Marc Marquez wird auch am MotoGP-Wochenende in Austin nicht teilnehmen. Am Donnerstag vor dem Amerika-GP sorgt er dennoch wieder für Schlagzeilen. Der MotoGP Court of Appeal, der für die Berufung gegen Marquez' Strafe aus dem Portugal-Grand-Prix verantwortlich ist, veröffentlichte ein erstes Urteil, wonach die Double-Longlap-Penalty vorerst ausgesetzt wird. Eine endgültige Entscheidung über Vollstreckung oder Annullierung der Strafe soll 'zu gegebener Zeit' gefällt werden.

Marquez war ja im MotoGP-Rennen von Portimao mit Jorge Martin sowie Miguel Oliveira kollidiert und hatte dafür eine Double-Longlap-Penalty erhalten. In der Urteilsbegründung der Stewards war dezidiert festgeschrieben, dass diese Strafe für den Argentinien-GP gilt. An diesem nahm Marquez verletzungsbedingt aber nicht teil und so wäre die Double-Longlap-Penalty de facto erloschen. Die Stewards wollten das verhindern und erklärten zwei Tage nach dem Zwischenfall, dass die Strafe für das nächste Rennen gelte, an dem Marquez teilnimmt.

Marc Marquez sorgte mit seiner Kollision in Portimao für Aufregung, Foto: Tobias Linke
Marc Marquez sorgte mit seiner Kollision in Portimao für Aufregung, Foto: Tobias Linke

Diese nachträgliche Modifikation einer Strafe ist im MotoGP-Regelbuch nicht vorgesehen. Eine Berufung von Marquez' Repsol Honda Team war die prompte Folge. So landete der Fall bei den Appeal Stewards, doch die dort eingesetzten FIM-Funktionäre sahen sich der Angelegenheit nicht gewachsen und verwiesen an die nächsthöhere Instanz, den mit Juristen beschickten Court of Appeal, der nun zum eingangs erwähnten vorläufigen Urteil kam.

In diesem ist zu lesen, dass der Court of Appeal prima facie, also in einer ersten Einschätzung, 'zumindest eine der von der berufenden Partei (Marquez und sein Repsol Honda Team, Anm.) angeführten Begründungen nicht unbegründet erscheint'. Es wird allerdings auch angeführt, dass die Double-Long-Lap Penalty zu 'einem späteren Zeitpunkt', also in einem zukünftigen Rennen, wieder zu tragen kommen könnte. Außerdem bestehe die Möglichkeit, den Fall mit einer alternativen Lösung in Form einer vergleichbaren Strafe zu beschließen. Das wäre durch Paragraph 1.19.2 des Reglements gedeckt und passiert beispielsweise, wenn eine Longlap-Penalty im Laufe eines Rennens nicht korrekt verbüßt werden kann.

Viel Zeit für eine endgültige Entscheidung bleibt dem Gremium bestehend aus den Herren Sakari Vuorensola (Vorsitzender), Robert Hofstetter und Marek Malecki nicht mehr. Innerhalb von vier Wochen nach der Beauftragung müssen sie ein finales Urteil fällen, die Hälfte dieses Zeitraums ist bereits vergangen, am Donnerstag vor dem nächsten Rennwochenende in Jerez liegt die Deadline.

Marc Marquez vs. MotoGP-Stewards: Ein komplizierter Fall

Wieso sich die Causa Marc Marquez so lange hinzieht, wird bei Einsicht der vorläufigen Urteilsbegründung des Court of Appeal klar. Auf sechs A4-Seiten werden rechtliche Hintergründe erklärt und Unterlagen protokolliert - all das garniert mit juristischen Fachbegriffen. Wer sich dennoch durch das Dokument wühlen will, kann das an dieser Stelle machen.