfahrer: "Ich glaube nicht, dass ich ein Titelanwärter bin. Ich habe schon in Portimao einen Nuller geschrieben. In dieser Meisterschaft ist es schwierig mit so vielen schnellen Fahrern auf den Werksmotorrädern. Ich werde mich einfach auf mich und mein Fahren konzentrieren. Ich werde um Podestplätze und Resultate wie dieses kämpfen. Wenn wir so weitermachen, dann ist es eine gute Saison."