Die MotoGP-Saison 2020 beendete Franco Morbidelli, damals noch in Diensten von Petronas Yamaha, als Vizeweltmeister. 2021 stand er im Spanien-GP in Jerez ein letztes Mal auf dem Podest, ehe ihn eine Knieverletzung einige Wochen außer Gefecht setzte. Als er zurückkehrte, trug er bereits Werks-Yamaha-Farben. Der Italiener folgte mit großen Erwartungen auf den gefeuerten Maverick Vinales. Erwartungen, denen Morbidelli kaum gerecht werden konnte.
Im Gegenteil: Die restliche Saison 2021, sowie die komplette Saison 2022 entwickelten sich zum Desaster. In 25 Rennen erzielte Morbidelli nur 49 Punkte und lediglich zwei Top-Zehn-Resultate, während Teamkollege Fabio Quartararo um Siege und Weltmeisterschaften kämpfte. Auch das Auftakt-Wochenende 2023 in Portimao brachte keine Besserung. Eine Woche später scheint in Argentinien aber endlich ein Durchbruch gelungen zu sein.
Morbidelli gehörte in beiden Freitagstrainings zu den Schnellsten und qualifizierte sich direkt für Q2, während Quartararo nicht über P14 hinauskam. Im Qualifying selbst bestätigte der Italiener den positiven Eindruck mit Startplatz vier. Das Highlight folgte aber wenige Stunden später im Sprint: Erstmals seit knapp zwei Jahren kämpfte der Yamaha-Pilot wieder an der Spitze und führte kurzzeitig sogar. Erst in den letzten Runden musste er die Top Drei ziehen lassen, beendete den Sprint jedoch als starker Vierter.
Morbidelli jubelt: Fühlt sich so gut an!
"Ich hatte einen guten Start, war in der ersten Kurve aber etwas zu übermotiviert. Da war ein großer, nasser Fleck, der mir etwas Angst gemacht hat. Deshalb bin ich weit gegangen", blickt Morbidelli in seiner Medienrunde am Samstagabend zurück. "Ich konnte mich aber rehabilitieren und habe das Rennen sogar kurze Zeit angeführt. Das war unglaublich, es hat sich so gut angefühlt!" In ähnlicher Position war der 28-jährige Italiener letztmals in besagtem Spanien-GP 2021 unterwegs. Sein Vertrag läuft zum Ende der Saison aus, er kämpft 2023 also um seine Zukunft - nicht nur im Yamaha-Lager, sondern in der MotoGP generell. Entsprechend groß war die Erleichterung nach Zielüberfahrt im Sprint: "Ich bin überglücklich!"
Einen Hauptgrund für die Leistungsexplosion sieht Morbidelli in der verbesserten Motorleistung, die Yamaha mehr und mehr zu nutzen versteht. Am Donnerstag hatte Quartararo noch verraten, dass sein Team nicht die volle Power nutzen könne, weil sie mit Wheelie zu kämpfen hätten. Im Sprint sah das zumindest bei Morbidelli schon anders aus, er konnte sich auf der langen Gegengerade rundenlang vor den Ducatis halten. "Das verdanke ich dem Team und Luca Marmorini. Sie haben tolle Arbeit geleistet, um den Motor zu verbessern. Wir haben dieses Jahr viel mehr Potenzial", lobt der Italiener. "Letztes Jahr sind wir auf den Geraden aufgefressen worden. Jetzt waren wir nur schwer zu überholen, das ist positiv."
Quartararo: Weiterhin kein Grip und keine Ideen
Auf der anderen Seite der Garage überwiegt hingegen der Frust. Im Qualifying kam Quartararo nicht über Startplatz zehn hinaus, obwohl er in Q1 guten Speed gezeigt hatte und im Sprint reichte es lediglich zu P9 und einem WM-Zähler. "Das Qualifying war schlecht. Ich hatte zwar nicht erwartet, in Q1 so schnell zu sein. Aber sobald die Strecke auftrocknete, war es ein Albtraum", analysiert er trocken. "Im Sprint bin ich dann schlecht gestartet. Die Pace war nicht schlecht, aber in manchen Abschnitten verlieren wir zu viel Zeit - speziell im 1. und 2. Sektor. Wir müssen jetzt verstehen, warum das so ist und es morgen besser machen."
Im teaminternen Duell hatte Quartararo schon am Freitag das Nachsehen. Er klagte über Gripprobleme und wusste nicht warum. Potenzielle Lösungsansätze verliefen am Samstag im Sand: "Wir haben viel verändert, aber ich fühle mich noch immer nicht wohl auf Bike - speziell in den Bremszonen. Ich fühle mich nicht so, wie ich mich normalerweise fühle." Ideen, wie es besser werden könnte, habe die französische Hälfte der Yamaha-Box aktuell nicht. Ob ein Blick auf die andere Seite der Garage helfen könnte? "Franco hat einen ganz anderen Fahrstil. Auf Strecken mit geringem Grip - wie Barcelona, Malaysia oder hier - ist er immer schnell. Er bremst aggressiv und nimmt viel Kurvenspeed mit. Das schaffe ich nicht, weil mir der Grip fehlt."
Überholt unter Gelb: Stewards bestrafen Quartararo!
Negativer Höhepunkt des bisherigen Rennwochenendes des Franzosen: Um 0:11 Uhr mitteleuropäischer Zeit verkündeten die MotoGP-Stewards auch noch eine Strafe gegen ihn. Quartararo habe Takaaki Nakagami in der ersten Runde des Sprints in Turn 7 unter gelben Flaggen überholt. Honda-Pilot Joan Mir war dort gestürzt. Für dieses Vergehen wurde der Yamaha-Star mit einer Zeitstrafe von einer Sekunde belegt, die auf das Endergebnis aufgerechnet wird. Glück im Unglück: Quartararo bleibt dennoch Neunter und behält immerhin den einen WM-Punkt.
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