Im vergangenen Jahr gelang Aprilia in Argentinien Historisches: Aleix Espargaro erzielte am Samstag die erste Pole Position des Werkes in der MotoGP-Ära und tags darauf auch den ersten Sieg in der Königsklasse. 2023 rechnete sich Aprilia auf der schnellen, flüssigen Strecke in Termas de Rio Hondo erneut gute Chancen aus. Der Trainingsfreitag bestätigte dies: Dem Team aus Noale gelang in beiden Trainingssessions eine Doppelführung.

Im 1. Training am Freitagvormittag hatte sich Maverick Vinales in 1:39.207 Minuten an die Spitze gesetzt, Aleix Espargaro folgte mit 0,284 Sekunden Rückstand. In der Nachmittagssession drehte sich das Bild dann: Espargaro fuhr in 1:38.518 Minuten Bestzeit, Vinales wurde mit 0,162 Sekunden Rückstand Zweiter. Damit gehen die beiden Spanier als große Favoriten in das Qualifying am Samstag - und auch in Sprint und Hauptrennen ist ganz vorne mit ihnen zu rechnen. Zu überlegen war ihre Longrun-Pace im 2. Training.

"Es war ein ausgesprochen positiver Tag. Wir müssen uns noch etwas verbessern, aber insgesamt bin ich sehr glücklich", zog Vinales am Freitagabend ein äußerst zufriedenes Resümee. Fast schon euphorisiert ergänzt er: "Unsere Pace scheint bereits sehr gut zu sein. Daher ist es ein gutes Gefühl, zu wissen, dass wir noch Spielraum für Verbesserungen haben. Wir müssen jetzt alle Daten analysieren. Ich kann es kaum erwarten, morgen wieder auf die Strecke zu gehen."

Aleix Espargaro warnt: Unser Bike ist eigentlich gar nicht so gut

Können sich die Aprilia-Piloten also nur selbst schlagen? "Wir sind zufrieden, aber wir sollten auf dem Boden bleiben. Es ist erst Freitag", hält sich Espargaro bedeckt. Trotz überlegener Bestzeit will er von einer Aprilia-Dominanz in Argentinien nichts wissen: "Das Bike läuft eigentlich nicht gut. Das Problem ist nur, dass die Motorräder der anderen noch schlechter laufen. Fabio [Quartararo, Anm.] leidet und auch Ducati ist nicht auf unserem Niveau. Aber auch wir haben keinen Grip, das Bike rutscht viel. In Portimao war das Motorrad viel besser, es scheint hier nur weniger schlecht zu laufen als das der anderen Hersteller."

Das Grip-Niveau ist auf der Rennstrecke in Termas de Rio Hondo traditionell sehr niedrig, weil das Autodrom - von der Motorrad-Weltmeisterschaft abgesehen - kaum Events abhält. Das letzte Rennen auf der Strecke datiert aus dem Juli 2022. Folglich befindet sich immer recht wenig Gummi und sehr viel Schmutz auf dem Asphalt, was für Gripprobleme und langsame Zeiten sorgt.

In diesem Jahr soll es allerdings besonders schlimm sein, findet Espargaro: "Meinen ersten Run im 1. Training musste ich abbrechen, weil ich keinen Grip hatte. Es war wie auf einer Eisbahn." Im Verlauf des Tages sei die Strecke zwar schneller geworden, allerdings nicht so sehr wie erhofft. "Meine Bestzeit von 1:38,5 Minuten ist langsam - sehr langsam, im Vergleich zum letzten Jahr", analysiert der 33-Jährige Katalane. 2022 war ihm am ersten von nur zwei Tagen in Termas de Rio Hondo - der Trainingsfreitag war aufgrund von Logistikproblemen ausgefallen - im Qualifying eine Rundenzeit von 1:37.688 Minuten gelungen. Darauf fehlen nach dem diesjährigen Auftakttag mehr als acht Zehntelsekunden.

Maverick Vinales rückt Aleix Espargaro zunehmend auf die Pelle, Foto: Aprilia Media
Maverick Vinales rückt Aleix Espargaro zunehmend auf die Pelle, Foto: Aprilia Media

Aleix Espargaro vs. Vinales: Droht ein teaminterner Streit?

Deutlich nähergekommen ist Espargaro in diesem Jahr deshalb Teamkollege Vinales, der am Vormittag sogar schneller war. Droht ein teaminterner Streit, sollten sich die beiden in Argentinien tatsächlich um die zwei Rennsiege duellieren? "Wir respektieren uns", verneint Espargaro. Der vorjährige WM-Vierte zeigte sich vielmehr erfreut, dass Vinales immer stärker wird: "Heute Vormittag habe ich an mehreren Stellen Zeit verloren und seine Telemetrie analysiert, um schneller zu werden. Darum geht es, als Team zusammenzuarbeiten. Wenn wir irgendwann um die WM kämpfen, wird es sicher zur Sache gehen, aber für den Moment respektieren und helfen wir uns."